Das Biest in ihm (German Edition)
nicht.
„Filmrisse sind ein sicheres Zeichen dafür, dass du’s als Mensch nicht mehr lange machst . Erst der Kö r per, dann der Geist, dann die Seele . Und dann: aus!“
Deshalb die fremden Empfindungen während des Kampfes mit dem Grauen. Deshalb wusste er nichts von seiner Jagd. Deshalb drängte sich das Biest i m mer öfter auf, egal ob Tag oder Nacht. Nicht das! Alles, aber nicht das. Kein Leben als Biest. Vorher würde er es beenden. Seine Handflächen wurden nass. Er rieb sie an der Jeans ab und Nina b e merkte es. Sollte sie. Warum half sie ihm nicht? Und wo zum Henker kam dieses nervt ö tende Hämmern her?
Sein Herz.
Kein Leben als Biest. Niemals.
Am Nachbartisch gängelte eine Mutter ihr Kind. Es schrie vor Trotz. Sie konnte es nicht beruhigen. Knebeln sollte man das Balg! Konnte es nicht Ruhe geben? Schafft es weg! Und die keifende Mutter dazu!
Atmen. Atmen und ruhig werden.
Zwei Tische weiter rechnete ein Erbsenzähler dem Kellner den Tippstreifen vor. Die nasale Stimme kroch Vincents Rückgrat hoch und würgte sein Hirn. Sein Herz schlug immer lauter. Jeder würde es hören können.
In seinem Fokus war das Kind.
„Vincent?“ Marcel packte ihn am Arm. „Sieh nicht mit diesem Blick Me n schen an!“
Welcher Blick? Die Frau hatte einen Blick. Er war voll er Angst. Das Kind wurde hoc h gehoben, fortgetr a gen.
„Nina, es kommt.“ Hektor stieß sie grob an. „Mach was.“
Richtig, klugscheißende Kommode. Es kommt!
„Ist nicht meine Baustelle.“
Dein Blick ist zu gleichgültig. Doch in meinen Armen würde er brennen. Darf ich de i nem Bruder die Gedärme rausreißen? Nicht? Dann hilf mir!
„Der hat sich nicht mehr im Griff!“
Angst, Rene? Ich auch!
„Sieh dir seine Augen an! Noch ein bisschen, und der springt über den Tisch und frisst die Kellnerin.“
Das Flackern vor seinen Augen blendete ihn. Von irgendwo kam Jeans Sti m me.
„Vincent? Kannst du mich noch hören oder muss ich mit dir schon gru n zen?“
Zerfetzen würde er ihn. Vor seinem geistigen Auge flog Jeans abgerissener Kopf über die Sachertorte mampfende Matrone und klatschte ihrer hässlichen Tochter ins zu große Eis. Warum saß er noch neben ihm und textete ihn zu? Zuckend und am Boden liegend hatte er ihn erwartet.
„Ganz ruhig, Junge.“
Löwenaugen. So offen und ehrlich. Vincent riss sich zusammen , aber er kam nicht ru n ter vom Adrenalin. Das Ziehen war zu mächtig. „Ich schaff’s nicht.“ Noch kein Fell im Gesicht? Er hatte keine Kontrolle mehr. „Nina!“ Raue Tie r stimme. Bitte nicht! „Nina, ich schaff’s nicht!“
„Nina, du kriegst ihn runter oder wir schleppen ihn zu den Parkplätzen und bringen ihn im Gebüsch zur Strecke!“
Heiseres Lachen. Jeans? Gute Idee, dann wäre alles im Lot. Vincents Kopf knallte auf den Tisch. Der Schmerz zog ihn zusammen und gab ihn nicht frei.
„Ihr Schweine!“
Keine Schweine, Nina. Deine Brüder. Erkennst du sie nicht? Ich auch nicht. Nur dich. Aber das schwi t zende Ding vor dir, das zu sabbern anfängt, keine Ahnung. Es will deine Hände auf sich spüren. Doch, Nina. Hat es gesagt. Deine Hände, deine Lippen und den Rest auch. Du kannst es auch sterben lassen, wenn du willst. Ihm ist es egal.
„Marcel, hilf mir. Richte ihn auf.“
Vincents Augen drehten sich nach hinten. Statt Gelb war nur noch Weiß zu sehen. N i na nahm seine Hand. Sie war gekrümmt und ließ sich nicht bewegen.
„Beeil dich. Sieht nicht gut aus.“ Marcel hielt ihn an den Schultern fest , doch Vincents Kopf fiel schlaff nach hinten. Nina fühlte sein Herz.
„Und?“ Jean fuhr sich über den Mund.
„Wie schnell kann ein Herz schlagen, ohne zu zerbersten?“
Er legte die Hand auf Vincents Brust. „Ganz schön heftig für so ein schmales Kerlchen.“ Zwei Ohrfeigen landeten in Vincents Gesicht , aber er reagierte nicht. „Hey, Ju n ge. Reiß dich mal am Riemen! Du kannst die Tier-Nummer hier nicht bringen!“
Vincent stöhnte so laut, dass eine Frau am Nachbartisch zusammenfuhr. „Wir erregen zu viel Aufmerksamkeit, Nina. Nimm ihn in den Arm. Dann kann keiner sein Gesicht s e hen.“
Marcel zog ihn nach vorn, lehnte ihn an sie. Vincent verbarg sein Gesicht an ihrer Schulter. Unter dem Tisch krallten sich seine Finger in seine Schenkel. „Mann, der hat aber echt mit sich zu tun.“
Das zweifelnde Kopfschütteln ihres Bruders machte ihr Angst.
„Vincent, bitte. Konzentrier dich auf mich.“ Sie streichelte über sein steinhartes G e nick. Die Sehnen
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