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Das Bild - Geschichte einer Obsession

Titel: Das Bild - Geschichte einer Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean de Berg
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die Beziehung nicht andauert, so stellt doch die Tatsache, daß Begehren und Wollust zumindest für einen von beiden existieren, eine Art magischer und unbegreiflicher Kommunikation dar, etwas, ich möchte fast sagen, Heiliges, wenn es auf Erden überhaupt etwas Heiliges gibt, was nicht sicher ist.»
«Wenn es etwas Heiliges auf Erden gibt, nun, dann ist es die Liebe, die Lust und das Glück, die sie verschaffen kann.» Und Pauline Réage, eigendich Dominique Aury, eigentlich Anne Declos, die 1907 geborene Lebensgefährtin und Mitarbeiterin von Jean Paulhan (1994 hat sie ihr Geheimnis, 86jährig, der Zeitschrift New Yorker anvertraut), spricht von der Lust als einem «Geschenk des Himmels», «was immer sie auch sei, wandelbar, flüchtig oder was sonst, absolut unberechenbar, absolut unkontrollierbar, na und?»
Und so verflüchtigt sich, im Rückblick, die Perversion in Wohlgefallen. «Die Geschichte der O ist ein Märchendrama für eine andere Welt, eine Welt, in der ein Teil meines Ich lange Zeit gelebt hat, der jetzt nur noch zwischen den Seiten bedruckten Papiers lebt.» Da ist kein Halt. Nirgends. «Man versinkt zwischen den Spiegeln.»
«Im Zusammenhang mit dieser damals skandalösen Histoire d'O , deren erstaunlicher, nach Schwefel riechender Erfolg Filme und Cartoons nach sich zog, fällt mir eine persönliche Anekdote wieder ein», heißt es in Alain Robbe-Grillets Angelique oder Die Verzauberung (Frankfurt 1992). «Kurze Zeit vor unserer Hochzeit im Oktober 57 hatte meine Frau Catherine unter einem Pseudonym, um nicht den Namen ihrer Eltern ins Spiel zu bringen, bei Minuit einen hübschen erotischen Roman, kurz und unumwunden, unter dem Titel L'image veröffentlicht, der stark beeinflußt war von meinen sexuellen Neigungen, zweifellos aber auch von dem Roman Pauline Réages und im übrigen dieser gewidmet. Ich selbst hatte ein Vorwort geschrieben und kaltblütig mit dem nunmehr berühmten Namen jener verborgenen Autorin mit der fragwürdigen Identität signiert.»
Pascal Pia schreibt diesbezüglich in seiner kommentierten Bibliographie Les Livres de l'Enfer (Paris 1978): «Das Werk ist Pauline Réage gewidmet. Das Vorwort ist mit P. R. gezeichnet, was den Eindruck erweckt, dieses Vorwort könnte von der Autorin der Geschichte der O stammen. Als die Bibliothèque Nationale für ihre Kartei wissen wollte, ob sich die Initialen P. R. auf die Widmungsträgerin beziehen, fragte sie beim Verleger an und erhielt von diesem unter dem Datum des 14. September 1956 eine sehr gewundene Antwort: ‹Im Prinzip ja. Hinter dem Pseudonym Pauline Réage verbirgt sich jedoch, wie Sie wissen, eine Person, die immer noch unbekannt ist. Folglich ist, was den Autor des Vorworts zu L'image betrifft, die Gleichsetzung mit dem Autor der Geschichte der O nicht mit Sicherheit möglich.›
Es ist offensichtlich, daß den Verleger nichts daran gehindert hätte, den Autor des Vorworts zu L'image mit dem Autor der Geschichte der O zu identifizieren, wenn er dieses wirklich von Pauline Réage bekommen hätte, deren Identität wäre ja auch trotz dieser Identifikation unbekannt geblieben. Die Antwort des Verlegers läßt vermuten, daß Pauline Réage mit diesem Vorwort absolut nichts zu tun hat, ja, daß L'image ihr in der Absicht gewidmet worden ist, Aufmerksamkeit für diesen sadomasochistischen Roman zu erregen.»
Und Robbe-Grillet berichtet weiter: «Jérôme Lindon, freundschaftlicher Mitwisser, der jeden Sonntagmorgen mit Jean Paulhan unter dessen Fenstern in den Arenes de Lutece Boule spielte, erzählt ihm zwischen zwei Spielen (wenn man in seiner Gunst bleiben wollte, mußte man ihn gewinnen lassen, jedoch mit Geschick) wie eine Kleinigkeit, die ihn amüsieren könnte, von diesem Vorwort, das Pauline Réage angeblich an den Verlag geschickt hatte. Paulhan verbirgt nur schlecht seine ungläubige Überraschung und sein Unbehagen (da Histoire d'O von der Justiz verfolgt wurde, ohne einen erklärten Urheber zu haben, war das Pseudonym durch kein Gesetz geschützt und konnte von jedem benutzt werden). Er sagt: ‹Geben Sie mir doch das Manuskript, und ich werde in Erfahrung bringen, was es damit wirklich auf sich hat.› Am folgenden Sonntag spricht er das Urteil: das Buch selbst hat große Qualitäten, doch das Vorwort ist dumm, und nur ein mittelmäßiger Schwindler kann es geschrieben haben!»
Welch schöne Camouflage! «Trotz seiner Ratschläge haben wir das Vorwort behalten, in dem ich behauptete, daß in dieser Art von

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