Das Biest in ihm (German Edition)
dort tanzen gesehen hat. Laut seiner Au s sage sind S ie sich mit dem Opfer sehr nahe gekommen.“ Er wechselte wieder einen Blick mit seinem Ko l legen. „Der Zeuge sprach von einem Austausch intimer Handlungen, die bereits auf der Tan z fläche stat t gefunden hätten.“
Eine unsichtbare Faust schlug Vincent in den Magen. Er war dort gewesen. Sie hatte ihn gewollt. Schon beim Tanzen. Sie hatte ihn mitgenommen. Es hatte dort gestunken, nach Staub, nach Schimmel und altem Rauch. Die blutigen Male auf ihrem Körper w a ren Bisswunden. Von ihm. Er hatte sie getötet. Nein!
„Vincent?“ Nackte Angst sprang ihm aus Pauls Blick entgegen.
Er konnte nichts sagen. Seine Stimmbä n der klebten aneinander und sein Herz zerbarst in seiner Brust.
„Was ist denn hier los?“ Knut fuhr sich verschlafen durchs zerzauste Haar und drückte Paul im Vorbeigehen einen Kuss auf. Er setzte sich an den Tisch und gähnte. Erst als sich Werner räusperte, wurde sein Blick klar. „Bullen? Ach du Scheiße! Was wollt ihr denn hier?“
„Können Sie uns bitte sagen, wer Sie sind?“
„Knut Baumeister. Ein Freund von Paul Zuchard.“
Knut hatte keinen Kratzer an sich. Paul hatte keinen Kratzer an sich. Durch das Fleisch der Blonden zogen sich zentimete r tiefe Krallenschnitte. Sperrt mich ein, Freunde. Es hat keinen Sinn.
„Also, Herr Baumeister. Können Sie bezeugen, dass Vincent Fabius zw i schen drei und fünf Uhr morgens allein in seinem Bett lag und schlief?“
„Klar.“
„Was?“
Knut lächelte ihn nachsichtig an. „Sag mal, warst du besoffen oder was?“
Paul nickte überdeutlich hinter Knuts Rücken.
„Ja, ich denke schon.“ Vincents Stimme war so belegt, dass Werner misstrauisch die Braue hob.
Knut schlug die Beine übereinander und verschränkte grinsend die Arme vor der Brust. Er hatte Vincents Morgenmantel an, den er selbst nie anzog. „Du bist kurz nach zwei heimgekommen, hast die Türen g e knallt, und als ich nach ner Ewigkeit Rumwälzen nicht mehr einschlafen konnte , bin ich zu dir rüber.“
Pauls Kopf ruckte hoch. „Warum?“
Werner zückte den Stift. „Wann war das?“
Vincent versuchte, zu Atem zu kommen. „Wie sah ich aus?“
Knut grinste. „Ganz normal.“
Vincent atmete auf. Sicher wäre Knut eine übermäßige Gesichtsbehaarung au f gefallen.
Pauls Fingerspitzen malträtierten den Küchentresen und Vincents Nerven. „Warum bist du zu ihm gega n gen?“
Knut sah Paul unschuldig an. „Ich wollte ihm sagen, dass er ein rücksichtsl o se r Arsch ist.“
„Mitten in der Nacht?“ Pauls nervöse Kinnpartie zuckte und Knut seufzte e r geben.
„Und ich wollte sehen, ob noch was geht.“
Vincent verschluckte sich an seiner nicht vorhandenen Spucke. „Mit mir?“
Knut zuckte lächelnd die Schulter. „Bist ein hübscher Bursche.“
„Ich teile nicht!“ Paul schien es nicht zu interessieren, dass Fremde im Raum waren, denen sein Liebe s leben gleichgültig zu sein hatte .
„Entschuldigung. Konnte ich ja nicht wissen.“
„Können Sie bitte beim Thema bleiben?“ Werner fixierte Knut mit geschlitzten A u gen. „Was geschah dann?“
„Nichts. Er schlief tief und fest. Ich hab ’ s mit einem Kuss versucht und meine Hände etwas auf die Reise geschickt. Sie ve r stehen.“
Werner legte zweifelnd den Kopf schräg. „Ich denke nicht.“
„Ist auch egal.“ Knut winkte lässig ab. „Weder Vincent noch sonst etwas an ihm hat sich gerührt. Ich bin dann wieder gegangen. Das war so um drei, de n ke ich.“
Vor Vincents Augen tanzten Lichtfunken. Er war kein Mörder, nur ein Biest.
Knut sah von einem zum anderen. „Warum fragt ihr mich das alles?“
„Deshalb.“ Lehnart hielt ihm das Foto vor die Nase.
Knut wurde weiß. Sah weg. Sah wieder hin. Sein Gesicht schimmerte grün. Er hielt sich den Mund zu und rannte. Der Klodeckel schlug an die Fliesen und sein M a geninhalt klatschte ins Wasser.
„Ist es so schlimm?“ Paul sah besorgt zur offenen Badezimmertür.
„Willst du es sehen?“
Er schüttelte den Kopf, als Werner ihm das Foto geben wollte. Paul ertrug noch nicht mal Krimis. Das Bild hätte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Knut schwan k te zurück, sank neben ihm auf die Küchenbank und wischte sich über den Mund.
Ohne ihn wäre er in Handschellen abgeführt worden. „Danke.“
„Kein Ding.“ Er stöhnte auf und verbreitete einen säuerlichen Geruch. „Sei das näch s te Mal einfach nur wach, wenn ich zu dir
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