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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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dem nichts mitbekommen, weil sie in der Zwischenzeit das Auto aus der Garage holt.
    Dank einiger Überschreitungen der Straßenverkehrsordnung - die Schilderung von Details erspare ich mir, um keine nachträglichen Ermittlungen zu provozieren - erreichen wir um 09:59 Uhr das Gotteshaus. Zeitgleich mit dem Pfarrer und den Ministranten betreten wir die Kirche und finden nur noch in der ersten Reihe einen Platz. „Na ja, da stehen wir zwar unter direkter Beobachtung, aber dafür haben wir auch einen uneingeschränkten Blick aufs Spielfeld“, denke ich mir, gleichzeitig darauf hoffend, dass sich die Kinder einigermaßen gut verhalten werden. Kaum sitzen wir, fällt Carolas Blick zu Boden - sie mustert die Schuhe der Kinder. Ihr Gesichtsausdruck passt irgendwie nicht zu den friedlichen Worten, mit denen der Pfarrer die Gemeinde gerade begrüßt. Ich werde das nachher aufklären.
    Rebecca, mit den Ritualen der katholischen Kirche noch nicht sehr vertraut, interpretiert die Abläufe als eine Art Show, bei der die Zuschauer nach Belieben mitwirken dürfen. So kommt es zu spontanen Beifallskundgebungen ihrerseits, wie etwa nach der Lesung, als sie kräftig applaudiert. Der Lektor ist es offenbar nicht gewohnt, Anerkennung dieser Art zu erhalten und schaut etwas irritiert drein. Rebeccas kurz darauf, unvermittelt und lautstark, in den Raum geworfenes „Amen“ erfreut den Pfarrer nur marginal, ebenso wie die lebhafte Diskussion, die sie wenig später mit Paul beginnt. Es geht darum, wer von beiden heute das Katzenklo sauber machen muss. Dabei fallen klar vernehmbar Ausdrücke wie Blödfisch, Fettgondel und Melonenkopf - Herr, habe Erbarmen mit ihnen!
    Die Messe nähert sich dem Ende; die Heilige Kommunion steht an. Ich flüstere in Rebeccas Ohr: „Schatz, das dürfen nur der Paul und wir machen, du bist da noch zu klein dafür.“ Wie immer, wenn ich ihr erkläre, dass sie für eine bestimmte Sache noch nicht das erforderliche Alter besitzt, gibt sie sich damit nicht zufrieden. Sie besteht darauf, auch was von den Plätzchen haben zu wollen, die da vorn verteilt werden. „Hör zu, du bekommst daheim eine ganze Packung Butterkekse, wenn du jetzt leise bist“, unternehme ich einen Besänftigungsversuch. Ohne Erfolg. Nein, sie wolle die Gottesplätzchen. Was bleibt mir anderes übrig, als sie auf den Arm zu nehmen und mich in die Reihe der Kommunizierenden zu stellen. Als wir vorn beim Pfarrer sind, streicht dieser liebevoll über Rebeccas Haar und macht ihr mit dem Daumen ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Das scheint sie zu versöhnen, denn sie fordert den Geistlichen glücklicherweise nicht auf, ihr einen Gotteskeks zu geben.
    Wieder in der Bank, knien wir uns, wie alle anderen Kommunionsgänger auch, nieder. In die Stille hinein sagt Paul: „Die Rebecca hat gefurzt.“ Mein Kopf nimmt die Farbe eines Feuerwehrautos an. Spätestens jetzt werden wir wohl exkommuniziert werden. Wir werden ein Schreiben aus dem Vatikan erhalten: Aus der Kirche ausgeschlossen wegen ungebührlichen Betragens, vom Papst persönlich unterschrieben. Ich will nur noch eines: Weg hier. Sofort nachdem der Pfarrer die Termine der nächsten Woche bekannt gegeben hat und das Schlusslied gesungen ist, verlassen wir fluchtartig die Kirche.
Montag, 14. Juli
    Nachdem ich heute Vormittag die Kuscheltiere aus der Gefriertruhe geholt und wieder in Rebeccas Zimmer gestellt habe, nehme ich Punkt vier meines 10-Punkte-Plans in Angriff: die Erstellung eines Essensplanes. Dafür wird es auch höchste Zeit, denn mein Speisezettel der letzten vierzehn Tage war ziemlich eintönig und zugegebenermaßen einfallslos: Ravioli, Tiefkühl-Pizza, Pfannkuchen und Milchreis.
    Ich überlege mir die Vorgehensweise: Zunächst werde ich zusammentragen, was Paul und Rebecca gern essen. Dann werde ich meine eigenen Vorschläge ergänzen und schließlich werden
    wir die so entstandene Liste gemeinsam besprechen. Ja, das klingt vernünftig. Ich erstelle also eine Übersicht mit jenen Gerichten, von denen ich ausgehen kann, dass sie Paul und Rebecca schmecken. Außerdem ergänze ich die Wurstsorten, die beide mögen.
    Lieblingsgerichte von Paul und Rebecca
    •    Pfannkuchen (immer vier Eier nehmen!)
    •    Milchreis (nie mit Zucker & Zimt)
    •    Pizza (für Paul mit Peperoni)
    •    Spaghetti bolognese (für Rebecca ohne Zwiebeln in der Hackfleischsoße)
    •    Fischstäbchen
    •    Pilzsauce (aber OHNE Pilze)
    •    Paul: Presssack, Mailänder Salami,

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