Das bin doch ich
mir ein halbes dutzendmal die Hände, aber es hilft nichts, ich rieche wie ein Baubudenklo.
Ich frage mich, wie ich jetzt vor der Lesung zu einem kräftigen Parfüm komme, denn die Läden haben schon geschlossen. Es ist halb acht, um acht muß ich im Museumsquartier sein, um halb neun geht es los. Ich rufe Else an. Die ist gerade am Weggehen, verspricht aber, mir etwas mitzubringen.
Im Museumsquartier stelle ich mich am Büfett um ein Bier an. Ich rede mit Gabi Hegedüs und Christoph Möderndorfer, den Veranstaltern. Else kommt und gibt mir ein Parfüm. Ich laufe aufs Klo, sprühe mich ein, in meiner Aufregung erwische ich zuviel, ich kehre zu den anderen in einer abscheulichen Duftwolke zurück.
Es wird dunkel. Der Stadtrat kommt und begrüßt mich: »Long time no see!« Darauf fällt mir nichts ein, ich stehe da, bis er mir ein neues Bier in die Hand drückt. Ich setze mich in die erste Reihe, der Kasuar nimmt neben mir Platz, sein Leibfotograf schleicht herum und macht Fotos. Gabi hält eine kurze Ansprache, Applaus, ich steige aufs Podium, rings um mich ist es Nacht, die kleine Lampe auf meinem Pult die einzige stärkere Lichtquelle weit und breit, binnen Sekunden bin ich umschwärmt von Hunderten Insekten. Ich beginne zu lesen. Sie fliegen mir in die Haare, in die Ohren, in die Nase, sie fliegen mir in den Mund, sie ersäufen sich in meinem Bier, sie lassen sich beim Umblättern zwischen den Seiten zerquetschen, und ich fuchtle herum und lese. Es klappt ganz gut.
Nachher sind wir ungefähr zwanzig Leute. Else ist da. Gerrit, mein niederländischer Übersetzer ist da, Beate, die Ärztin ist da, Gabi und Christoph sind da, der Prinz ist da, Elses Bruder ist da, Michaela Puchberger vom Hanser-Vertrieb ist da, der Verlagsvertreter Schlieber ist da, auch die Rabenhofleute, wenigstens kurz, nur Daniel sitzt mit Till Fellner zu Hause und schaut sich Shining an.
Irgendwann landen wir auf der Dachterrasse des Café Leopold , und hier ist es nun richtig angenehm. Über dem Naturhistorischen Museum geht der Mond auf. Der erste warme Abend im August, drei Wochen hat es geregnet, heute sind die Wolken weggezogen. Zeichen! Zeichen! Ich sitze im ärmellosen T-Shirt da. Die Besitzer des Lokals stellen uns eine Flasche Metaxa auf den Tisch.
Etwa gegen drei Uhr sitze ich neben Christoph in dessen Auto. Wir fahren zur Gräfin am Naschmarkt . Um fünf Uhr früh bestelle ich mir Spiegelei, oder etwas völlig anderes. Ich bin in einer Runde von sechs oder acht Übriggebliebenen. Alle schwer betrunken. Um acht gehe ich nach Hause. Mache mir ein Bier auf. Keine Emails schreiben , denke ich noch, dann setze ich mich an den Computer und beginne, Emails von fragwürdigstem Inhalt zu schreiben. Um neun Uhr hole ich mir noch ein Bier, dann lese ich auf ORF .at die Nachrichten.
Deutscher Buchpreis: Drei Österreicher auf der Longlist
Der Deutsche Buchpreis wird in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Heute gab die Jury ihre Auswahl für die Longlist bekannt. Die zwanzig Titel umfassende Liste wird am 12. September auf sechs reduziert, aus diesen sechs wird im Rahmen der Frankfurter Buchmesse im Oktober der Gewinner gewählt. Die Jury hat sich auch für drei Titel österreichischer Autoren entschieden: Daniel Glattauers »Gut gegen Nordwind«, Wolf Haas’ »Das Wetter vor 15 Jahren« und Paulus Hochgatterers »Die Süße des Lebens«.
Link zur vollständigen Liste
Ludwig Fels: Reise zum Mittelpunkt des Herzens
Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind
Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren
Katharina Hacker: Die Habenichtse
Thomas Hettche: Woraus wir gemacht sind
Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens
Felicitas Hoppe: Johanna
Thomas Hürlimann: Vierzig Rosen
Martin Kluger: Die Gehilfin
Judith Kuckart: Kaiserstraße
Sibylle Lewitscharoff: Consummatus
Steffen Popp: Ohrenberg oder der Weg dorthin
Bernd Schroeder: Hau
Ingo Schulze: Neue Leben
Peter Stamm: An einem Tag wie diesem
Sasa Stanisic: Wie der Soldat das Grammofon repariert
Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell
Ilija Trojanow: Der Weltensammler
Martin Walser: Angstblüte
Feridun Zaimoglu: Leyla
Matthias Zschokke: Maurice mit Huhn
Vierundzwanzig
»Herr Glawischnig, guten Tag, Hirschmugl mein Name, von der Steirischen Landesregierung, ich habe hier Ihr Förderungsansuchen vor mir liegen!«
»Förderansuchen, was für ein Förderansuchen?«
»Sie haben uns einen Antrag auf Förderung geschickt.«
»Ach! Stimmt ja! Aber das ist doch… das ist schon ziemlich lang
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