Das Bienenmaedchen
pudding aß, der mehr aus Talg als aus Fleisch bestand.
Nachmittags schlenderten sie am Meer entlang zu einem kleinen Hotel, wo die Frau am Empfang Beatrice mit einem diskreten Lächeln ansah, als sie die Buchung der beiden überprüfte. Das Zimmer bot zwar eine Aussicht auf das Meer, war jedoch schäbig und hatte schlecht eingepasste Fenster, die im Wind klapperten. Im Kamin brannte ein Feuer, aber die Hitze entwich geradewegs durch den Rauchabzug nach oben, anstatt den Raum zu wärmen. Sie zogen sich rasch aus und gingen direkt ins Bett. Zuerst hielt Beatrice ihre Augen geschlossen, genoss seine zärtlichen Hände und die überraschenden Empfindungen ihres erwachenden Körpers.
»Warte einen Moment«, sagte er und wandte sich kurz von ihr ab, um etwas vom Nachtschränkchen zu nehmen. Während er an sich herumfummelte, streckte sie ihre Hand aus und streichelte seine Brust. Sie wunderte sich darüber, wie seltsam hart der Muskel war. Dann beugte sie sich zu ihm und küsste die weiche Haut oberhalb seines Schlüsselbeins. Als er fertig war, nahm er sie wieder in die Arme, rollte sich sanft auf sie und schaute ihr in die Augen.
»Ich liebe dich«, flüsterte er. »Du weißt das, oder?«
Und es schien richtig und natürlich zu sein, als er in sie hineinglitt, und bald bewegten sie sich zusammen – langsam zuerst, dann drängender.
»Oh, Beatrice«, flüsterte er schließlich, und sie schmiegte sich eng an ihn, bis die herrlichen Wärmewellen verebbten. Danach lagen sie eng umschlungen da, ohne etwas zu sagen, und sie fühlte sich weich und glücklich und geliebt. Sie schlummerten ein, während die Fenster klapperten und der Wind durch den Kamin heulte. Später schlichen sie kichernd und halb bekleidet abwechselnd den Korridor entlang zum Badezimmer.
Am nächsten Morgen, als der Zug sie wieder von ihm fortbrachte, wurde sie wie nach ihrem ersten Treffen von einem unerträglichen Gefühl des Verlustes überfallen. Ihr Körper, neugeboren durch die Nähe zu seinem, verlangte bereits danach, ihn wieder zu fühlen.
Nach diesem kurzen Wochenende verbrachten sie, wann und wo sie konnten, hungrige Momente der Zweisamkeit. Und das Wissen, dass jederzeit sein Abmarschbefehl eintreffen konnte, verlieh ihren Treffen eine süße Dringlichkeit.
An einem Donnerstagabend Anfang März wurde Beatrice zu dem Telefon im zugigen Flur des Wohnheims gerufen. Es war Guy.
»Bea, sie haben uns Einschiffungsurlaub gegeben. Achtundvierzig Stunden. Damit hat sich’s leider. Hör zu. Ich muss nach Hause fahren zu meinen Leuten. Es wäre nicht fair, wenn ich das nicht täte. Ich hab mich gefragt, ob du vielleicht mitkommen willst. Könntest du? Ich möchte, dass du sie kennenlernst.«
»Nach Wales fahren? Guy, nein … Ich meine, ich würde deine Eltern gerne kennenlernen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es geht. Nicht so kurzfristig.«
»Fragst du?«
»Natürlich.«
Wie sie befürchtet hatte, wurde ihr Urlaubsantrag abgelehnt. Sie erzählte Guy nicht, was ihre befehlshabende Offizierin gesagt hatte.
»Wenn er Ihr Verlobter wäre, dann natürlich, das wäre etwas anderes. Aber ich glaube, dass wir hier eine Grenze ziehen müssen. Sie sind noch sehr jung. Und im Augenblick können wir einfach nicht auf Sie verzichten. Wir sind sehr unter Druck, weil so viele Mädchen fort sind.«
Es schien lange zu dauern, bis er ans Telefon kam.
»Schlechte Nachrichten, tut mir leid«, sagte sie.
»Verdammt!« Sie hörte ihn durch die knisternde Verbindung atmen. »Hast du ihnen gesagt, es sei wichtig?«
»Natürlich«, antwortete sie. »Judy hatte auch kein Glück. Unsere befehlshabende Offizierin gibt mir nur den Samstagnachmittag frei. Können wir uns nicht treffen, wenn du auf dem Rückweg durch London kommst?«
Er kam zu spät. Beatrice wartete schon eine ganze Stunde. Sie saß allein an einem Tisch auf der Empore des Nachtclubs und spähte durch das Geländer. Vielleicht würde sie ja jemanden unter den tanzenden Paaren da unten wiedererkennen. Zweimal musste sie irgendwelchen Männern kühl mitteilen, dass sie auf jemanden warte. Verspätungen, verpasste Treffen – daran war jeder gewöhnt. Aber an diesem Abend beunruhigte es sie mehr als üblich. Sie kämpfte darum, die Angst zu unterdrücken, dass sie ihn vielleicht nie wiedersehen würde, als ein Mann in Uniform, der um die Tanzfläche herumschlenderte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Dieses hellblonde Haar hatte etwas so Vertrautes, dass sie an Rafe denken musste.
»Bea,
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