Das Bienenmaedchen
auf.
»Mein Gott! Was ist passiert?«
Angie kippte vornüber in die Arme ihrer Mutter.
Dann trug Gerald sie nach oben in ihr Schlafzimmer. Beatrice folgte ihnen und half Peggy, dem Dienstmädchen, Angie zu waschen und ins Bett zu bringen. Währenddessen hörte sie, wie Oenone unten im Flur versuchte, den Arzt anzurufen.
Dr. Strumpshaw kam pflichtgemäß und führte verschiedene Untersuchungen durch, bevor er erklärte, Angie habe durch einen üblen Schlag gegen den Kopf eine leichte Gehirnerschütterung. Er fügte hinzu, man solle sie beobachten, obwohl er nicht annehme, dass sie eine ernsthafte Verletzung davongetragen habe. Doch mittlerweile war Mrs Wincanton selbst in einer schrecklichen Verfassung. Der Gedanke, nach ihrem Sohn nun noch ihre ältere Tochter zu verlieren, erschien ihr nicht allzu weit hergeholt. Nur unter größten Schwierigkeiten gelang es, sie zu beruhigen und zu veranlassen, sich mit einem Beruhigungsmittel ins Bett zu legen.
Unten klingelte wieder das Telefon, und jemand nahm den Hörer ab.
Beatrice war unendlich müde und stolperte die Treppe hinunter, um den Arzt hinauszubegleiten.
»Und wo ist der Hausherr heute Nacht?«, erkundigte er sich.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Beatrice. Sie war zu loyal, um zu erklären, dass Mr Wincanton ihrer Erfahrung nach nur selten zu Hause war.
Dr. Strumpshaw runzelte die Stirn. »Dann werden Sie hierbleiben, wie ich hoffe? Sie brauchen jemanden, dem sie vertrauen.«
Beatrice biss sich auf die Lippe. Ihre erschöpften Gedanken kreisten in ihrem Kopf herum. Für sie und Guy war es die letzte gemeinsame Nacht. Aber Angie brauchte sie! So oder so – wenn sie am Morgen nicht im Wohnheim war, würde es Ärger geben. »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte sie. »Morgen früh hab ich Dienst.«
»Das haben Sie nicht, verstehen Sie! Rufen Sie als Allererstes dort an und erzählen Sie alles. Sie haben Furchtbares erlebt, und wir können nicht zulassen, dass Sie bei Ihrer Arbeit zusammenbrechen. Das würde niemandem etwas nützen. Außerdem werden Sie, wie ich gesagt habe, hier im Haus gebraucht. Wirklich, ich bestehe darauf. Soll ich Ihnen eine Notiz schreiben?«
»Das wäre gut«, erwiderte sie und führte ihn in den Salon, wo es einen Schreibtisch gab. Dort trafen sie auf Gerald und Guy, die immer noch geduldig warteten.
»Das war Mr Wincanton am Telefon«, sagte Gerald. »Er hat von dem Bombeneinschlag heute Nacht gehört und wollte wissen, ob seine Tochter sicher zu Hause ist.« Ängstlich sah er den Arzt an. »Wie geht es Miss Wincanton?«
»Sie hat nichts, was sich nicht durch ein paar Tage Ruhe beheben ließe«, antwortete der Arzt, während er schrieb. »Doch sie wird für eine Weile nicht zu den ›Wrens‹ zurückkehren.«
»Das denke ich auch.« Gerald wandte sich an Beatrice. »Ich muss jetzt zurück zur Kaserne, Miss Marlow, falls es nichts mehr gibt, was ich hier tun kann. Ich hatte absolut den Eindruck, dass Mr Wincanton nach Hause kommt, sobald er ein Taxi gefunden hat. Aber das kann noch eine Weile dauern, und deshalb bin ich froh, dass Sie hierbleiben.«
»Was ist eigentlich mit Angies Bruder – Peter, meine ich?«, fragte Beatrice. »Ist er nicht hier?«
»Ich glaube nicht, dass er momentan zu Hause wohnt«, antwortete Gerald. »Angie hat mir erzählt, dass es da ein paar Meinungsverschiedenheiten gegeben hat.«
»Oh«, sagte Beatrice. Sie war nicht besonders überrascht.
»Ich kann Sie mitnehmen, wenn wir denselben Weg haben«, bot Dr. Strumpshaw Gerald an. »Mein nächster Anlaufhafen ist Oxford Street.«
»Vielen Dank«, erwiderte Gerald. »Wenn Sie mich am Marble Arch absetzen könnten.«
Beatrice und Guy sahen sich an.
»Guy, ich glaube, ich muss heute Nacht hierbleiben«, sagte sie. »Es tut mir leid.« Sie wusste im Innersten, dass sie Angie nicht alleinlassen sollte – nicht, wenn Oenone ein Beruhigungsmittel genommen hatte.
Er nickte. »Natürlich musst du das.«
Sie dachte, dass er so erschöpft aussah, wie sie sich fühlte. Ein großer Bluterguss hatte sich an seinem Wangenknochen gebildet, und seine Augen hatten rote Ränder. Bei jeder Bewegung stiegen kleine Staubwolken von seiner Uniform auf.
»Vielleicht kann ich Sie dazu überreden, mich ebenfalls mitzunehmen, Sir«, sagte Guy, an den Arzt gewandt. »Ich wohne bei einem Freund nördlich der Oxford Street.«
»Je mehr, desto besser«, erklärte Dr. Strumpshaw.
Während Peggy die Mäntel holte, ging Gerald nach oben, um sich von Angelina zu
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