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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Einfall! Nur Bruchteile von Sekunden später zieren rot-orangefarbene Spritzer die Küchenschranktüren und den Boden. Selbst unser weißbefellter Westie Janosch trägt deutlich sichtbare Spuren des geringfügig zu schief gehaltenen Zauberstabs - warum muss er sich auch immer in der Küche herumtreiben? Ich gönne mir noch ein Gläschen, bevor ich mit der Reinigung beginne. Dermaßen beschwingt, brauche ich nur vierundzwanzig Minuten, um die Folgen der Verwüstung rückstandslos zu beseitigen. Inzwischen ist die Suppe eingedickt und angebrannt - es riecht wie nach einer Brandübung der Feuerwehr. Wir machen die Würstchenscheiben in der Mikrowelle warm und essen sie mit Ketch-up und Toastbrot. Welch gesundes Abendessen!
Donnerstag, 17. Juli
    Carola hat heute bereits um 06:30 Uhr das Haus verlassen, um zu einem Kunden ins Schwäbische zu fahren. Gestern Abend hatte sie den Kindern Kleider für den heutigen Tag zurechtgelegt. Das macht sie immer, wenn sie mal nicht da ist. Das ist ihre Domäne, da darf ich nicht eingreifen. Nun bin ich nicht einer dieser Männer, die von ihrer Frau rausgehängt bekommen, was sie anziehen sollen. Ich bin autark und in Geschmacksdingen sehr selbstständig. Nach Carolas Ansicht jedoch zu selbstständig - nie ist sie damit einverstanden, was ich anlege: „Wie kannst du diese Krawatte zu diesem Hemd tragen? Diese Hose passt überhaupt nicht zu deinem Pullover! Wie kann man nur ein so geschmackloses Poloshirt anziehen?“ Kein Wunder, dass ich nicht entscheiden darf, wie Paul und Rebecca gekleidet werden. Egal, Hosen, Oberteile und Unterwäsche liegen parat und warten darauf angezogen zu werden.
    Nach dem Frühstück erteile ich das Kommando: „Ab, marsch, marsch - ihr geht ins Bad und zieht euch an!“ Widerwillig trotten die beiden von dannen. Ich räume inzwischen den Frühstückstisch ab, schmiere die Pausenbrote und schalte die Spülmaschine ein. All das dauert etwa zehn Minuten - in dieser Zeit müssten sich Paul und Rebecca vollständig bekleidet haben. Von wegen! Beide sind zwar im Bad, jedoch noch immer im Schlafanzug - Rebecca spielt mit ihrer Puppe Julia und Paul hat ein paar Playmobilritter auf dem Badewannenrand aufgebaut: „Weißt du, das soll die Burgmauer sein“, erklärt er mir stolz. Nun müsse er noch die Drachenritter holen, die versuchen, die Burg einzunehmen. „Nichts holst du. Ihr müsst in einer Viertelstunde aus dem Haus!“, mahne ich zur Eile. „Ich mache jetzt die Betten und wenn ich zurückkomme, seid ihr angezogen, ist das klar?“
    Im Elternschlafzimmer schüttele ich die Kopfkissen auf, streiche den Bettbezug glatt und öffne das Fenster zum Lüften. In Rebeccas Zimmer muss ich ihr Nachtlager zunächst von einem Zoo voller Kuscheltiere befreien, um freien Zugang zu
    Kissen und Decke zu bekommen. Pauls Bett ist zwar eine weitestgehend schmusetierfreie Zone, doch auch hier warten Zusatzaufgaben auf mich: Hat sich der Lümmel gestern Abend wohl noch eine Tüte Chips aus unserem Vorrat geschnappt und heimlich im Bett reingezogen. Das gesamte Spannbetttuch ist übersät von Krümeln! Na warte, Freundchen!
    Strammen Schrittes eile ich ins Bad, um Paul eine Standpauke zu halten. Doch was sehe ich? Keineswegs erwarten mich ausgehbereite Kinder, sondern lediglich zwei Nacktfrösche. „Wow, was für ein Fortschritt! Sagt mal, habt ihr nicht verstanden, was ich vorhin gesagt habe? Ihr müsst fort! Ihr habt keine Zeit zum Trödeln!“ Uns bleiben jetzt nur noch fünf Minuten zum Anziehen und Zähne putzen. Ich beschließe, meine Strafpredigt wegen der Chips auf heute Nachmittag zu verschieben und jetzt nicht mehr wegzugehen, sonst werden wir hier nie mehr fertig.
    Paul streift sich selbst Unterhose und -hemd über, Rebecca helfe ich dabei. Als Töchterlein sieht, welches T-Shirt ihr Carola bereitgelegt hat, entfährt es ihr: „Das ziehe ich nicht an! Das habe ich der Mami neulich schon gesagt, dass ich lila nicht mehr mag.“ „Och komm, meine Süße, das steht dir doch so gut und passt auch ganz toll zu dem Jeansrock“, versuche ich, sie umzustimmen. „Neiiiin!“ Die Uhr tickt unaufhaltsam. Was soll ich machen? Nachgeben? Darauf bestehen, dass sie das lilafarbene T-Shirt anlegt? „O. k., such’ dir ein anderes Oberteil aus dem Schrank. Wir klären das heute Abend mit Mami“, wähle ich die stressfreie Variante.
    Paul motzt ebenfalls. Diese Hose würde er jedenfalls nicht anziehen. Die würde kratzen. „Die hat doch noch nie gekratzt“, entgegne ich.

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