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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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schimmerten durch einen braunen Dreitagebart, den er sich auf der Highschool nie und nimmer hätte wachsen lassen können. Doch diese Veränderungen machten ihn nur noch attraktiver.
    »Touché. Das mit dem Anzug werde ich mir hinter die Ohren schreiben.« Er stieß sein Weinglas ganz leicht an meines. »Und, Miss Quintana, was hast du in den letzten zehn Jahren sonst noch so getrieben, außer übergroße Egos zurechtzustutzen?«
    Moment. Versuchte Jake Logan tatsächlich, mit mir zu flirten? Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, mischte Julia sich ein.
    »Annie ist Konditorin.« Sie drehte sich zu mir um. »Und zwar eine ganz hervorragende . Ich habe schon einen deiner Cupcakes probiert. Diese Zitronendinger – die sind der Sommer pur. Weißt du noch, wie es war, sieben Jahre alt zu sein und mehr als alles auf der Welt unbedingt einen Cupcake zu wollen? Der Weltfrieden, die Wirtschaft oder, keine Ahnung, das Leben selbst, alles war egal. Aber so ein leckerer, selbst gebackener Cupcake war etwas ganz Besonderes. Weißt du noch?«
    Noch ein Punkt für Julia , dachte ich, während ein Windstoß über die Terrasse fegte.
    »Das Einzige, was ich mehr als alles andere auf der Welt wollte, war eine Schlange. Aber das ist vielleicht so eine Jungs-Sache«, sagte Jake. Sein belustigter Blick ruhte einen Augenblick lang auf Julia, und ich fragte mich unwillkürlich, ob er immer noch etwas für sie empfand. Dann sah er mich an, und ich kam kurz in den Genuss der Wärme, die seine Augen angenommen hatten, als er Julia betrachtete. »Dann sind diese Cupcakes also … ein Rezept aus Ecuador?«
    Ich traute meinen Ohren kaum. Er wusste noch, woher meine Mutter kam! Als ich versuchte, mir die wenigen Begegnungen mit Jake während der Schulzeit ins Gedächtnis zu rufen, fiel mir sofort der verächtliche Blick ein, mit dem er mich auf meinem demütigenden Weg zum Büro des Schuldirektors angesehen hatte. Das war am Ende meines qualvollen letzten Jahres an der Devon Prep gewesen. Davor hatte er hin und wieder wohl so etwas wie gutmütiges Interesse an mir gezeigt, aber nie genug, um es sich mit den wirklich coolen Leuten an unserer Schule zu verscherzen. Ich hingegen hatte nur einige wenige Freundinnen unter meinen Mitschülern gehabt. Jody, die Dichterin, die fürchterlich an Akne litt und immer vor sich hinmurmelte: »Das kommt definitiv in meine Sammlung«, wenn die anderen aus der Klasse über ihre peinlichen, übereifrigen Wortmeldungen lachten. Und Penelope, die fast schon krankhaft schüchterne Klavierspielerin, die jedes Mal, wenn sie aufgerufen wurde, puterrot wurde. Diese Künstlerseelchen und ich hatten uns zusammengetan, um die Schulzeit einigermaßen heil zu überstehen; doch als die Gerüchte über mich in Umlauf kamen, konnten es noch nicht einmal Jody und Penelope riskieren, mit mir gesehen zu werden, und ich konnte es ihnen auch wirklich nicht verübeln. In diesem einsamen letzten Jahr verwandelte sich meine kindliche Fröhlichkeit in schwarzen Humor.
    »Nicht ganz«, antwortete ich Jake. »In Ecuador gibt es keine besonders lange Cupcake-Tradition, aus der ich schöpfen könnte. Es hat eher was mit vererbtem Talent zu tun, schätze ich. Meine Mom konnte wunderbar backen.«
    »Es liegt also in der Familie. Und jetzt bist du Konditorin.«
    »Ehrlich gesagt arbeite ich hart daran, Etiketten zu vermeiden«, sagte ich. »Ich sehe mich sogar als Vorreiterin im Kampf gegen den Etikettenschwindel. Aber wenn du mich als Bäckerin bezeichnest, könnte ich dir das vielleicht ausnahmsweise durchgehen lassen. Ich backe Desserts und Frühstücksgebäck für die Valencia Street Bakery im Mission District. Die ist nicht größer als eine Imbissbude. Und ich führe die Hunde anderer Leute aus. Wir dürfen die Hunde nicht vergessen.«
    »Niemals«, sagte Jake feierlich.
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel«, warf Julia ein. »Deine Cupcakes sind köstlich. Wirklich. Ich bin schwer beeindruckt.«
    Ich sah sie an und schwieg einen Moment, bevor ich mich widerstrebend für das Kompliment bedankte.
    Ich wusste nicht so recht, wie ich Julias Nettigkeiten deuten sollte. Falls es ihr ebenso absurd vorkam wie mir, dass wir drei hier plauderten wie alte Schulfreunde auf einem lang geplanten Klassentreffen, ließ sie sich nichts anmerken. Sie konnte doch nicht vergessen haben, was sie mir angetan hatte? Wie gemein sie in dem Jahr vor dem Tod meiner Mutter zu mir gewesen war? Wie ihre Intrigen mein Leben verändert und das

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