Das Biest in ihm (German Edition)
traten vor und sie konnte hören, wie er knirschend die Zähne zusa m menbiss. Sie atmete so ruhig wie möglich. Es fiel ihr furchtbar schwer. Sie versuchte, sich auf ihn einzulassen, ihm Ruhe zu geben und G e borgenheit, doch die Blicke ihrer Brüder lenkten sie ab.
„Hast du das bei ihm schon mal so gemacht?“ Nina fühlte Marcels Hand auf ihrem Rücken.
Er sprach ruhig und sanft. Sie nickte. Doch da hatte es funktioniert und jetzt klappte nichts. Vincent vertraute ihr. Wartete auf die Erl ö sung und sie konnte nichts tun. Seine Muskeln fühlten sich immer härter an und sein Ke u chen klang mehr und mehr nach unterdrückten Schmerzen s schreien.
„Marcel, was soll ich tun? Ich kann ihm nicht helfen.“
„Loslassen und wir erlösen ihn zwanzig Meter weiter in nem Hinterhof. Da stehen g a rantiert Müllconta i ner rum.“
„Schnauze , Hektor“, zischte Marcel, ohne den Blick von ihr und Vincent zu nehmen. „Bevor wir nicht alles ausprobiert haben, geben wir keinen Me n schen auf.“
„Warum nicht?“
Bei nächster Gelegenheit würde sie Hektor für seine Kaltschnäuzigkeit leiden lassen.
„Weil du die Fresse halten sollst!“, knurrte Jean.
„Was hat meine Fresse mit Ninas Versagen zu tun?“
„Alles!“ Marcel nickte ihr zu. „Keine Angst, Nina.“ Sofort klang er wieder frie d lich und ruhig. „ Wenn du Angst hast und er riecht es, ist es vorbei! Zuerst mit dir und dann mit ihm. Dafür werden wir dann nä m lich sorgen.“
„Ich bin deine Schwester, verdammt noch mal! Hilf mir und rede nicht so einen Mist!“
Vincent sah sie aus Tieraugen an. Ihr schauderte. Seine Pupillen waren weit, doch sie wusste, wenn sie sich verengten, würden sie zu aufrecht stehenden Schlitzen.
„Ich denke so seltsam, Nina … mein Hirn … g e hört mir … nicht mehr …“
Es war zu spät. Sie hatte versagt. Sie zwang sich zu einem Lächeln , um ihre Angst vor ihm zu ve r bergen. „Das ist nur der Schmerz. Es geht gleich vorbei.“
„Scheiße aber auch!“ Rene knallte die Faust auf den Tisch, Vincent zuckte z u sammen und starrte ihn mit Jagd-Blick an. „Du kriegst es nicht hin. Lass ihn uns u n terklemmen und sobald es geht , töten.“
Marcel verpasste ihm eine Kopfnuss. „Gib ihr noch einen Moment. Gut Ding will We i le haben.“
„Aber nicht hier“, zischte Rene. „Der Laden ist voll. Willst du das, was der hier gleich bringt, den Bullen als Massenhalluzination verkaufen?“
Wenn sie nur nicht so abgelenkt wäre.
„Bring mich hier weg.“ Vincents Stimme klang nach Bergpuma. „Ich … bin dir … zu nah. Den anderen … auch.“
„Nein.“ Das würde sie niemals schaffen. Vorher würden ihre Brüder … nicht daran denken! „Du musst es schaffen. Du musst ihnen beweisen, dass du stark bist, dass du es kontrollieren kannst. Vincent, dein Leben hängt daran.“
„Mein Leben … ist ein Albtraum.“
Nicht die Hoffnung verlieren. Hatte sie sich diesen Mann nicht ausreden wollen? Welch lächerliche Idee. Sie schlang ihre Arme um ihn, weinte in sein Hemd.
„Nina, hilf mir.“
„Der krächzt! Hört ihr ihn? Ein Tier!“
Sie blendete Renes panische Stimme aus. Konzentrierte sich nur auf Vincent. „Das tue ich, entspann dich.“
„Das Hemd …“ Er riss an dem Stoff. Seine Hände zitterten, krümmten sich. „Mach es weg!“
„Sein Zentrum!“ Marcel stieß sie grob an und Vincent knurrte. Jean schnappte nach Luft. „Reiß die ve r dammten Knöpfe ab und beruhige sein Zentrum! Ist mir scheißegal, was die Leute hier denken. Wenn der zum Tier wird, werden sie sich noch jahrelang das Maul zerreißen.“
Warum hatte sie es nicht früher gemacht? Ein kräftiger Ruck und das durc h geschwitzte Hemd war offen. Marcel nahm ihre Hand, legte sie auf Vincents Bauch, direkt unter den Nabel. Er selbst fühlte nach se i nem Herz.
„Vincent? Hörst du mich?“
Er presste ihre Hand noch fester auf sich. „Ich fühle dich, Nina. Deine Haut auf me i ner Haut … so schön …“ Vincent schloss die Augen, sank zurück.
Marcel sah sie erschrocken an. „Vincent! Nein!“
Ein fester Schlag auf seine Brust, er schnappte nach Luft. Sein Gesicht ve r zerrte sich im Schmerz, sein Körper begann , haltlos zu zittern.
„Nina! Weg von ihm!“
Sie schlug Marcels Hand weg. „Sieh mich an! “ Vincent schüttelte den Kopf, kniff die Augen noch fester zusammen. „Sieh mich an! Ich kann dir helfen. Lass es zu! Lass es bitte zu!“ Sie würde es verdrängen können. Sie hatte es schon einmal
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