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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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rettet Leben«, erwiderte Brigitte und fing an, die leeren Teller unter überflüssigem Geklapper und Gefummel aufeinanderzustellen.
    Gaston zwinkerte Beatrice zu, die höflich lächelte und Rafe anschaute. Rafe sah besorgter aus als je zuvor.
    »Das war köstlich, danke«, sagte er nur, als er Brigitte seinen Teller reichte. Er schaute auf die Uhr an der Wand. In dieser Nacht würde ein Treffen stattfinden.
    Später saßen sie rund um denselben Tisch zusammen und beugten sich über Rotweingläser: Rafe, Beatrice, Charles, Stefan, der Arzt und ein paar andere. Stefan hatte einen Mann mitgebracht, den nur er und Rafe schon kannten – einen großen, korpulenten Typ mit einem markant geschnittenen Gesicht und einer Hakennase, dichtem dunklen Haar und Augen, die im Lampenlicht funkelten. Beatrice fragte sich, ob seine Vorfahren vielleicht als Piraten durchs Mittelmeer gekreuzt waren.
    »Es gibt Probleme.« Der Anführer des maquis klopfte mit seinen Fingern auf den Esszimmertisch, während er redete. »Die anderen wollen die Dinge nicht so machen wie wir.«
    Rafe seufzte und sagte: »Wir müssen irgendwie zusammenarbeiten. Du kennst den Plan, du musst sie rumkriegen. Ich habe mir das nicht selbst ausgedacht, sondern meine Befehle von weiter oben bekommen. Das müssen sie wissen.«
    Stefan fluchte kräftig, aber leise, dann schrie er fast: »Was für ein Haufen von Bauernlümmeln! Kümmern sich nur um ihre eigenen kleinlichen Streitereien. Wie sollen wir die Nazi-Schweine aufhalten, wenn wir alle nur an uns selbst denken, verdammt!«
    Die Augen des Fremden blitzten gefährlich auf.
    »Danke, Stefan«, sagte Rafe ruhig. »Es ist nicht hilfreich, andere zu beleidigen. Ich muss euch berichten, was Charles heute wieder gehört hat: Wir sollen mit dem Plan weitermachen! Keine Änderungen. Und jetzt könnten wir uns vielleicht wieder auf die Einzelheiten konzentrieren.«
    Beatrice wusste nicht genau, wo die Brücke lag, die in die Luft gesprengt werden sollte, aber es gab Probleme, weil die Deutschen ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt hatten. Und nun hatte die Résistance-Gruppe, die den Anschlag ausführen sollte, offenbar einen hitzköpfigen Vorschlag gemacht, der einschloss, eine deutsche Stellung zu stürmen. Das würde so gut wie sicher in einem Fehlschlag enden, wenn nicht gar in der Aufdeckung der gesamten Operation. Sie mussten um jeden Preis von ihrem Plan abgebracht werden.
    Beatrice lauschte Rafes ruhiger, doch fester Stimme, während er den Besucher beschwichtigte, seinen Mut und den seiner Gruppe lobte und an den Stolz des Mannes appellierte. Dann verdrehte er die Worte des Fremden so, dass er den Mann nicht nur dazu brachte, die offizielle Linie zu akzeptieren, sondern ihm auch glauben machte, er selbst wäre als Erster auf diese Idee gekommen.
    »Es ist wichtig, dass deine Gruppe diesen Auftrag erfolgreich erledigt«, erklärte Rafe dem maquis -Anführer. »Wenn der Krieg vorbei ist, werden die Leute nach Männern wie dir Ausschau halten, wenn es um Führungsaufgaben geht, und zwar nicht nur wegen deiner Tapferkeit, sondern auch wegen deiner Klugheit.«
    »Ja, ja«, sagte der Mann, »und wir werden sicherstellen, dass sie uns auch finden. Die Bedürfnisse der normalen, arbeitenden Menschen werden erfüllt. Und dann werden wir uns zunächst mit den Feinden in unseren Reihen beschäftigen und anschließend mit den Kollaborateuren. Du weißt –«
    »Natürlich werdet ihr das. Aber erst in der Zukunft«, fiel ihm Rafe ein bisschen ungeduldig ins Wort. »Jetzt müssen wir uns um die Gegenwart kümmern. Du wirst also zu deinen Männern zurückgehen und ihnen sagen, dass der ursprüngliche Plan unbedingt weiterverfolgt werden muss. Hast du das verstanden?«
    »Ja. Du kannst dich auf uns verlassen.«
    »Das weiß ich doch. Nun zu dem Mädchen, das dir von den Schichtwechseln bei den Deutschen erzählt hat. Kannst du es noch mal treffen …?«
    Als die offizielle Versammlung zwei Stunden später aufgelöst wurde, schlich Beatrice erschöpft zu ihrem Bett und ließ Rafe, Stefan und den maquis -Anführer zurück, die sich immer noch besprachen.
    Eine Woche später stieg Beatrice in Périgueux aus einem Zug und ging die lange schattige Straße hinunter bis zu dem Platz vor der Kathedrale. Sie sollte eigentlich in eine der kleineren Straßen einbiegen, die im Norden des Platzes abzweigten, und eine bestimmte Adresse suchen. Doch sie wagte es nicht, denn während ihrer Reise hatte sie immer deutlicher gespürt, dass sie

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