Das Biest in ihm (German Edition)
sich auf den Rücken, schloss die Augen und dachte an Nina. Sie wusste über ihn Bescheid . Woher auch immer. So abw e gig der Gedanke war, er tröstete ihn. Er würde sich ihr anvertrauen können. Sie würde Verständnis für ihn haben, konnte mit dem Biest u m gehen. Diese Zärtlichkeit, mit der sie ihn besänftigt hatte , würde das Biest in die Knie zwingen. Unter ihrer Kontrolle wü r de er es schaffen, würde sie lieben können, und Mensch dabei bleiben. Sie durfte nur nicht die Kontrolle über ihre eigenen Gefühle verlieren. Ihre Leidenschaft, mit der sie sich in seine Haare gekrallt hatte , anfangs, als sie noch nicht wusste, auf wen sie sich einließ, war übe r wältigend gewesen. Ihr Kuss, tief und fordernd … Vincent fuhr sich über den Mund. Sie hatte ihn in die Lippe gebissen, ihm ihre Kehle geboten. Wusste sie, dass der Kehlbiss der Vereinigung vorausging? Es war ein Instinkt. Zu tief verwu r zelt, um ignoriert zu werden. Ihre zarte Haut, das pulsierende Blut, ihr b e törender Duft. Seine Erregung wuchs mit jedem Atemzug und mit ihr das Ziehen. Er hielt es nicht mehr aus. Seinetwegen sollte das Biest in ihm toben, nur hervo r brechen durfte es nicht. Nina hatte gesagt, wenn er zu Tode erschöpft wäre, würde es g e hen. Er war zu Tode erschöpft. Trotzdem wand er sich unter seiner eigenen Lust.
Er umschlang mit den Beinen den Bettpfosten und hielt sich mit einer Hand am Kop f ende fest. Die Bi l der in seinem Kopf, wie sich Nina ihm hingab, wie er sie nahm, wie sie auf seine Lust reagierte, stürzten auf ihn ein. Langsam, ganz langsam. Er musste leise bleiben. Es schmerzte. Es zog. Es berauschte ihn. Nur eine leichte Berührung. Ganz sacht. Wie hätte es Nina getan? Sie würde ihn dabei ansehen. Seine Wünsche in seinen Augen lesen und sie würde sie ihm erfüllen. Vincent bäumte sich auf.
Fest, fordernd, gierig und immer wieder. Sie würde ihn schreien lassen. Die Welle schwappte über ihn, riss ihn hoch , aber er hörte nicht auf. Er biss ins Kissen. Wieder wurde er hochgerissen. Mit durchgedrücktem Rücken ertrug er die E x plosion seiner Lust, bevor er erschöpft z u sammensank.
„Du Sau!“ Paul stand vor seinem Bett. Käseweiß um die Nase.
Vincent sah an sich runter.
„Lass mich erklären …“ Schnell zog er die Decke über sich.
„Du widerliche , eklige Pottsau!“ Paul knallte ihm den Verbandskoffer auf das Bett und rauschte wieder hi n aus. Das Ding stammte aus Pauls Auto. Und Pauls Auto parkte seit heute Morgen draußen in der Sonne mit einem zerfetzten Tierkadaver im Koffe r raum in einer zerrissenen Plastiktüte.
Mit vier heruntergelassenen Fenstern fuhr Vincent auf dem kürzesten Weg zu einem See, an dessen verwahrlostem Ufer er oft auf die Jagd gegangen war. Natürlich hatte er den Spaten vergessen. Mangels Alternativen grub er ein behelfsmäß i ges Loch mit einem Ast.
Das Vieh stank bestialisch und er verstand Pauls Entsetzen. Ang e ekelt wandte er sich ab, holte tief Luft. Er würde die Auslage des Skoda rausreißen mü s sen.
Zögernde Schritte, direkt hinter ihm und der beißende Geruch eines jagenden Tieres. Er war nicht allein. Wildschweine knurrten nicht. Füchse schon, aber das klang anders. Nicht so tief, nicht so bedrohlich. Hier wollte etwas sein Revier ve r teidigen. Etwas, das wusste, dass Vincent mehr zu bieten hatte , als die menschliche Hülle vorgaukelte. Die Lust auf einen Kampf verdrängte alles andere aus seinem Bewusstsein. Das hier war mehr als schlichtes Jagdfieber und diesmal würde er sich nicht beherrschen müssen. Er konnte es zulassen. Die Verwunderung, dass das Biest in immer kürzeren A b ständen von ihm Besitz nahm, verschwand, als der Schwi n del des Adrenalins sein Herz rasen ließ und nichts übrig blieb als der Wunsch, den Gegner zu zerreißen.
Ein großes , graues Biest schlich aus den Büschen. Die Ohren lagen an, die Nackenha a re waren hochgestellt. Vincent duckte sich zum Sprung. Komm schon, ich warte! Zähn e fletschen, tiefes Grollen. Es lauerte, so wie er. Alle Sinne auf den anderen gerichtet. Die Augen nur Schlitze. Er wollte das Blut des Feindes auf seiner Zunge schmecken.
Der andere zögerte. Warum? Angst? Komm nur, mein Grauer, komm! Nur ein Tän z chen, ein Spiel. Und der Verlierer verblutet im Moos. Der Kreis wurde enger. Vincents Spiegelbild in den Augen des anderen, so nah. Ein kleines Zucken in seinem Lid. Mehr nicht. Explosion von Kraft und Wut. Hiebe, Bisse.
Der andere jaulte. Wo bleibst du? War das
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