Das Bienenmaedchen
erschienen, der sich selbst als Sarahs Ehemann bezeichnete, und hatte sich nach ihr erkundigt. Bei dieser Nachricht sei ihre bleiche Haut noch blasser geworden. Am nächsten Tag erschien sie nicht zur Arbeit. Tessa wurde zu ihrer Unterkunft geschickt, um herauszufinden, wo sie war. Dort erfuhr Tessa, dass Sarah in der Nacht geflüchtet und eine Monatsmiete schuldig geblieben sei.
Zwei andere Frauen arbeiteten nun im Remontehof, mit denen Tessa locker umging. Sie stammten aus dem Ort und wurden gut mit Sergeant Dally fertig. Beatrice bekam allerdings immer noch die schwierigeren Pferde zugeteilt, um die sie sich dann zu kümmern hatte.
»Nimm’s als Kompliment«, riet ihr Stuart. »Dally ist der Meinung, Bert sei nun bereit für die Deichsel.«
Und tatsächlich – der mit Narben übersäte Hengst wartete ruhig, bis er vor den Wagen gespannt wurde, und zog ihn anschließend flott um das Feld herum. Das Ganze war natürlich auf ihr geduldiges Zureden zurückzuführen, aber Beatrice nahm nicht an, dass Dally sonderlich beeindruckt war.
Das Verhältnis zu Stuart wurde immer verkrampfter, weil Beatrice ihn auf Distanz hielt. Sie hasste es, die Verzweiflung in seinen Augen zu sehen, als ihr schließlich nichts übrig blieb, als zu sagen: »Ich bin zu jung für irgendwas Ernstes.« Dann wandte sie das Gesicht ab, als er sie zu küssen versuchte. Sie mochte ihn, aber es war Rafe, der ihre Gedanken ausfüllte.
Eines Abends, als sie zu Miss Warrenders Haus zurückkehrte, wartete dort ein Brief von Angelina auf sie. Aus irgendeinem Grund hatte sie eine schreckliche, bange Vorahnung. Nicht Rafe, betete sie im Stillen, bitte nicht Rafe! Sie nahm den Brief mit nach draußen in den Garten und ließ sich in einem Stuhl unter dem Apfelbaum nieder. Moony kam und stieß sanft mit den Hörnern gegen ihre Knie.
Es war nicht Rafe, sondern Ed. »Wir haben die entsetzlichste Nachricht erhalten« , schrieb Angie. »Mummy denkt, Du hättest vielleicht noch nicht davon gehört. Er ist gefallen! Sein Flugzeug wurde vor zwei Wochen abgeschossen. Natürlich sind wir alle verzweifelt.«
Einen Augenblick lang konnte Beatrice nicht weiterlesen. Sie schloss die Augen und ließ zu, dass sich ihr Bewusstsein Bildern von Ed hingab: Ed als prächtiger Junge, der ins Meer rannte, Ed gut aussehend und selbstsicher bei der Weihnachtsfeier, sein Kopf nach hinten geworfen, wenn er lachte. Ein goldener Bursche. Die Freude seiner Eltern, der Erstgeborene – geopfert für König und Land. Beatrice kamen die Tränen, und es dauerte eine Weile, bevor sie sich wieder dem Brief zuwenden konnte.
Sein Kommandant hat an Daddy geschrieben, es war ein schöner Brief. Ed war wohl nach einer schwierigen, aber erfolgreichen Mission auf dem Rückflug zur Basis. Es war ein verirrtes feindliches Flugzeug, dem ein Glückstreffer gelang. Das heißt, Glück für die anderen. Seinem Copiloten gelang es, mit dem Fallschirm abzuspringen, aber Ed stürzte ab.
»Geht es dir gut da draußen?«, rief Miss Warrender von der Küchentür aus. Als sie Beatrice’ Gesicht sah, eilte sie sofort herbei. »Oh, du armes Ding«, sagte sie, als Beatrice es ihr erzählte, und tröstete sie mit Tee und Brandy.
Später erklärte ihr Beatrice: »Ich muss nach London. Ich kann nicht hierbleiben. Sie waren sehr freundlich zu mir, aber es muss noch mehr geben, was ich tun kann.«
Miss Warrender betrachtete sie mit einem wehmütigen Ausdruck. »Ich wünschte, du würdest bleiben, aber es überrascht mich nicht, dass du ruhelos bist – ein aufgewecktes junges Mädchen wie du.«
»Ich hab hier so viel gelernt, Miss Warrender!«
Als sie auf die letzten acht Wochen zurückblickte, wurde Beatrice bewusst, dass diese Erfahrung sie wiederhergestellt und erwachsener gemacht hatte. Sie hatte auf eigene Initiative hin etwas getan, weit weg von ihrer Familie und ihren Freunden, und das war gut. Aber sie würde nie damit zurechtkommen, für jemanden wie Sergeant Dally zu arbeiten, und, wohin sie auch ging, Stuarts flehende Augen auf sich gerichtet zu spüren. Sie wusste, dass er zuverlässig und nett war, aber sie dachte immer noch vor allem an Rafe.
»Kannst du Auto fahren?«, fragte Miss Warrender plötzlich.
»Äh … ja«, antwortete Beatrice. Sie dachte an den Sommer im vorigen Jahr in Carlyon und an den jungen Mann, mit dem sie in seinem schnittigen grünen Wagen eine Spritztour gemacht hatte. »Warum?«
»Ich hab eine Idee«, verkündete Miss Warrender. »Es ist nur ein Vorschlag, aber ich
Weitere Kostenlose Bücher