Das Bienenmaedchen
hinter der Eingangstür hing. Sie verharrte regungslos, die Hand auf dem Treppengeländer, und dachte darüber nach. Dann hörte sie durch die geschlossene Tür des Salons die tiefe Stimme eines Mannes und kurz darauf das unbekümmerte Lachen einer Frau.
In diesem Augenblick erschien das kleine Dienstmädchen im Erdgeschoss. Sie hielt ein Kehrblech fest umklammert und zuckte überrascht zusammen, als sie Beatrice sah. »Entschuldigung, Miss, ich wusste nicht, dass Sie da stehen.«
»Ist jemand zu Besuch?«, fragte Beatrice, und wieder erschien schlagartig dieser merkwürdige Ausdruck auf dem Gesicht des Dienstmädchens.
»Ja, Miss, hab ich das nicht erwähnt?«, erwiderte sie. »Dieser Mann – Sie haben doch dauernd gefragt, ob er angerufen hätte. Also, er ist hier.«
»Wirklich?«, rief Beatrice. Rafe war gekommen! »Warum haben Sie mir das nicht gesagt? Wie lange ist er schon da?«
»Miss!«, sagte das Mädchen warnend.
Aber Beatrice, die so lange darauf gewartet hatte, war schon die letzten Stufen hinuntergelaufen und durch den Flur geeilt. Sie hielt nur kurz inne, um anzuklopfen, bevor sie eintrat.
Rafe und Angie saßen auf dem Sofa. Ihre Gesichter waren der Tür zugewandt. Angie hatte sich entspannt zurückgelehnt, und Rafe hatte sich ganz nah neben ihr auf der Lehne niedergelassen. Seine Finger und ihre waren ineinander verschränkt. Verblüfft sah das Paar zu Beatrice hoch, die auf ihre ineinander verschlungenen Hände starrte. Was machten sie da?
»Bea«, sagte Rafe, löste sich von Angies Hand und stand auf. »Ich dachte, du wärst nicht zu Hause. Ich meine …«
»War ich auch nicht. Ich bin gerade erst wiedergekommen. Und eigentlich gehe ich gleich wieder.«
»Wie geht es dir?«, erkundigte sich Rafe.
»Mir geht es sehr gut«, antwortete Beatrice.
»Komm und setz dich, Bea«, sagte Angie mit säuselnder Stimme. »Was hast du mit Peter gemacht?«
»Er wartet draußen im Taxi.« Beatrice setzte sich und erklärte, was passiert war. »Wenn ihr wollt, sag ich ihm, dass er reinkommen soll.« Sie stand auf und ging zur Tür, dann jedoch zögerte sie. Sie sah immer noch diese ineinander verflochtenen Hände vor sich – die Hände von Rafe und Angie. Sie verstand das alles nicht, aber sie musste wissen, was es bedeutete.
»Ich habe nicht gewusst, dass du kommst«, sagte sie zu Rafe.
»Es tut mir leid«, erwiderte Rafe. »Ich hab angerufen, und außer Angie war niemand da. Sie hat gesagt, ich soll kommen und warten, und das hab ich dann getan.«
Sie kannte ihn zu gut. Die leichte Röte in seinem Gesicht, sein allzu fester Blick. Sie wollte ihm wirklich glauben, aber es gelang ihr nicht. Angie wusste, dass sie vor dem späten Nachmittag nicht zurückkommen würde . Das stand fest.
»Geht es dir gut?«, fragte Rafe.
»Ja, natürlich geht es mir gut«, antwortete sie.
»Oh, das ist albern. Ich hole Peter«, sagte Angie. Sie riss die Tür auf und marschierte hinaus.
Einen Augenblick später hörte Beatrice, wie das Taxi abfuhr, und dann kam Peter hinter seiner Schwester herein.
»Ashton«, sagte er. »Schön, dich zu sehen.« Er wirkte so nervös, als sei die Luft mit einem befremdlichen Strom aufgeladen.
»Ich bestelle uns Tee«, verkündete Angie und ging zur Klingel hinüber. Später fiel Beatrice das richtige Wort für den Ausdruck auf ihrem Gesicht ein. Er war – überheblich.
Gegen sechs, kurz nachdem Mrs Wincanton nach Hause gekommen war und ihn mit Begeisterung begrüßt hatte, ging Rafe wieder fort.
»Leider muss ich wieder zum Dienst«, erklärte er. »Ich wäre gerne noch länger geblieben.«
»Ich schreibe dir, versprochen«, sagte er zu Beatrice, als sie ihn zur Tür brachte.
Nachdem er gegangen war, lehnte sie sich gegen die Eingangstür und kämpfte mit den Tränen. Als sie in den Salon zurückkam, stritten Oenone und Angie über deren gesellschaftliche Verabredungen. Peter murmelte irgendeine Entschuldigung und verschwand nach oben.
»Ich hoffe, Peter hat gut auf dich aufgepasst«, sagte Mrs Wincanton und zog ihre Handschuhe aus. »Oje, offensichtlich nicht. Was hast du mit deinem armen Bein gemacht?«
Beatrice versicherte ihr, dass es nicht so schlimm sei, und Mrs Wincanton ging nach oben, um sich umziehen.
Angelina las den Bystander und rauchte eine Zigarette. Sie benahm sich, als sei nichts vorgefallen. Beatrice versuchte, irgendein Anzeichen von schlechtem Gewissen oder Unbehagen zu entdecken – irgendetwas, das der Szene, in die sie am Nachmittag hineingeplatzt
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