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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Rafe. Oh, erzähl es mir, auch wenn es bestimmt schrecklich ist!«
    »Bei ihrem Treffen kam die Gestapo hereinspaziert. Einer der Franzosen drehte durch und schoss um sich. Das ist alles, was unser Informant uns sagen konnte. Aber sie ist tot. Es tut mir leid.«
    »Arme Geneviève«, flüsterte Beatrice. »Wie haben sie davon erfahren? Die Gestapo, meine ich.«
    »Das ist natürlich die große Frage, und ich wünschte, ich könnte sie beantworten.«
    »Sie wissen nichts von dir … uns, meine ich.«
    Rafe zuckte mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit der Aussicht aus dem Fenster zu. Sein Atem ließ die Scheibe beschlagen, als er sagte: »Natürlich haben wir London darüber informiert, aber sie halten es offenbar nicht für ein Problem. Sie haben jedenfalls weitergemacht und dich geschickt.«
    »Dass sie mir nichts von Geneviève erzählt haben, finde ich kränkend.«
    »Überrascht mich nicht, dass sie es dir verschwiegen haben.«

KAPITEL 30
    Juni 1943
    Eines Abends stand Beatrice an der Hintertür und beobachtete die Fledermäuse, die zwischen den Bäumen umherhuschten. Es kam ihr vor, als lebte sie schon seit geraumer Zeit am Rande dieses französischen Städtchens mit seinen schäbigen Steinhäusern, deren Fensterläden in der Mittagshitze geschlossen wurden, sodass Stille einkehrte, und mit seinem Marktplatz, wo die alten Männer am späten Nachmittag zwischen den Reihen gestutzter Bäume Boule spielten. Ein- oder zweimal hatte sie mit Brigitte das Haus verlassen, um Lebensmittel einzukaufen, damit ihre Anwesenheit normal erschien. Ihre Tarnung bestand in folgender Geschichte: Sie war die Tochter von Brigittes Cousine aus dem nahe gelegenen Nexon, die hergekommen war, um Brigitte und Marie, die andere Frau, im Café zu unterstützen – jetzt, wo es Gaston zu viel geworden war.
    Sie hatte inzwischen auch einige andere aus der Gruppe kennengelernt. Charles, der Funker, lebte in einem der winzigen Räume über dem Café und war wie sie zur Hälfte Engländer. Stefan, hinter dessen hässlichem, mürrischem Gesicht sich ein scharfer Verstand verbarg, gehörte die Tankstelle. Er trug zu der Operation nicht nur seine umfassenden Kenntnisse über die Gegend und einen reichen Wortschatz an Flüchen und unanständigen Ausdrücken bei, sondern besaß darüber hinaus die Fähigkeit, eine Schusswaffe zu zerlegen und sie mit bemerkenswerter Geschwindigkeit zu reinigen.
    Auch mit ein paar Männern aus den umliegenden Dörfern war sie bekannt gemacht worden und mit dem hiesigen Arzt, der seine Zeit in langen Streitgesprächen mit Stefan vergeudete. Dabei ging es darum, wem man aus der erweiterten Gruppe vertrauen konnte und wem nicht. Aus irgendeinem Grund, den Beatrice nicht herausfand, konnten sich die beiden Männer nicht ausstehen. Rafe glaubte, es hinge mit Stefans Ehefrau zusammen. Durch ihren Hass auf die Besatzungstruppen waren die beiden Franzosen zu gegenseitiger Loyalität gezwungen, aber Rafe fand es sehr schwierig, mit ihnen zurechtzukommen.
    Beatrice, die von allen anderen Paulette genannt wurde, war die einzige Frau in der Gruppe. Sie saß schweigend in den langen, von Kerzen erleuchteten Sitzungen und hörte zu, wie die anderen Pläne entwarfen. Sie hatte noch nicht genügend Kenntnisse, um mitreden zu können. Dennoch behandelten die Männer sie mit einem rauen Respekt, denn sie brauchten sie, brauchten sie dringend, um ihre Botschaften in der Gegend zu verbreiten.
    Bisher hatte sie erst einen Einsatz dieser Art durchgeführt: An einem Morgen war sie auf Brigittes Fahrrad – mit zwei Baguettes, die oben aus dem Korb ragten – zu dem Bauernhaus gefahren, wo Victor sich versteckt hielt, und hatte Anweisungen überbracht. Es ging um den Weitertransport der versteckten Waffen, die sie im Flugzeug mitgebracht hatten. Der Ausflug war vollkommen ereignislos verlaufen. Zwar hatten auf dem Rückweg zwei junge Deutsche auf Motorrädern hinter ihr hergepfiffen, als sie vorbeifuhren, aber Beatrice hatte sie nicht beachtet, und die beiden waren davongerast, ohne sie weiter zu belästigen.
    Überhaupt hatte man sich daran gewöhnt, dass Brigitte Girands junge Cousine unterwegs war, um irgendwelche Besorgungen zu machen. Sie verhielt sich wie ein schüchternes junges Ding, weshalb sie nicht viel reden musste. Natürlich würde sie irgendwann gern den Zug nehmen und ihre Familie in Nexon oder vielleicht sogar ihre Urgroßmutter, Brigittes Tante, in Limoges besuchen. Selbst jemand mit einem argwöhnischen Gemüt

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