Das Bild - Geschichte einer Obsession
sein.»
Ich ohrfeigte sie, rechts, dann links, einmal, zweimal. Ich betrachtete sie lange und sagte ihr, daß sie schön sei.
Meine Hand glitt zu ihrem Bauch hinunter. Die Erregung der jungen Frau war dort deutlich zu spüren.
Ich küßte sie, während ich sie streichelte.
Dann stützte ich mich auf den Ellbogen und ohrfeigte sie noch einmal, sehr viel kräftiger, fünf- oder sechsmal.
«Sag zu mir: Ich liebe Sie», befahl ich.
Sie wiederholte: «Ich liebe Sie» und fügte hinzu, daß sie meine Sklavin sei und ich sie zu Tode schlagen könne, wenn mir das Spaß mache.
Ich streichelte ihre Brüste, dann, länger, eingehender, ihre Scham. Anschließend zwang ich sie, meine Finger zu lecken.
Ich näherte erneut meinen Mund dem ihren und befahl ihr, mich zu küssen. Sie tat es mit so viel Eifer, Fertigkeit und Bereitwilligkeit, wie man sich nur wünschen konnte. Ohne ihre Küsse zu erwidern, ließ ich es einfach nur geschehen.
Ihre Lippen waren feucht und sanft, angenehm warm, ganz meiner Lust preisgegeben... Mit einem Mal biß ich sie bis aufs Blut.
Unter der Wirkung des Schmerzes und der Überraschung konnte Claire nicht anders, als in einer instinktiven Bewegung den Kopf wegzudrehen. Sofort fühlte sie sich jedoch schuldig und wandte ihr Gesicht wieder mir zu.
Ich ohrfeigte sie, um sie zu bestrafen, und befahl ihr, um Verzeihung zu bitten.
Sie sagte: «Ich bitte Sie um Verzeihung», und ich nahm ihre gefügige Lippe wieder zwischen meine Zähne, wobei ich meine Bisse und ihre Küsse einander abwechseln ließ, bis zwei Tränen in ihre Augenwinkel traten.
Dann kehrte meine Hand zwischen ihre Schenkel zurück. Die junge Frau öffnete sich von sich aus noch etwas mehr.
Als ich wirklich in sie eindrang, fing sie sofort zu stöhnen an, rief mich bei meinem Vornamen und wiederholte mir, daß sie mich liebe...
Nachwort
Priesterinnen des Bizarren
Die dunkle Seite des Feminismus: Pauline Réage und Jean(ne) de Berg
Der uneingestanden Perverse (man möge sich nicht täuschen, er ist am verbreitetsten), der uneingestanden Perverse also, er liebt es nicht, mit seinen sexuellen Obsessionen konfrontiert zu werden. Er verfolgt sie, am liebsten bei anderen, mit seinem Haß, verlangt für sie, fanatisch, nach einem Deckmantel.
Ins Dunkel der Nacht will er sie verbannt wissen, diese Schattenseiten des menschlichen Daseins, wünschte sie sich einst, vor nicht allzu langer Zeit noch, ausschließlich in die langen Korridore der Wissenschaft, verirrt und von Moral umstellt. Während sie ihm heutzutage - und das widerspricht sich keineswegs, ist nur die andere Seite ein und derselben Medaille -, im Zeitalter des Infotainment, als Reportage besser aufgehoben scheinen, verkleidet, gewinnbringend vermarktet, mißbraucht.
So leicht aber läßt sich das Begehren nicht maßregeln, bewegt es sich doch beständig, zwischen körperlicher Erfüllung und dem maßlosen Exzeß der Phantasie, heimtückisch, ohne Ruhe. Und wenn es auch vergebens nach Verwirklichung sucht, ab und zu scheint es auf, in der Kunst - als Widerschein.
Ohne Zweifel, es gibt im Leben eines Menschen, heißt es irgendwo in Michel Tourniers Erlkönig , nichts Erregenderes als die zufällige Entdeckung der Perversion, die in einem steckt und der man verfallen muß. In diesem Moment wird ein Märchen Wirklichkeit, verborgene Räume tun sich auf, Dornenhecken, Schlünde, Schluchten.
Der Roman Geschichte der O ist so ein Märchen. Im Juni 1954 im Verlag Jean-Jacques Pauvert erschienen, war dieses Buch von Beginn an mit der Aura des Diabolischen umgeben, eine Mystifikation. Wohl wegen der Verbote und Indizierungen und des (zum Teil) daraus resultierenden Skandal(verkaufs)erfolges (einige hunderttausend Exemplare), aber sicherlich auch wegen seiner pseudonymen Autorschaft: Pauline Réage - so jedenfalls nannte sich die Autorin.
Eine Frau als Urheberin grellster sadomasochistischer Tableaus bereitwilligst angeketteter, zigmal vergewaltigter, gedemütigter, männlicher Lust ausgelieferter Weiblichkeit - das rüttelte an den Grundfesten nicht nur feministischer Überzeugung.
Aus dem anläßlich des Erscheinens der deutschen Ausgabe 1967 gestellten Antrag auf Aufnahme in die Liste der jugendgefährdenden Schriften:«Dieses Buch verführt die männlichen Jugendlichen zu einer ganz falschen Einstellung zum weiblichen Geschlecht. Gefährlicher noch ist dieser Roman für die weibliche Jugend. Da die Männer in der Realität auch nicht im entferntesten an die Leistungsfähigkeit der hier
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