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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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hatte.
    »Bist du sicher, dass der kleine Kerl keine Bonbons vertragen kann?«, fragte Gerald und beäugte den Jungen auf Beatrice’ Schoß mit einer Mischung aus Vorsicht und Verwunderung. Es war nach dem Mittagessen, und sie saßen um das Feuer im Salon, während es draußen dunkel wurde. An einem kleinen, mit Filz überzogenen Tisch vertrieben sich Hetty und Angie die Zeit mit einem Kartenspiel, während Nanny das Geschirr abwusch. Sie hatte darauf bestanden, das jetzt zu erledigen, nachdem sie die Rede des Königs gehört hatte.
    »Nein, kann er nicht!«, rief Angie. »Ehrlich, Bea, ich wage nicht, mir vorzustellen, wie Gerry sich aufführen wird, wenn wir Kinder haben! Er hat nicht die leiseste Ahnung, was für sie geeignet ist. Hetty, das kannst du nicht tun. Du schummelst!«
    »Aber du hast die ganzen guten Karten, und ich komme nicht weiter!« Hetty ließ die Schultern hängen. Mit dreizehn verwandelte sie sich von einem schwierigen Kind in eine schwierige Jugendliche. Am Morgen war sie nach der Kirche draußen Schlitten gefahren, aber sie hatte sich immer noch nicht mit den anderen Kindern im Ort angefreundet und stand bei ihren Spielen abseits. Beatrice bedauerte sie ein wenig, weil sie immer in der Gesellschaft von Erwachsenen war.
    »Ich liege vermutlich richtig, wenn ich unseren Kindern kleine Wagen baue und ihnen beibringe, wie man schießt«, sagte Gerald. »Das wird bestimmt lustig.«
    »Falls es Jungs sind«, hob Beatrice hervor, »und wenn sie alt genug dafür sind.« Sie hatte bemerkt, dass er wenig Interesse an Hetty zeigte.
    »Ob der Krieg dann vorbei sein wird?«, fragte Angie. Hetty kreischte triumphierend, als ihre Schwester sie einen Stich gewinnen ließ.
    »Dass Amerika jetzt auf unserer Seite dabei ist, wird entscheidend sein, ihr werdet sehen«, erwiderte Gerald. Er griff nach dem Schürhaken und bearbeitete ein Holzscheit im Feuer mit kurzen, heftigen Stößen.
    Beatrice fragte sich, ob er jemals einen Mann unbewaffnet hatte angreifen müssen und ob er dann zögern würde. Sie schauderte. Soweit sie wusste, hatte er schon lange – zuletzt noch vor Dünkirchen – kein richtiges Kampfgeschehen mehr erlebt. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, was für eine Funktion er gegenwärtig innehatte.
    Als Nanny mit einem Tablett Tee hereinkam, nahm Hetty dies als Signal, zum Weihnachtsbaum hinüberzueilen und damit anzufangen, die in Zeitungen eingewickelten Pakete zu verteilen, die unter dem Baum aufgestellt waren.
    Beatrice, die das schlafende Baby neben sich auf das Sofa legte, war gerührt, als sie sah, dass Mrs Wincanton etwas für den Kleinen geschickt hatte: ein Babyjäckchen und eine Strampelhose, gestrickt aus marineblauer Wolle, die aussah, als ob sie von einem alten Pullover stammte. Die Wincantons waren wirklich sehr freundlich zu ihr gewesen. Kurz vor der Geburt des Babys war ein Scheck über eine beträchtliche Summe von Angies Vater angekommen. Es war für sie bis dahin der einzige Hinweis darauf, dass Michael Wincanton von ihrer Schwangerschaft wusste. Sie nahm an, dass Angie ihm davon erzählt hatte.
    Als der Junge eine Woche alt war, hatte sie Guys Eltern geschrieben und ihnen mitgeteilt, dass sie einen Enkel hatten. Mehrere bange Tage verstrichen, und dann kam ein Brief von Guys Vater. Das Schreiben war zurückhaltend – sehr zurückhaltend. Er bot ihr Geld an, doch das Angebot war in einer solch negativen Weise formuliert, dass sie es als eine Art Test aufnahm: Wenn sie das Geld nähme, wäre sie durchgefallen. Sie ärgerte sich besonders darüber, weil sie in ihrem Brief an Guys Eltern ausdrücklich erklärt hatte, dass sie nicht um Geld bat. Aber vielleicht hatten sie die bloße Erwähnung von Geld als einen Hinweis aufgefasst, dass sie es doch wollte, und so musste sie sich selbst die Schuld zuschreiben. Es war wie ein lächerliches Spiel.
    Es sollte jedoch noch schlimmer kommen. Nicht lange nach diesem Brief traf von Guys Mutter ein Paket mit Babykleidung ein. Beatrice war darüber gerührt, vor allem, weil es offenbar Sachen waren, die die Hurlingham-Kinder getragen hatten, als sie klein waren. Ein kurzer Brief lag dabei. Darin forderte Guys Mutter Beatrice zwar auf, sie wissen zu lassen, falls sie Hilfe brauche, deutete aber gleichzeitig an, dass das Baby wohl am besten von einer achtbaren Familie großgezogen würde. Beatrice hatte den Brief vernichtet. Die Kleidungsstücke legte sie für ihren Sohn beiseite, bis er groß genug dafür wäre. Sie mochte die

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