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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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geschmiegt. Angie beobachtete sie.
    »Mummy fährt jetzt mit dem Zug«, erklärte sie ihm.
    »Zug«, sagte er und drückte sich nach hinten, um sie anzuschauen. »Zug«, sagte er wieder und wandte sich zu Angie um. »Huhuh.« Er spielte oft mit dem kleinen Holzzug, den Beatrice ihm geschenkt hatte.
    »Du wirst ein braver Junge sein, nicht wahr, und Mummy kommt bald wieder.«
    »Hm.« Für einen letzten Moment legte er seinen Kopf an ihr Schlüsselbein, und seine Finger klammerten sich an ihre Bluse.
    »Bitte sehr«, sagte sie, löste sich sanft von ihm und übergab ihn in Angies wartende Arme.
    Auf dem Bahnhof tat ihre Mutter etwas sehr Seltenes – sie umarmte Beatrice. »Que Dieu te protège« , murmelte sie in das Haar ihrer Tochter hinein. »Möge Gott dich beschützen! Bitte schreib uns, wenn du kannst.«

KAPITEL 29
    Juni 1943
    In dem Zimmer der Wohnung im Orchard Court saßen bereits zwei Männer, als Miss Atkins Beatrice hineinführte – Major Buckmaster und ein Mann, den Beatrice noch nie gesehen hatte und der ihr als Chrétien vorgestellt wurde. Ob das sein Vor- oder Nachname war, wusste sie nicht, aber sie sah ihm an, dass er Franzose war. Während des Treffens rauchte er ununterbrochen amerikanische Zigaretten – er zündete eine an der anderen an – und musterte Beatrice mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Er war ein stämmiger Mann um die dreißig, dessen Haar schon schütter wurde. Buckmaster gab keine Erklärung über die Rolle des Mannes bei diesem Einstellungsgespräch ab. Dass es ein Einstellungsgespräch war, erkannte sie an der formellen Art, wie er sie begrüßte, und daran, wie die Möbel in dem Zimmer angeordnet waren: Beatrice saß den drei anderen gegenüber, und zwischen ihnen stand ein großer lederbezogener Schreibtisch.
    »Herzlichen Dank, dass Sie gekommen sind«, begann Buckmaster. »Sie haben sich wahrscheinlich schon gedacht, dass wir einen neuen Auftrag für Sie haben. Wir haben unter uns ausführlich darüber gesprochen, wer dafür geeignet sein könnte, und dabei ist Ihr Name gefallen. Es ist allerdings gefährlicher als alles, was Sie bisher gemacht haben. Sie müssten überzeugt davon sein, dass Sie es schaffen können.«
    Weiter erklärte er, dass es in Zusammenhang mit einer geplanten Invasion Frankreichs – über die er nur in vagen Andeutungen sprach – wichtig für die Alliierten sei, zu verhindern, dass die deutschen Panzerdivisionen aus dem Süden als Verstärkungen nach Norden gelangten. Deshalb arbeiteten bestimmte SOE-Agentengruppen gemeinsam mit der Basis des Widerstands im Südwesten daran, die Panzer aufzuhalten.
    »Ein hitzköpfiger Haufen, der maquis «, sagte er. »Sie sind tapfer, daran gibt es keinen Zweifel, aber schwer zu kontrollieren. Zwischen einigen Gruppen herrscht eine üble Rivalität, und manche von ihnen bekennen sich offen zum Kommunismus.«
    »Was soll ich für Sie tun?«, fragte Beatrice.
    »Eine der Agentengruppen dort braucht einen Kurier – jemanden, dem wir vertrauen können. Aber ich möchte betonen, dass Sie nicht gehen müssen, wenn Sie es nicht wollen. Sie haben bereits Ihren Teil beigetragen.«
    »Mehr als nur Ihren Teil«, murmelte Miss Atkins.
    »Befürchten Sie vielleicht, dass ich nicht gut genug wäre?«, fragte Beatrice.
    »Nein, darum geht es nicht«, erwiderte Buckmaster. »Es ist … Also, wir haben ein paar gute Leute verloren. Ich muss Ihnen das sagen.«
    »Sie müssen sorgfältig darüber nachdenken«, warf Miss Atkins ein, »bevor Sie uns eine Antwort geben.«
    Ihr Name ist gefallen, hatte Buckmaster gesagt. Beatrice überlegte. »Ich bin nicht auf Komplimente aus, aber darf ich nachfragen, warum Sie an mich gedacht haben? Sind es bestimmte Fähigkeiten, um die es Ihnen geht?«
    Buckmaster senkte den Blick auf das Blatt, das auf dem Schreibtisch lag, aber Miss Atkins Augen waren weiterhin fest auf Beatrice gerichtet.
    »Mademoiselle.« Chretien sprach zum ersten Mal. Er hatte eine tiefe, rauchige Stimme. »Savez-vous la region Limousin?«
    Beatrice kannte sich im Limousin nicht aus und antwortete: »Non, Monsieur Chretien.«
    Dann unterhielt er sich eine Weile mit ihr auf Französisch über ihre Erfahrungen und Ausbildungen. Aber das wissen sie doch alles schon, dachte Beatrice.
    Chretien blies mit geschürzten Lippen den Rauch aus. »Ihre Aussprache«, sagte er schließlich zu den beiden anderen. »Reicht so in etwa.«
    Beatrice wurde klar, dass er ihr Französisch geprüft hatte.
    Chretien drückte seine letzte

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