Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
Vom Netzwerk:
Möglichkeit. Ich musste es tun, Rafe!«
    Er ließ sie los und sagte barsch: »Du musst zurückgehen.«
    »Warum? Das geht sowieso nicht.«
    »Charles wird gleich hier sein. Er kann eine Nachricht senden.«
    In diesem Moment pochte es leise an der Tür. Brigitte kam mit einem Tablett mit Kaffee herein. »Ich zeig Ihnen Ihr Zimmer, wenn Sie fertig sind, Paulette. Vielleicht möchten Sie schlafen.«
    »Vielen Dank, Madame, aber ich bin überhaupt nicht müde. Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mich aufnehmen.«
    Die Frau lächelte, doch Beatrice sah die Anspannung in ihrem Gesicht. »Sie müssen mich Brigitte nennen.« Sie goss zwei Tassen Milchkaffee ein und zog sich dann zurück.
    Rafe nahm seine Tasse und ging zum Fenster, von wo man auf Felder blickte. Dort stand er eine Weile, tief in Gedanken versunken. Wie traurig er aussieht, dachte Beatrice, traurig und besorgt. Sein goldenes Haar war stumpf, und sein Gesicht hatte einen so blassgrauen Schimmer, als ob er nicht oft die Sonne zu sehen bekäme.
    Er wandte sich wieder zu ihr um und versuchte zu lächeln. »Wie geht’s dir überhaupt? Und dem Jungen? Ich kann immer noch nicht glauben, dass du hier bist … Es ist ein Wunder!«
    »Ihm geht es gut, danke. Sollten wir nicht besser Französisch sprechen? Sind wir … Sind wir hier sicher?«
    »Ob uns jemand belauscht? Ich glaube nicht, aber wer weiß das schon in diesen Tagen. Es war furchtbar … Ich kann es dir nicht erzählen, Bea. Es ist schwer zu beurteilen, wem man trauen kann. O Gott, du solltest nicht hier sein! Ich würde mich dafür verantwortlich fühlen … falls etwas passiert.« Er schlug die Hände vors Gesicht.
    »Du würdest dich in jedem Fall verantwortlich fühlen – egal, wen sie geschickt hätten«, sagte sie ruhig.
    »Ja, natürlich«, murmelte er.
    »Rafe«, sagte sie und berührte seinen Arm. »Hör mir zu. Es war meine eigene Entscheidung hierherzukommen. Dein Agentenkreis braucht mich, und ich werde euch helfen. So einfach ist das. Glaubst du, dass ich diesen Job nicht machen kann – ist es das? Es ist nicht mein erster Einsatz, weißt du.«
    »Nein, darum geht’s nicht, Bea. Verdammt – Paulette. Wieso bist du überhaupt in diese ganze Sache hineingeraten? Das ist alles verdammt gefährlich, sag ich dir! Du hast ja keine Ahnung, was sie mit dir anstellen, wenn sie dich fangen!«
    »Hab ich wohl«, entgegnete sie. »Diese kleinen Pillen, die sie uns gegeben haben, das sind keine Bonbons.«
    »Gott im Himmel!«, keuchte er. »Daran darfst du noch nicht mal denken!«
    »Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Ich habe gedacht, und ich habe gedacht, und ich habe gedacht. Wenn sie uns kriegen … Klar, das wäre wohl kaum wie eine Einladung zum Tee. Sie würden alles wissen wollen, was wir ihnen sagen können. Dafür gibt’s die Pillen: für den Fall, dass wir merken, dass wir nicht mehr anders können, als alles auszuplaudern. Aber ich glaube nicht, dass ich meine Pille nehmen würde. Ich würde am Leben bleiben wollen. Für den Jungen.«
    »Aber du kennst ihre Methoden?«
    »Ich denke … schon«, antwortete sie mit stockender Stimme.
    »Dann bist du dumm, weil du dennoch hergekommen bist. Du hättest das Beste für deinen Sohn getan, wenn du zu Hause geblieben wärst.«
    »Es ist grausam, so was zu sagen!«, schrie sie. »Sprich nicht so mit mir! Ich kann das nicht ertragen. Du darfst noch nicht mal seinen Namen mir gegenüber erwähnen. Ich will nicht, dass er irgendwas mit dem zu tun hat, was hier geschieht!«
    »Es tut mir leid«, murmelte er erschrocken.
    »Genau genommen bin ich aus demselben Grund hier wie du. Um diesen Krieg zu gewinnen! Ich kann genauso gut hier sein wie du. Besser sogar! Ein Mädchen werden sie nicht verhören. Ich hab das sofort bemerkt: Es gibt hier so wenig junge Franzosen, dass es auffällt, wenn man mal einen sieht.«
    »Das stimmt. Sie haben sie alle nach Osten geschickt und lassen sie in ihren Fabriken arbeiten. Du hast recht – wenn ich rausginge, würde ich angehalten, deshalb tue ich es nicht. Aber, Bea, du weißt doch bestimmt, was mit deiner Vorgängerin passiert ist?«
    »Das haben sie mir nicht gesagt.«
    »Das hätten sie aber tun sollen! Also, hör zu … Ich hab Genny nach Périgueux geschickt, mit einer Botschaft für die dortige Résistance-Gruppe.«
    »Genny«, wiederholte sie. »Geneviève?«
    »Ja. Ein ziemlich großes, kräftig gebautes Mädchen mit dichten Augenbrauen, ein recht selbstbeherrschter Typ.«
    »Ich hab sie gekannt,

Weitere Kostenlose Bücher