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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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leicht verwirrte Blick. Miss Atkins saß schweigend hinter dem Schreibtisch. Der Major hatte sich darauf gesetzt, schwang die Beine hin und her und musterte Beatrice mit durchdringenden Augen. Sie schaute auf die Dokumente, die Miss Atkins ihr gegeben hatte: einen französischen Personalausweis mit einem Foto von ihrem Gesicht, Lebensmittel- und Kleidergutscheine sowie ein verblasstes Bild von zwei schlanken dunkelhaarigen Mädchen, vermutlich Schülerinnen von Mademoiselle Rameau.
    »Ihre unmittelbare Aufgabe, Mademoiselle, besteht darin, die Geschichte ihres gesamten Lebens einzustudieren«, sagte Buckmaster. »Natürlich werden wir Ihnen helfen. Sie müssen alles wissen, was es über Sie zu wissen gibt: die Namen Ihrer Großeltern, die Haustiere, die Sie als Kind hatten, wo Sie leben, was Ihr Vater macht … Die Liste ist lang. Sie müssen sich diese Einzelheiten so genau einprägen, dass Sie als Juliette Rameau antworten werden, selbst unter größtem Druck.« Er betonte die letzten beiden Worte, und Beatrice überlief ein kalter Schauer.
    »Das ist mir ganz klar, Sir. Ich verstehe, was ich tun muss.«
    »Wirklich?«, fragte er und verschränkte die Arme. »Begreifen Sie, dass Sie lernen müssen, immer wie Juliette zu handeln, selbst wenn die Gestapo Sie um Mitternacht aus dem Bett zerrt und Sie befragt? Sie müssen automatisch als Juliette antworten. Faktisch müssen Sie Juliette sein .«
    Sie nickte und sah ihn unverwandt an. »Ich bin bereit, daran zu arbeiten, sobald man es mir sagt«, erwiderte sie.
    Miss Atkins erhob sich und sah Beatrice mit einem beruhigenden Lächeln an. »Kommen Sie. Wir fangen sofort an.«

KAPITEL 27
    Februar 1943
    Vier Wochen später erinnerte sich Beatrice an dieses Gespräch, als sie in der kleinen Lysander saß, die über der Normandie flog. Ihr war übel wegen des Treibstoffgeruchs und der Vibration der Motoren. Indem sie ihre Gedanken auf das konzentrierte, was sie tun musste, hielt sie ihren Verstand scharf und ruhig.
    Der Pilot wandte den Kopf und rief: »Da sind die Lichter, Pickard! Schau nur.« Der Mann, der neben Beatrice saß, stemmte sich hoch und spähte über die Schulter des Piloten.
    »Hier sind wir richtig«, sagte Charles Pickard zu Beatrice. »Bereit für die Landung?«
    Das Flugzeug wurde langsamer und begann zu sinken.
    »Immer sachte«, flüsterte Pickard.
    Die Strahlen von Taschenlampen blitzten auf. Das Flugzeug setzte mit einem dumpfen Schlag am Boden auf, sprang noch einmal hoch und kratzte mit einem langen, säuselnden Geräusch über das Gras, bis es zum Halten kam. Pickard öffnete bereits die Tür.
    Ein Mann und eine Frau, die auf dem Hügel in der Kälte warteten, begrüßten sie mit Umarmungen und hießen sie leise murmelnd willkommen. Beatrice wusste, dass es Pierre und Lorraine waren, ein Paar mittleren Alters, das einen Bauernhof hatte.
    Aus einem Gebüsch in der Nähe zog Pierre Fahrräder hervor. Pickard half Beatrice, ihren Koffer auf ihr Rad zu schnallen. Dann schüttelte er ihr die Hand, wünschte ihr Glück und stieg wieder ins Flugzeug. Während sie warteten, um ihm zum Abschied zu winken, sah Beatrice sich um und versuchte, die Dinge ihrer Umgebung den Details auf der Karte zuzuordnen, die sie zuvor in England genau studiert hatte. Sie schauten hinab auf ein mondbeschienenes Tal, einen Flickenteppich aus Feldern und Bauernhöfen.
    Ihre unmittelbaren Befehle waren klar. Sie sollte mit Pierre und seiner Frau zu deren Haus fahren und versuchen, ein bisschen zu schlafen. Früh am Morgen sollte sie dann mit dem Rad die zwanzig Meilen nach Rouen fahren und dort in einen Zug nach Paris steigen. »Als ich das letzte Mal in Paris war, wurde ich verfolgt«, erzählte Pierre. Deshalb musste Beatrice nun an seiner Stelle fahren.
    In der kalten Winterluft radelten sie über kurvenreiche Landstraßen, bis Pierre plötzlich in einen unbefestigten Weg abbog, dann über eine kleine Brücke und in einen Hof fuhr. Ein Gefühl der Vertrautheit überkam Beatrice, und es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, warum: Es war die Ähnlichkeit mit dem Bauernhof ihrer Großeltern, der etwa dreißig Meilen nördlich von hier liegen musste. Es gab keine Möglichkeit für sie, dorthin zu fahren, selbst wenn es ihr erlaubt gewesen wäre. Sie schob die Gedanken an ihre Familie beiseite und konzentrierte sich darauf, nicht in die Pfützen zu treten.
    Als sie in der Küche saß und Pierre zusah, der im Feuer herumstocherte und einen Topf mit Zwiebelsuppe aufsetzte,

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