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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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verstehe das, aber ich … ich war mir niemals in meinem Leben einer Sache so sicher.«
    Sie starrte auf den Ring und schaute dann in sein liebes, freundliches Gesicht. Mit Guy könnte sie glücklich werden, das erkannte sie. Es war, als ob ein Licht in ihren Geist hineingegossen wurde und Bilder von ihrer gemeinsamen Zukunft anstrahlte. Nach dem Krieg. Ein Haus, umgeben von Feldern. Kinder, die so spitzbübisch waren wie die evakuierten Bengel. Lag darin ihre Zukunft? Hier, in der Hitze und Dringlichkeit des Augenblicks, war der Duft des Verlangens gewürzt mit der Angst vor dem Tod. Sie hatte nicht die Möglichkeit nachzudenken, keine Zeit, um es sorgfältig zu erwägen. Wenn er fort war, würde sie noch lange genug warten müssen und Zeit haben, alles zu überdenken.
    »Oh ja, Guy«, flüsterte sie und erlaubte ihm, den Ring auf ihren Finger zu schieben, wo er sich ganz angenehm anfühlte.
    »Ich liebe dich«, sagte er und nahm ihre Hand. »Du hast mich so glücklich gemacht.« Ohne sich darum zu kümmern, wo sie waren, zog er sie plötzlich an sich und küsste sie leidenschaftlich. Eine Gruppe Soldaten am Nebentisch klatschte und pfiff, bis die beiden sich lachend voneinander trennten.
    »Mein liebes Mädchen, ich glaube, ich muss mit deinem Vater sprechen«, sagte er. »Ich wünschte, ich hätte deine Eltern schon kennengelernt. Was glaubst du, was er sagen wird?«
    »Lass mich ihm schreiben und ihm alles über dich erzählen«, antwortete sie mit einem sanften Lächeln. »Dann können wir sie gemeinsam besuchen, wenn du wieder da bist.«
    Zumindest den familiären Hintergrund von Guy würde ihr Vater zu schätzen wissen. Und ihre Mutter? Nun, vielleicht hatte sie wegen Beatrice’ Beziehung zu den Wincantons einst hochfliegende Hoffnungen genährt. In letzter Zeit aber war Delphine so auf ihren Mann und ihre Sorge um ihre Familie in Frankreich konzentriert gewesen, dass sie solch geringfügige Bedenken wohl längst vergessen hatte.
    »Du musst mir jede Woche schreiben«, sagte Guy. »Ich möchte genau wissen, was du machst, damit ich mir dich vorstellen kann. Oh, und ich muss ein Foto haben. Das ist nur gerecht, weil ich dir eines von mir gegeben habe.«
    »Ich habe ein Foto mitgebracht«, sagte sie und suchte in ihrer Tasche. Es war das Porträt, das man von ihr gemacht hatte, als sie hergekommen war. Sie mochte es nicht besonders. »Die anderen, die ich habe, sind aus der Zeit vor dem Krieg, und ich seh darauf wie ein Kind aus.«
    »Jetzt bestimmt nicht mehr«, sagte Guy und lächelte vielsagend.
    »Hast du deinen Eltern von mir erzählt?«, erkundigte sie sich.
    Diese Frage blieb unbeantwortet, weil ihr Gespräch genau in diesem Moment unterbrochen wurde.
    »Beatrice, hier bist du also!« Es war Judy mit ihrem gewohnten Talent für Störungen, die sich ihren Weg zwischen den Tischen bahnte und Dougie an der Hand hinter sich herzog. »Hallo, Guy, mein Schatz. Wir haben überall nach dir Ausschau gehalten.«
    »Ich hoffe, wir stören nicht«, sagte Dougie, als er ihre Gesichter sah. »Aber du hast gesagt, Guy, du wärst vielleicht hier, und wir haben das als Einladung aufgefasst. Himmel, ist das heute Abend voll hier!« Er wandte sich an die Soldaten am Nebentisch. »Braucht ihr Burschen all diese Stühle?«
    Während er die Sitzmöbel auseinandersortierte, entdeckte Judy mit ihren Adleraugen den Ring und stürzte sich mit einem entzückten Keuchen darauf. »Dougie, schau, er ist nur deswegen gekommen und hat es wirklich getan!«
    Dougie fuhr herum und rief: »Guy, mein lieber Junge, herzlichen Glückwunsch! Und Beatrice – wie wundervoll! Was für ein hübsches Paar ihr abgebt!« Er drückte Guys Hand und küsste Beatrice. Judy schickte ihn zum Geschäftsführer, und kurze Zeit später kehrte mit einer staubigen Flasche Champagner und mehreren Gläsern zurück.
    Alle starrten sie an. Die Soldaten hinter ihnen stimmten eine misstönende Version von For they are jolly good fellows an, die böse mit Oh Jonny zusammenstieß, das die Band unten intonierte. Und Judy, deren Augen vor lauter Freude und Schampus strahlten, kicherte und weinte abwechselnd. In der Zwischenzeit saßen Beatrice und Guy lächelnd da, waren beschämt wegen des ganzen Theaters und hielten unter dem Tisch Händchen.
    War sie jemals so glücklich gewesen? Ein Bild kam Beatrice in den Sinn. Jener heiße Sommertag vor ihrem Haus, am Morgen vor der Sturton-Tragödie, als sie sich so glückselig gefühlt hatte. Auch das hier war Glück, ja, das

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