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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Tisch saßen und von der Zeit redeten, als sie in den Schützengräben ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, statt mit Karten um kleine Summen zu spielen. Männer von gestern, allesamt. Ein neuer Krieg stand bevor, doch es würde nicht der ihre sein.
    Beatrice ging an einer Gruppe von etwa sechzehnjährigen Jungen vorbei, die im Sand Kricket spielten. Sie waren viel zu sehr in ihr Spiel vertieft, um sie zu bemerken. Als Beatrice das Meer erreichte, zog sie ihre Sandalen aus. Sie ging durch das flache Wasser weiter und warf für Jinx Kieselsteine ins Meer, bis sie die Landzunge erreichten, die diese Bucht von der nächsten trennte. Das Wasser hatte sich noch nicht weit genug zurückgezogen, um den Durchgang freizugeben. Beatrice hielt nach dem zerklüfteten Felsen Ausschau, an dem sie an jenem weit zurückliegenden Tag vor zwei Jahren gehangen hatte. Heute sah sie darin einen entscheidenden Moment, denn er hatte ihr Angelina und ein Leben in Carlyon gebracht.
    Sie ging so nah an die Felsen heran, wie sie sich traute, und sah zu, wie die Wellen gegen die Steine prallten und zurückwirbelten, dagegenprallten und zurückwirbelten. Dann pfiff sie nach Jinx, machte kehrt und überlegte, ob sie den schmalen Pfad über die andere Landzunge nehmen, hinunter zum Städtchen spazieren und sich ein Eis kaufen sollte.
    Als sie sich den Cricketspielern näherte, sah sie, dass sich die Jungen über den Strand verteilt hatten. Der Grund dafür wurde rasch deutlich, als ein Tennisball an ihr vorbei in die Wellen sauste.
    »Eine Sechs!«, schrie der Schlagmann, ein kräftiger rothaariger Junge, den sie vage wiedererkannte: James Sturton, ein Junge aus dem Ort, der oft im Tennisclub anzutreffen war. Jinx sprang ins Meer, nahm den Ball in die Schnauze und rannte damit am Strand entlang davon.
    »Verdammt, Sturton!«, rief der Werfer. »Du hättest ihr fast den Kopf weggehauen!« Er fuhr herum und kam über den Sand auf Beatrice zu. »Tut mir leid, Miss!«, rief er. »Sie sind nicht verletzt, oder?«
    »Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Beatrice. Er war groß für sein Alter, dieser Junge: beweglich und anmutig. Sein Haar war glatt und hatte die Farbe von goldgelber Butter, und sein Gesicht war schmal und sonnengebräunt. Ein Fremder, der allerdings etwas von Ed in sich hatte – diesen Internatsschulenglanz – und durch die Betroffenheit, mit der er sie ansah und lächelte, völlig vertraut wirkte.
    »Jinx!«, rief Beatrice streng, und sie beide schauten auf den Hund, der sein Maul zu einem spöttischen Lächeln öffnete und dabei den Ball fallen ließ. Dann schnappte er ihn sich wieder – Jinx war bereit für eine hübsche Verfolgungsjagd.
    Beatrice rief ihn. Er ignorierte sie. Der Junge stürzte auf den Hund zu, der weiter fortsprang. Mehrere Minuten verbrachte Beatrice mit Rufen und gutem Zureden, der Junge mit Sprints und Rugby-Tacklings. Die anderen Burschen schauten zu und lachten. Der große Junge, Sturton, nutzte die Gelegenheit, sich auf dem Sand auszustrecken und sein verschwitztes Gesicht mit einem Taschentuch abzuwischen.
    »Los, ihr Trottel!«, schrie der blonde Junge seinen Freunden zu. »Helft uns!«
    Es dauerte ein paar Minuten, bis Jinx sich fangen ließ. Der blonde Junge wischte den Ball vorsichtig an seinen Shorts ab, bevor er ihn triumphierend in die Höhe hielt.
    »Es tut mir so leid.« Beatrice nahm den Hund an die Leine und sagte: »Er hat ein schreckliches Benehmen, nicht wahr? Ich hoffe, er hat euer Spiel nicht verdorben.«
    Der Junge verbeugte sich aus Scherz vor Beatrice. »Der Fehler lag ganz bei uns – oder genauer bei Sturton. Er könnte für England den Ball schlagen – das könnte Sturton –, aber seine Sechser würden den Schiedsrichter umhauen.«
    Beatrice nahm kaum wahr, was er sagte. Sie war völlig gefangen vom Klang seiner Stimme und der Wärme in seinem Blick. Vermutlich verbrachte er eine Menge Zeit auf den Spielfeldern, so sonnengebräunt, wie er war, und sie wunderte sich, wie sehr das Blau seiner Augen dadurch betont wurde.
    Er streckte seine Hand aus. »Sehr erfreut. Ashton. Rafe Ashton.«
    Beatrice gelang es, ihren eigenen Namen herauszubekommen und seine Hand zu schütteln. Es war, als ob zwischen ihnen ein warmer Strom floss.
    »Bis bald mal, Beatrice Marlow«, sagte er. »Tschüs, Jinx, alter Knabe.« Und schon ging er mit großen Schritten zurück, um weiterzuspielen.
    Er hat mich schon wieder vergessen, dachte Beatrice. Aber als sie Jinx an der Versuchung des wirbelnden Balles

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