Das Biest in ihm (German Edition)
für sie. Sie hat als Kind zu viel …“
„Geht ihn nichts an.“ Jean warf Marcel einen kurzen Blick zu. „Nur die Fam i lie.“
Vincent wollte zu ihr. Doch kaum stand er, knickten seinen Beine ein. Marcel schob ihm den Stuhl unter.
„Immer langsam nach einem Kampf mit dem Biest.“ Mit Ninas Papierserviette wies er auf Vincents Stirn. „Wisch ab. Du tropfst.“
„Sie sollte jetzt nicht allein sein.“
Marcel grinste übers ganze Gesicht. „Einen Reim? Zähl bis zehn, dann kannst du g e hen!“
„Wag es ja nicht“, zischte Hektor. „Du kommst ihr heute nicht mehr nah!“ Er packte sein Handgelenk und knurrte Marcel an. „Hetzt ihn Nina nach. Bist du irre?“
„Lass mich los oder ich reiß dir deine Muskelarme aus den Gelenken.“
„Jetzt?“ Er lachte höhnisch. „Wohl kaum.“
„Schluss jetzt, Kinder.“ Ein kurzer Blick von Jean reichte und Hektor gab sein Gelenk frei. „Die reagieren aufeinander, also misch dich nicht ein.“
Vincent rappelte sich auf, aber noch bevor er sein Gleichgewicht gefunden hatte , hielt ihn Lucas zurück. „Nur reden, Einzelgänger. Verstanden? Alles andere ist für dich tabu. Das eben war nichts anderes als Medizin für einen Irren.“
Nina hatte ihn zu früh zurückgeholt. Ein Duell mit Lucas wäre ein Fest gew e sen.
„Nicht schlecht, der Blick.“ Jean lächelte anerkennend. „Damit machst du nicht nur als Tier was her.“
Stecken sollte er sich seine kranken Komplimente. Dahin, wo es wehtat.
Er brauchte Zeit, bis er in Ninas Nähe kam. Zwischenzeitlich musste er eine Laterne umklammern.
„Verschwinde!“
„Ich wollte nachsehen, ob es dir gut geht.“
Ihr bitteres Lachen klärte die Frage. „Du bist der Falsche, um sich nach meinem Befi n den zu erkundigen. Schmeiß dich mit meinen Brüdern zusammen und schert euch alle zum Teufel.“
Hatte sie nicht auf seinem Schoß gesessen, die Hand unter seinem Hemd und sich dicht an ihn geschmiegt?
„Wie schaffst du das? Eben noch voll Zärtlichkeit und plötzlich setzt es verbale Ohrfe i gen?“
„Was hilft, hat recht oder denkst du, ich spiele mit meinem Leben?“
Nein, Süße. Sein Herz hatte das Gewicht eines Sumo-Ringers. Du spielst mit meinem Leben , aber mach nur weiter. Noch ein bisschen und er würde kaum noch daran hängen.
„Denkst du im Ernst, ich hätte nicht schon genug Monster in meinem Leben?“ Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die Augen. Er war nass vor Tränen. „Meinst du, ich brauche auch noch eins in me i nem Bett?“
Nein. Natürlich nicht. Niemand brauchte das.
Hinter ihm tauchte Jean auf. „ Los jetzt ! Wir haben noch was vor!“
„Ich habe für heute eigentlich schon genug erlebt, Jean.“
„Keine Müdigkeit vortäuschen, Junge. Wir wollen dir nur helfen. Alles klar mit dir, N i na?“
Sein misstrauischer Blick musterte sie von oben bis unten, nur ihre Tränen übe r sah er.
„Muss ich mit zu Nathan?“
Auf Jeans energisches Nicken reagierte sie mit resigniertem Seufzen. „Erzählt ihm doch einfach, was vorgefallen ist.“
„Nichts da!“ Er hievte sie hoch. „Nachher will er ne Vorführung.“
Sie biss die Zähne zusammen, sagte aber nichts. Ein paar Passanten sahen ihnen ske p tisch hinterher, als Jean jeden von ihnen an die Hand nahm und wie ein Vater durch die Menge führte.
„Kannst du das mal lassen?“ Vincent versuchte, seine Hand aus Jeans Pranke zu dr e hen.
„Nein. Gewöhn dich dran, ich bin so fürsorglich.“ Beim Grinsen ging warnend die Lefze hoch.
Im Wagen platzierte ihn Jean zwischen sich und Marcel. Nina saß hinten. Sie starrte aus dem Fenster und keiner ihrer Monsterbrüder schien ihr Unglück wah r zunehmen. Vincent brachte es nicht über sich, sie anzusprechen. Er war umgeben von Seinesgle i chen und wusste nicht, ob er jubeln oder vor Frustr a tion brüllen sollte.
Feuchter G eruch schlug ihnen entgegen, als sie das alte Fabrikgebäude betr a ten. Moder, Schimmel und ein Hauch von Chemikalien.
„Hier haben sie früher mal Farbe gerührt.“ Marcel hielt ihm eine der zahlre i chen Türen auf. „Aber die Fabrik ist pleitegegangen.“
„Simon?“ Jeans Ruf hallte in der dunklen Halle. „Bist du da?“
Hinter einem Stapel alter Paletten kam eine Gestalt hervor, die Vincent sofort als Br u der seines Begleitschutzes erkannte. Breit, mächtige Oberarme und Jeans Raubtierl ä cheln. Seltsam, dass es sich um einen der Jüngeren handeln sollte, denen das Dasein als Biest erspart geblieben war. Die freien Arme
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