Das Biest in ihm (German Edition)
Zeugin geworden, wenn er ihre Brüder zur Rechenschaft g e zogen hatte .
„Nein. Der schmeißt mich sonst raus.“
„Das würde er nie tun“, klang Gabriels rührend besorgte Stimme aus dem Hinte r grund. „Du sagst selbst, dass er uns liebt wie ein Vater.“
„Nur weil er uns damals vor unser e m eigenen gerettet hat, heißt das nicht, dass er uns nicht rausschmeißen kann.“
Die Erinnerungen überfielen Nina schneller, als sie sie verscheuchen konnte . Nathan hatte in der Tür gestanden, ihre kreischende Mutter zur Seite geschoben und sie alle mi t genommen. Lucas bekam seinen ersten Anfall in Nathans Armen. Er hatte ihn nur übe r lebt, weil Nathan erfahren genug war, ihm drüber hinwegzuhelfen. Hektor war erst M o nate später dran. Und Rene hatte sich zu ihr geflüchtet, als es ihn packte. Es hatte die ganze Nacht gedauert, bis sie wieder in das Mensche n gesicht ihres Bruders sehen konnte . Simon und Gabriel waren bis jetzt noch davongekommen. Wenn es nach ihr ginge, kon n te es so bleiben. Fünf Monste r brüder waren genug.
„Nina? Bist du noch dran?“
Sie schluckte , aber der Kloß in ihrem Hals ging nicht weg.
„Hör auf , dich zu räuspern, tröste mich!“
„Wie schlimm ist es? Soll ich kommen und Händchen halten?“
„Ja!“
„Jean ist eine Memme!“ Hektor lachte. Sicher genoss er es, Jean hilflos vor sich liegen zu haben.
„Sag Hektor, er soll sanft zu deinem Hintern sein. Ich bin auf dem Weg.“
Das schmucklose Gebäude begrüßte sie mit abblätterndem Putz und verschmierten Scheiben. Die Fabrik war ihr immer schon trostlos erschienen. Wäre sie Nathan, hätte sie sich in einer alten Villa verschanzt.
Der Transporter von Marcel und Jean stand auf dem Parkplatz, ebenso wie der Alfa Romeo von Lucas. Wieso hatte Marcel sie nicht abgeholt? Sie durch die halbe Stadt mit der U-Bahn fahren zu lassen, war das Letzte. Er hatte eine Gelegenheit verpasst, sich bei ihr einzukratzen. Ein grober Fehler . Er konnte das nächste Mal bei Jean oder Rene a n klopfen, wenn ihn das Biest am Wickel hatte . Frech ins G e sicht würden die ihm lachen.
Aus der Cafeteria kam Stimmengewirr. Woher auch sonst? Es war der einzige Raum, den sie halbwegs ordentlich hielten. Der Linoleumboden klebte an den Sohlen vor Dreck und der Gestank nach alter Farbe schlug ihr wie früher en t gegen. Da war sie jeden Tag hier gewesen. Kaum zu glauben.
„Das nächste Mal, wenn ihr ne Krankenschwester braucht, schickt den Diens t wagen.“
Jean lag bäuchlings auf zwei zusammengeschobenen Tischen. „Nina! Süße! Endlich!“
„Ging nicht.“ Hektor hielt triumphierend eine Bleikugel hoch. „Den Spaß konnte sich keiner von uns entgehen lassen . “
Jean knurrte und schlug nach ihm, aber Rene war schneller. Die blutigen Han d tücher stapelten sich unter dem Tisch. Zum Händchenhalten war sie zu spät g e kommen. Sie nahm Rene die Kugel aus den Fingern. „ Wie v iel habt ihr aus ihm herausgeholt?“
Hektor feixte. „Die ganze Ladung.“
Jean tastete vorsichtig über seinen frisch verarzteten Hintern . „Scheiße , tut das weh . Und ich dachte immer, ich hätte nen Lederarsch.“
Hektor gab ihm einen Klaps. „Schaff deinen Arsch das nächste Mal schneller in die B ü sche, dann kriegst du auch nichts ab.“
Jean biss die Zähne zusammen. „Ist das normal, dass ich so leiden muss oder hast du deine sadistischen Triebe an mir b e friedigt?“
„Ich bin kein Sadist, ich bin Realist, doch das ist meistens das Gleiche.“ Er betrachtete das Leid ihres ä l testen Bruders mit kaltem Lächeln.
„Soll ich kraulen?“
Jean schloss genießerisch die Augen, als sie seinen breiten Kopf zwischen die Hände nahm. Er sah aus wie ein Löwe , a uch ohne Transformation. Nina kam mit den Fi n gern kaum durch die dichten Haare.
„Ich bin ein Sieb. Ich leide. Und das Geld für Hektors Ausbildung zum Sanitäter hä t ten wir uns sparen können.“
Hektor verdrehte die Augen und tippte sich mit blutigem Finger an die Stirn. „Den Arzt möchte ich sehen, der einen von uns abziehen lässt, ohne ihn u n ters Mikroskop zu klemmen.“
Vorher würde er sicher die Polizei rufen. Schnitte, Bisse, Schrot, es waren seltsame Ve r letzungen, die ihre Brüder davo n trugen. „Wie konnte das nur geschehen? Hast du nicht aufgepasst?“
„ War abgelenkt.“ Jean verbarg sein Gesicht in ihrem Pulli. „Ich liebe es, wenn du me i nen Nacken massierst.“
Er streckte sich aus und das Holz knirschte unter se i nem Gewicht. Sie
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