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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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Ein anderer Teil von mir fühlte sich so ernüchtert und erniedrigt, dass ich mich am liebsten sofort davongemacht hätte, um mich zu Hause auszuheulen und haufenweise Kekse in mich hineinzustopfen. Während ich noch an der Schwelle stand und zwischen diesen beiden Möglichkeiten schwankte, drängte sich Julia an Jake vorbei aus der Sitzecke und stürzte auf mich zu.
    »Annie!«, rief sie mit vor Schreck geweiteten Augen. »Ich … ich weiß nicht, warum er mich gerade geküsst hat. Wir sind nicht … wir haben nichts miteinander.« Ihre Schultern bebten. »Ich weiß, was du jetzt denkst, aber ich schwöre dir, dass wir nicht …«
    »Halt einfach den Mund«, sagte ich.
    Als ich Jake auf uns zukommen sah, brachte ich endlich die Energie auf, mich umzudrehen und aus der Bar zu gehen. Draußen auf der Straße hörte ich ihn meinen Namen rufen.
    Ich wirbelte herum. »Was hast du dir dabei gedacht?«, zischte ich ihn an, ohne Julia zu beachten, die ihm gefolgt war. »Macht dir das Spaß? Sind wir beide ein netter Zeitvertreib?«
    Er runzelte die Stirn und fasste nach meinen Armen. Julia gab ein betrunkenes Schniefen von sich. Sie sah so bedröppelt und zerknittert aus, dass ich am liebsten ein Handyfoto von ihr geschossen hätte, um es ihrer Mutter zu schicken.
    »Es tut mir leid«, sagte Jake. »Das hätte nicht passieren dürfen, auch wenn es … nichts war. Es war auch überhaupt nicht so geplant – ich hoffe, du kannst mir das glauben. Wir sind einfach nur …« – er warf einen Blick über die Schulter zu Julia und seufzte –, »besoffen«.
    Als ich ihn so vor mir auf dem Gehweg stehen sah, fiel plötzlich die Maske des zerknirschten Mannes mit dem entschuldigenden Dackelblick, und ich nahm zum ersten Mal den echten Jake wahr. Das ist alles nur Show , wurde mir klar. So gut wie alles an ihm Show war. Nichts war ihm wichtig. Weder ich noch Julia, noch die Jugendlichen, denen er angeblich helfen wollte – nichts außer ihm selbst und seinem einfachen, ungebundenen Leben. Wie hatte ich nur so blind sein können? Es war fast eine Erleichterung, endlich den Menschen hinter der Maske zu sehen. Einen Mann, der mich so distanziert betrachtete, als wäre ich ein ihm unbekanntes Kuriosum. Das Blitzen in seinen Augen, das ich immer als schelmisch, aber auch als Ausdruck von Warmherzigkeit interpretiert hatte, war schlicht und einfach Übermut. Kurzum, er war nicht der Mann, für den ich ihn gehalten hatte – oder den ich mir gewünscht hatte. Beim Gedanken an all die Gespräche, in dem ich ihm mein Herz geöffnet und Dinge gesagt hatte, die ich nie wieder zurücknehmen könnte, wurde mir ganz anders zumute. Eigentlich hätte ich mittlerweile an die Bitterkeit solcher Trennungen gewöhnt sein müssen, doch das demütigende Gefühl, dem Falschen vertraut zu haben, tat jedes Mal wieder genauso weh.
    Sprachlos schüttelte ich den Kopf.
    »Es ist wohl am besten, ich rufe dich morgen früh an«, sagte Jake leise. Erst jetzt fiel mir auf, dass seine Hände immer noch auf meinen Armen lagen. »Wenn wir wieder klar denken können.«
    Ohne zu zögern streifte ich seine Hände ab und trat einen Schritt zurück. »Ich glaube, wir sollten hier und jetzt den Schlussstrich ziehen. Ich wüsste nicht, was wir uns noch zu sagen hätten. Was auch immer das war, was wir miteinander hatten, es ist aus. Aus und vorbei.«
    Jake blinzelte. »Ich rufe dich am besten an und …«
    »Bitte nicht«, sagte ich und drehte mich um, bevor mir die Tränen kamen. Ich hörte, wie Julia meinen Namen rief, aber ich tat, was ich schon vor Monaten hätte tun sollen: Ich ignorierte sie.
    Im Treat konnte ich Julia leider nicht aus dem Weg gehen. Doch sobald sie Anstalten machte, mich anzusprechen, warf ich ihr einen warnenden Blick zu, der offenbar grimmig genug wirkte, um sie auf Abstand zu halten. Es war ihr anzumerken, wie schwer ihr das fiel, aber was konnte sie schon zu sagen haben, das mich nicht auf die Palme bringen würde? Wie ließe sich je rechtfertigen, was sie getan hatte? Ich konnte immer noch nicht fassen, dass sich Julia und Jake unter allen Bars in der Stadt ausgerechnet den 500 Club für ihr kleines Rendezvous ausgesucht hatten. Eine Kneipe in meinem Viertel. Hatten sie es etwa darauf angelegt, dass ich sie ertappte?
    Doch mir selbst machte ich wie eine masochistische Idiotin die meisten Vorwürfe. Schließlich kannte ich Julia St. Clair. Ich wusste genau, wozu sie fähig war, und trotzdem hatte ich ihr noch einmal mein Vertrauen geschenkt. Ihr

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