Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
Vom Netzwerk:
Edgar-Wallace-Filmen, die du dir immer anguckst.“ „Du sollst aber auch nicht aussehen wie einer von den Typen aus diesen-Hip-Hop-Videos, die du dir immer anguckst“, erwidere ich geistesgegenwärtig und bin stolz ob meiner guten und schnellen Reaktion. Paul zieht eine Flunsch, wünscht mich wahrscheinlich sonst wohin und will gerade zu einer Entgegnung ansetzen, als Carola unseren Dialog beendet, indem sie die mittlerweile wieder vom Leib gerissenen Gewänder schnappt und selbige zur Kasse transferiert.
    Vorbei die Zeiten, als sie noch alles trugen, was man ihnen anzog. Vorbei die Zeiten, als sie widerstandslos Bob-der-Baumeister-Sweat-Shirts überstreiften. Vorbei die Zeiten, als sie noch nicht stundenlang über die Form von Kragen, die Anmut floraler Muster oder die Breite des Hosenschlags diskutierten. Es nutzt alles nichts - wir müssen erkennen, dass unsere Kinder gerade dabei sind, ihren eigenen Geschmack zu entwickeln, auch wenn dieser deutlich von unseren Vorstellungen abweicht. Vielleicht finden wir bei C&A ja mal etwas, was sowohl den Trägern als auch den Finanzierern gefällt?
    Wir sind noch nicht mal eingetreten, da entdeckt Töchterlein auch schon was in der Auslage. „Papi, ich will so eine geile Weste“, quietscht Rebecca begeistert und deutet auf eine Schaufensterpuppe, die einen auberginefarbenen, tunikaähnlichen Bolero trägt. „Schatz, das sieht zwar prima aus, ist aber für große
    Damen. Lass uns doch erst einmal in die Kinderabteilung gehen. Und übrigens sagen wir nicht geil, sondern toll.“ „Dad, geil ist out und toll erst recht. Es heißt tight oder fett“, klärt mich Paul auf. „Aha, danke für die Belehrung, aber ich finde weder tight noch fett und erst recht geil nicht die passenden Ausdrücke. Ist das klar?“ „Du bist so was von ...“ Den Satz kann er nicht vollenden, weil ich ihm die Hand vor den Mund halte. Wahrscheinlich hätte ich aber ohnehin nicht verstanden, was er gesagt hätte.
    Während Carola wie gewohnt allein den Ständerdschungel durchstreift, Paul sich auf den Boden hockt und seinen Nintendo DS malträtiert, machen Rebecca und ich uns auf die Suche nach einem Kinderbolero. „Fröschlein, das was du haben willst, nennt man Bolero“, erkläre ich und starte die Fahndung nach einem solchen Teil. Meine Ermittlungen verlaufen ergebnislos
    - sehr zum Missfallen von Rebecca, bei der sich der Wunsch nach einem solchen Kleidungsstück immer mehr zu verfestigen scheint. „Also, wir haben hier jetzt alle Reihen durchwühlt und nix gefunden. Boleros gibt’s halt nur für Erwachsene“, schließe ich meine Nachforschungen ab. „Ich will aber einen!“ „Wenn die keinen haben, kann ich dir auch keinen herzaubern.“ „Dann will ich den aus dem Schaufenster.“ „Der passt dir aber nicht, der ist viel zu groß.“ „Dochhhhhhhh!“ „Meinetwegen, dann schauen wir mal, was er kostet, vielleicht kann Margot ihn ja kürzen“, resigniere ich. Ich wäge kurz ab: 19,80 Euro, damit sie ihren Willen und ich meine Ruhe habe? Ein bisschen teuer. Andererseits: Unsere nähtechnisch höchstbegabte Freundin Margot könnte vielleicht tatsächlich das Modell in Größe XS so weit kürzen, dass es Rebecca passt. Ich zahle und drücke Rebecca die Tüte in die Hand. Sie ist glücklich wie ein Gummibärchen.
    Wir fahren mit der Rolltreppe wieder hinab in die Kinderabteilung und sehen Carola an der Kasse. Offensichtlich hat sie diesmal darauf verzichtet, die Meinung der Kinder einzuholen. Keine schlechte Entscheidung. „So, jetzt müssen wir noch in Evas Kinderecke“, treibt sie uns an. „Ich hab’ aber Hunger“, jammert Rebecca. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es schon 13:30 Uhr und in der Tat Zeit fürs Mittagessen ist. Wir steuern die „Nordsee“ an, holen uns zweimal Fischstäbchen, Scholle mit Remoulade und eine Bouillabaisse.
    In Evas Kinderecke wiederholt sich das bereits zweimal eingeübte Schauspiel: Carola macht sich selbstständig und wir versuchen, uns die Zeit sinnvoll zu vertreiben. Da es zwar eine Spielecke gibt, diese aber nur mit nicht mehr altersgerechten Bauklötzen und zerschlissenen Bilderbüchern ausgestattet ist, müssen wir uns eine andere Beschäftigung suchen. Mein Angebot, uns schon mal zu überlegen, was wir im Sommerurlaub alles Schönes unternehmen werden, wird eiskalt abgeschmettert: „Was sollen wir schon machen, außer Schwimmen und Futtern?“ meint Paul. „O. k., dann mach’ einen besseren Vorschlag“, fordere ich ihn auf. „Wir

Weitere Kostenlose Bücher