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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Browning aufmerksam zu, nahm dann ein Stück raues Papier aus seiner Schublade und schrieb etwas darauf.
    »Ich rede mit ihm«, sagte er. »Sie können jetzt …«
    »Aber wollen Sie mir nicht noch ein paar Fragen stellen?«, unterbrach sie ihn. »Gibt es da keine bestimmte Vorgehensweise?«
    »Ich hab gesagt, ich werde mit dem Colonel reden. Und er wird tun, was er für angebracht hält. Bis jetzt hatten wir noch keine Probleme mit den Damen .« Er unterlegte das Wort mit einer leichten spöttischen Betonung.
    Hatte er sie nicht richtig verstanden?
    »Hören Sie, Captain, Sergeant Dally hat das Pferd geschlagen. Er wusste, dass Bert schwierig ist. Und er musste gewusst haben, wie der arme Kerl reagieren würde. Ich glaube, er wollte mich verletzen. Er mag mich nicht, das weiß ich.«
    Das Einzige, was daraus folgte, war, dass alles noch viel schlimmer wurde. Sobald es eine komplizierte oder besonders schmutzige Arbeit gab, wählte Sergeant Dally mit Sicherheit Beatrice dafür aus. Und er krittelte an allem herum, was sie tat.
    Irgendwann verbrachte sie den ganzen Nachmittag mit Stuart Shaw, dem Mann, der sie gerettet hatte, und bildete mit ihm reinrassige Pferde für protokollarische Aufgaben aus. Sie lachten und plauderten, während sie zu blecherner Blasmusik aus einem Grammofon mit Kurbel um ein schlammiges Feld ritten. Aber Dally schrie ausschließlich Beatrice an, wenn ein Pferd einen falschen Schritt machte. Sie nahm alles kommentarlos hin, biss sich von innen auf die Lippe, um ihre Wut zu unterdrücken, und führte das Tier fort, ohne sich noch einmal zu den beiden Männern umzusehen.
    Tessa hatte wenig Mitgefühl mit Beatrice.
    »Du weißt doch bestimmt«, sagte sie verärgert, während beide die Krippen mit Heu füllten und Eimer mit Wasser schleppten, das die Pferde trinken sollten, »dass Dally und der Colonel bald zurückgehen. Dally war in Indien sein Offiziersbursche. Wahrscheinlich hat er ihn vor einem Tiger oder einem bewaffneten Stammesangehörigen gerettet. Niemand darf bei ihm etwas gegen Dally sagen.«
    »Das hätte mir besser früher jemand erzählt«, sagte Beatrice verzweifelt.
    »Aber es ist nicht nur das. Sie sind an uns Frauen hier nicht gewöhnt. Sie glauben, wir wären schwach, wenn wir uns beklagen.«
    Beatrice spürte, wie ihr die Tränen hochstiegen. Tessa würde das vermutlich albern finden und so blinzelte sie sie fort. Später, als sie allein war, hatte sie das sichere Gefühl, dass die Pferde ihre Traurigkeit spürten. Sunny schnüffelte an ihrer Schulter. Pipp und Wilfred betrachteten sie lange und geduldig. Ein Kübel zerbrach, sodass überallhin Futter verstreut wurde.
    »Oh, Mist!«, rief sie. Dann schnappte sie sich einen Besen und machte sich daran, das Futter mit raschen, ärgerlichen Bewegungen aufzukehren.
    Ein Schatten fiel auf den Boden. Sie hob den Kopf und sah Stuart Shaw im Eingang stehen. Er hatte den Overall, den er über seiner Kleidung trug, ausgezogen. Sein Hemd war am Hals locker geöffnet.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe«, sagte er und ging hinüber zu Sunny, dem Liebling von allen. »Oh, du weißt, dass ich etwas für dich habe!«, sagte er zu dem Pony, das gegen seine Jacke stupste, und holte zwei kleine Äpfel aus der Tasche. Einen verfütterte er an die Stute, und den anderen legte er vorsichtig auf die Tür von Berts Box. Das große alte Dienstpferd ließ einen Moment lang die Augen über den Apfel gleiten, bevor es ihn ins Maul nahm.
    »Vielen Dank, das mag er sehr«, sagte Beatrice zu Stuart. Sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart, spürte aber auch intensiv sein Interesse an ihr. Er half ihr, das zusammengefegte Futter aufzuschaufeln, und wartete dann, bis sie ihren Overall aufgehängt hatte.
    »Das Haus, in dem Sie wohnen, liegt an meinem Weg. Ich begleite Sie, wenn Sie möchten«, sagte er.
    Sie wartete, während er ein verbeultes Fahrrad holte, das außen an der Wand vor dem Büro lehnte. Es war ein warmer Abend, und der Gesang der Lerchen entführte sie geradewegs zu den Feldern oberhalb von Saint Florian. Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, es wäre Rafe, der neben ihr ging, nicht ein nahezu fremder Mann, und sie kämpfte gegen eine Welle von Traurigkeit an.
    »Ich bedaure Sie wegen Dally.«
    »Brauchen Sie nicht.«
    »Ich wollte etwas sagen.«
    »Sie hätten sich selbst in Schwierigkeiten gebracht.«
    »Stimmt«, gab er zu. »Aber es war so … unnötig.«
    »Ich werde es überleben«, sagte sie. »Reden wir über was

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