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Das Biest in ihm (German Edition)

Das Biest in ihm (German Edition)

Titel: Das Biest in ihm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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noch wie Mutter Theresa aus.
    „Hör auf, mich so anzusehen.“
    Er grinste und ließ sein Kinn auf die Tischplatte sinken. „Wie sehe ich dich denn an?“
    „Jetzt von unten, mit typischem Großer-Bruder-Augenaufschlag.“
    Er lachte. „Es ist die Leidenschaft, die Leiden schafft, Nina. Und du bewegst dich ger a de auf dü n nem Eis.“ Sie wollte einbrechen, wenn der zugefrorene See Vincent hieß. „Du hatte st lange keine Beziehung mehr, da ist es nur normal, dass du dich …“
    „… in ein Monster verliebst?“ Nina schlug seine Hand weg, die auf dem Weg zu ihrer Wange war. „Das ist es nicht. Es ist viel mehr als das.“ Sollte sie ihm von ihren Träumen erzählen? Sollte sie zugeben, dass sie in Vincent das Wesen erkannt hatte , das ihr im Schlaf auflauerte, sie berührte, sie liebte, wie sie noch nie geliebt worden war? Es war sein Mund, der sich auf ihre Lippen presste, es war sein Körper, den sie schwer auf sich fühlte und es war sein Begehren, das ihr in ihren Träumen den Atem nahm. Heute Morgen war sie schreiend aufgewacht. Es war kein Angstschrei gewesen, kein Ausruf des Entse t zens oder der Pein. Es war reine Lust gewesen. Sie hatte sich unter der Decke zusammeng e krümmt und den Schau d ern nachgespürt, die hintereinander ihren Körper geflutet ha t te n. Fast hätte sie den Ve r stand verloren.
    „Natürlich.“ Seufzend trank er den Rest ihres kalten Tees aus. „Frauen reden sich gern romantisches Schwelgen und himmlisches Sehnen ein, wenn der schlichte Ruf der Natur ihnen zu profan erscheint.“ Ihrem Schienbeintritt wich er geschickt aus.
    „Marcel, du bist so ein …“
    „Schwein?“ Lachend lehnte er sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Ich bin mir nur treu. Und sag selbst? Was gibt es Bess e res?“
    „Den Weltfrieden?“ Ihr bitteres Lachen ließ Marcel aufhorchen. Sie war nicht mehr sie selbst. Sie musste dem ein en Riegel vorschieben, bevor sie sich völlig in ihren Empfi n dungen verlor.
    Dem heftigen Pochen an der Wohnungstür folgte der unaufgeforderte Eintritt Jeans. „Kann es losgehen?“ Er wirkte motiviert, als wollte er Marcel zu einer Wil d schweinjagd abholen. „Besser , wir planen genug Zeit ein, dass wir den höflichen Teil noch bei Tage s licht hinter uns kriegen.“ Er spu c kte in die Hände und verrieb es großzügig.
    Marcel verzog das Gesicht. „ M usst du immer so primitiv sein? Man könnte meinen, du hättest keine Erziehung genossen.“
    „Hab ich auch nicht.“ Vergnügt sah er zu Nina. „Bist du s o weit ?“
    Sie nickte und kämpfte gegen den Wunsch an, Jean an die Kehle zu gehen.
    „Und denkt dran. Gib uns ein wenig Vorsprung. Kann ja sein, dass er von der Idee nicht begeistert ist, mit uns zu kommen.“ Sein raues Lachen schallte den unpersö n lichen Flur des Mietshauses entlang und verlor sich im Aufzug.
    Marcel sah Jean kopfschüttelnd hinterher. „Für ihn ist das alles nicht mehr als ein Spiel. Manchmal beneide ich ihn um diese Einstellung.“ Er wollte sie zum A b schied küssen , aber sie drehte sich weg. „Es wird alles gut, Nina. Du wirst s e hen.“
    Schon damals, als Vater verschwunden war und Jean bereits mit seinem genetischen Erbe zu kämpfen hatte , war Marcel zu ihr gekommen, wenn sie sich we i nend unter die Bettdecke geflüchtet hatte . Mit demselben Trost-Satz bewaffnet und demselben aufmu n ter n den Lächeln.
    „Lucas hatte damals recht, als er sagte, du sollst fortgehen. Weg von uns, am besten in ein anderes Land. Dein Studium beenden und einfach alles vergessen, was hinter dir liegt.“
    „Das könnte ich nicht.“ Sie hatte es versucht. Die Tasche gepackt, das Zugt i cket in der Hand. Am Abend war wieder ausgepackt gewesen. Bis nach Hamburg war sie geko m men. Dann hatte sie sich in den näch s ten Zug zurück gesetzt.
    Marcel schnellte nach vorn und zwang ihr einen Bruderkuss auf. „Ich hau ab. Auf He k tor, den jä h zornigen Idioten, pass ich auch auf.“
    Sie musste sich Vincent ausreden. Das war die einzige Möglichkeit. Sie hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Das musste reichen, um sich auch die letzte E r innerung an ihn aus dem Hirn zu hämmern und die letzte Sehnsucht nach seinen Berührungen zu verdrä n gen. Sie würde sich etwas vormachen. Das hatte sie schon oft. Irgendwann würde sie die Lüge glauben. Im Moment zählte nur, dass er ihre Lüge glaubte.
     

 
    „Die Nase ist ab.“
    Krause betrachtete den Mitternachtsdrachen mit zusammengekniffenen Augen. Er bl o ckierte

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