Das Bienenmaedchen
war es, aber von einer anderen Art – beständiger und erwachsener, wie sie annahm.
Die Soldaten wandten sich wieder ihrem Bier zu, und Judy und Dougie verstrickten sich in einen liebenswürdigen Streit über Geld, das sie ihm offensichtlich geliehen hatte, um das Abendessen zu bezahlen. Nach einer Weile standen die beiden auf und gingen auf die Tanzfläche. Guy entschuldigte sich bei Beatrice, die anschließend allein in ihrer Glücksblase saß. Sie sah Judy und Dougie nach, als sie die Treppe hinuntergingen und sich unter die Tänzer mischten, und wünschte ihnen, dass sie das gleiche Glück empfinden konnten. Es war zu voll, um sich heftig zu bewegen, doch das schränkte Judys Tanzstil keineswegs ein. Beatrice lachte, als sie sah, wie die feurige kleine, rot gekleidete Gestalt Dougie herumwirbelte, der sich bei jedem entschuldigen musste, gegen den die beiden stießen. Durch ihr freundliches Lächeln erlangten sie sofort Vergebung.
Dann sah sie erneut den Mann mit dem blonden Haar. Die Blase der Zufriedenheit zerplatzte. Jetzt erkannte sie ihn ganz sicher. Aber er konnte es nicht sein – das konnte absolut nicht sein! Er wurde doch irgendwo in Deutschland vermisst. Er tanzte mit einer blonden Frau in der Uniform der »Wrens« – einer Frau, die völlig vertraut aussah. Während Beatrice die beiden anstarrte und darauf wartete, Gewissheit zu erhalten, warf die Frau lachend ihren Kopf zurück.
Beatrice sprang auf und formte mit den Lippen den Namen Angie. Es war Angelina! Und sie tanzte mit …
»Rafe …«, flüsterte sie.
Dann gab es ein lautes, krachendes Geräusch – und Beatrice’ Welt explodierte in einem Getöse aus Leid und Schrecken.
KAPITEL 17
Die Druckwelle der Bombe hatte Beatrice über die ganze Galerie hinweg gegen die Wand geschleudert, an der sie nun lehnte. Um sie herum herrschte ein Chaos aus Möbeln, Trümmern und glitzernden Glasscherben. Krampfhaft rang sie nach Atem, dann füllten sich ihre Lungen mit einem lauten Keuchen wieder mit Luft – nicht frisch und lebensspendend, wie die Luft, die ihr vertraut war, sondern heiß, versengend und giftig. Ihr ganzer Körper schmerzte, aber sie war offenbar unverletzt. Als sie nach oben schaute, sah sie ein großes Loch im Dach und darüber den nächtlichen Himmel, an dem Lichter funkelten. Sie versuchte, sich mit der linken Hand aufzustützen, spürte jedoch einen heftigen Schmerz, als etwas in ihre Hand stach, und sie riss sie zurück. Irgendwie kämpfte sie sich wieder auf die Beine. Glas zersplitterte unter ihren Füßen, als sie sich langsam einen Weg durch das Chaos zu der einzigen noch erhaltenen Treppe bahnte.
Sie ging am Rand der Galerie mit ihrem verbogenen Geländer entlang und schaute nach unten. Dort, wo die Tanzfläche gewesen war, lag jetzt ein riesiger Trümmerhaufen. Dunkle Gestalten mit Taschenlampen bewegten sich suchend durch die verwüstete Halle und riefen über die Schreie hinweg. Dann erinnerte sie sich.
»Guy.« Ihre Lippen formten seinen Namen. Wohin war er gegangen?
Sie hörte ein Stöhnen und spürte, wie eine Hand ihren Knöchel umfasste.
»Hilf mir«, keuchte ein Mann. Nicht Guy, sondern einer der Soldaten, die ihnen vorhin ein Ständchen gebracht hatten. Sie hob den Tisch an, unter dem der Mann eingeklemmt war, und er kroch hervor. Dann taten beide ihr Bestes, um allen anderen zu helfen, die sie in dem dämmerigen Licht erkennen konnten. Eine Frau lag bewegungslos da, ihr Gesicht schimmerte bleich, ihre glasigen Augen schauten für immer nach oben. Beatrice hatte diesen Blick schon zu viele Male draußen auf den Straßen gesehen. Sie schloss die Augenlider der Frau und ging weiter.
Plötzlich leuchtete die Galerie in einem weichen Licht.
»Jemand hier oben?«
Zwei Luftschutzhelfer waren die Treppe hochgestiegen und geleiteten nun Leute nach unten.
»Langsam jetzt, wenn Sie gehen, Miss«, sagte der eine. »Kein Grund zur Panik, schön ruhig gehen.«
Wie zur Antwort war irgendwo in der Nähe ein hysterisches Schluchzen zu hören. Mit zitternden Gliedern wankte Beatrice die Treppe hinunter.
»Bea, Gott sei Dank!« Unten stand Guy, der durch das Chaos gestolpert war, um sie in Empfang zu nehmen. Sie fiel die letzten paar Stufen hinunter, doch er fing sie auf und hielt sie fest umschlungen. »Los, wir müssen dich hier rausbekommen!«
»Nein«, sagte sie und erinnerte sich an die anderen. Vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild von Rafe und Angie auf, die lachte und ihren Kopf nach hinten warf.
»Judy,
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