Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
Vom Netzwerk:
Beatrice, schon darüber, wie man ein Baby versorgt? Und sie war Nanny dafür dankbar, dass sie die Hemdchen und Strampelhosen und Windeln wusch, den Kleinen badete und mit ihm spielte, wenn er, wie neuerdings häufig vor dem Schlafen, quengelig war.
    Am darauffolgenden Tag fuhr Gerald mit dem Zug nach Devon zurück. Aus dem Süden wehte ein wärmerer Wind, und bald tropfte schmelzender Schnee von den Bäumen und glitt plötzlich mit einem beängstigenden Plumpsgeräusch vom Dach herab. Der Boden war braun und durchnässt, und der Himmel wurde einmal mehr von Flugzeugen durchschnitten.
    »Wenigstens sind es unsere«, sagte Hetty.
    An einem frühen Morgen im Januar wurde Beatrice schlagartig aufgeweckt. Angie hatte die Tür zu ihrem Zimmer so heftig aufgestoßen, dass sie an die Wand schlug, und stöhnte dumpf immer wieder: »O Gott!« Dann fiel die Badezimmertür mit einem lauten Knall zu, und drinnen war ein heftiges Würgen zu hören.
    Hetty hämmerte gegen die Badezimmertür. »Angie, geht’s dir gut?«
    »Nein. Geh weg!«
    Später, als Hetty zur Schule gegangen war und Beatrice gerade frühstückte, taumelte Angie ins Esszimmer. Bei der Farbe ihrer Haut dachte Bea unwillkürlich an schmutziges Spülwasser.
    »Tee«, brachte Angie mit erstickter Stimme hervor und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Keine Milch.« Dann sank ihr Kopf auf den Tisch.
    »Bist du sicher, dass du was Falsches gegessen hast?«, fragte Beatrice mit offenkundiger Ironie, während sie ihrer Freundin eine Tasse und Untertasse hinstellte. »Jetzt ist dir schon den dritten Tag schlecht.« Glücklicherweise hatte sie selbst nicht unter Übelkeit gelitten, aber sie kannte die Anzeichen bei anderen.
    Angie schüttelte den Kopf. »Du weißt verdammt gut, was das ist. Ich bekomme ein Baby!« Sie versuchte, einen Schluck Tee zu trinken.
    »Angie, das ist wunderbar! Weiß Gerald es schon?«
    »Ja –«, Angie würgte und rannte aus dem Zimmer.
    Später sagte sie: »Ich weiß nicht, warum man das Morgenübelkeit nennt. Es hält doch fast den ganzen Tag an.«
    »Ich hatte das nie. Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Viel besser. Danke.«
    Sie saßen eng nebeneinander vor dem Feuer im Salon. Nanny war früh zu Bett gegangen und hatte geklagt, bei ihr sei eine Erkältung im Anmarsch. Beatrice hatte also schuldbewusst das unruhige Baby mit nach unten genommen, anstatt es oben weinen zu lassen, was Nanny getan hätte. Sie hatte ihren Sohn gestillt, und nun lag er glücklich da und schaute auf die Lichter und das Feuer und auf die faszinierenden Gesichter der beiden Frauen.
    »Aber du freust dich – über das Baby, meine ich?«, fragte Beatrice.
    »Oh Bea, natürlich! Und was für ein Glück, dass Nanny da ist und uns hilft. Mit zweien wird sie ganz schön beschäftigt sein, was? Es wird für sie wie in alten Zeiten sein. Ich hoffe nur, dass sie es immer noch schafft.«
    »Wir dürfen nicht zu viel von ihr erwarten. Was denkst du, wie alt sie ist?«
    »Nanny? Keine Ahnung. Für mich sieht sie immer gleich aus.«
    »Und Hetty wird Tante.«
    »Armes Ding, sie ist nicht besonders glücklich hier. Ich wünschte, sie würde ein paar Freundinnen in ihrem Alter finden. Es ist nicht gut für sie, so oft allein zu sein.«
    »Es ist meine Schuld, dass wir Nanny hergeholt haben«, sagte Beatrice. »Hetty wäre glücklicher gewesen, wenn sie weiter bei ihren Cousinen gelebt hätte.«
    »Ohne Nanny wollte sie nicht dortbleiben. Und ich finde es nicht gut von Mummy, dass sie Hetty nicht bei sich hat. Das arme Mädchen vermisst sie.«
    »Aber sie kann nicht in London leben. Dein Vater verbringt den ganzen Tag damit, Müttern dazu zu raten, ihre Kinder zu evakuieren. Da würde es sich nicht gut machen, wenn er seine Tochter bei sich behält.«
    »Dann sollte Mummy herkommen und hier leben.«
    »Das würde dir nicht gefallen, ihr würdet euch streiten.«
    »Nein, würden wir nicht. Allerdings haben wir eigentlich keinen Platz für sie.«
    Jetzt, wo sie sich ein bisschen besser fühlte und wieder munterer wurde, sah Angie besonders schön aus, fand Bea. Die Schwangerschaft verlieh ihr eine himmlische Zartheit anstelle des üblichen gesunden Leuchtens. Seit ihrer Hochzeit hatte sie sich verändert, das konnte Beatrice sehen. Gerald hatte sie ausgeglichener gemacht – wozu vermutlich kein anderer in der Lage gewesen wäre –, und sie hielt sich an ihm fest und sprach häufig von ihm, wenn er nicht da war. Offenbar war sie glücklich in diesem kleinen, angemieteten Cottage,

Weitere Kostenlose Bücher