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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Sie hat ihren übergewichtigen und verzogenen Dackel namens Herr Lehmann an der Leine. Herr Lehmann bekommt immer was vom Tisch, wie mir Frau Kunkel mal verraten hat. Er würde alles futtern, egal ob Kuchen, Marmeladenbrot oder Gulasch. So sieht er auch aus.
    Frau Kunkel jedenfalls blickt entgeistert zu mir hoch: „Herr Dr. Däfler, was machen Sie denn da im Baum? Die Äpfel sind doch noch gar nicht reif und beschnitten dürfen die Bäume erst im Herbst werden.“ „Ich, äh, ich führe hier eine bautechnische Analyse durch.“ „So, so“, antwortet sie in einem Ton, der vermuten lässt, dass sie mich für leicht debil hält. Währenddessen hat ihr dicker Dackel einen mächtigen Haufen an unserem Zaun abgesetzt.
    Wieder festen Boden unter den Füßen, gehe ich gleich hinüber zum zweiten Baumkandidaten. Hier ist es etwas schwieriger, in das Geäst vorzudringen. Ich bin ja auch keine zwanzig mehr. Mit reichlich Schwung und viel Muskelkraft hieve ich mich bis zum ersten größeren Ast hoch. Von dort hangele ich mich weiter bis zu einer Stelle, die mir opportun erscheint. Ich setze mich auf den dicksten Ast wie ein Reiter aufs Pferd und robbe Zentimeter für Zentimeter nach vorn, um auszutesten, wie breit wir das Baumhaus machen können.
    Plötzlich bimmelt es in meiner Hosentasche - das Mobiltelefon meldet sich. Wie soll ich da jetzt drankommen? Ich lege mich zur Seite, verliere fast das Gleichgewicht und kann mich gerade noch an einem Ast festhalten. In dieser Stellung gelingt es mir, das Telefon aus der Tasche zu pulen: „Däfler“, keuche ich. „Guten Tag, hier ist Wojahn, ich wollte mit Ihnen über die Rede zur Vertriebstagung sprechen.“ „Tja, das ist im Moment leider etwas ungünstig, ich bin gerade mal nicht am PC.“ „Das macht nichts, ich wollte Ihnen nur ein paar Ideen mitteilen, die Sie bitte noch einbauen sollen. Aber sagen Sie mal, der Empfang ist so schlecht, ich verstehe Sie fast nicht.“ Ich kann meinem Kunden unmöglich erzählen, dass ich gerade wie Tarzan in den Bäumen hänge und statische Voruntersuchungen für ein Baumhaus mache. „Ja, ich bin unterwegs zu einem Seminar und habe die Anrufweiterleitung eingeschaltet. Am besten, ich rufe sie morgen an“, würge ich Herrn Wojahn mit einer kleinen Notlüge ab.
    Ich friemele das Telefon wieder in die Tasche zurück und robbe den Ast weiter entlang. So lange, bis es verdächtig zu knarren anfängt. Ich glaube, ich habe den magischen Hebelpunkt überschritten. Schnell leite ich den Rückzug ein. Auf diese Weise habe ich immerhin herausgefunden, dass der Ast nur bis zu einer Länge von ca. 1,20 Meter bebaubar ist - nicht wirklich genügend Platz für ein komfortables Baumhaus.
    Als ich wieder unten bin, lasse ich meinen Blick nochmals prüfend nach oben gleiten. Hmm, das wird wohl leider nix mit dem Baumhaus, muss ich realistischerweise feststellen. Etwas deprimiert und reichlich verschmutzt verkrieche ich mich ins Büro. Zwischenfazit: Schaukel zu teuer, Sandkasten nicht für beide geeignet, ebenso wie das Fußballtor und für das Baumhaus keine geeignete Stelle vorhanden. Was also dann? Ich lasse mir durch den Kopf gehen, was unsere Freunde und Bekannten so im Garten stehen haben: Kletterturm - definitiv zu kostspielig; Volleyballnetz - sind sie noch zu klein dafür; Minirutschbahn - sind sie schon zu groß dafür. Ah! Jetzt fällt mir’s ein! Die Erbachers haben ihren Kindern eine Baugrube eingerichtet. In einer Ecke ihres Gartens haben sie einfach Sand hingekippt und dann im Baumarkt allerhand Baustellenzubehör wie Leerrohre, Backsteine, Dachlatten und Ähnliches gekauft. Warum bin ich da nicht gleich darauf gekommen? Das machen wir auch! Gleich morgen werde ich mit den Kindern in den Baumarkt fahren.
Samstag, 19. Juli
    Wie geplant, brechen wir nach Rebeccas Voltigierkurs auf, um im Baumarkt die Ausstattung für die Bauecke zu besorgen. Zielstrebig steuern wir die Baubedarfsabteilung an. Paul und Rebecca sind enttäuscht: nur Zementsäcke, Badfliesen und Dämmstoffe. Damit lässt es sich zugegebenermaßen schlecht spielen. Aber dies ist ja nur der erste von vielen Gängen. Im zweiten allerdings finden wir auch nichts Passendes: Wendeltreppen, Laminatböden und Arbeitsplatten. Im dritten Gang: Paneele, Rollläden, Innentüren - wie langweilig. Endlich, jetzt kommen die interessanten Sachen. Dachlatten unterschiedlichster Länge, Schalungstafeln in allen Variationen, Vierkanthölzer in großer Auswahl - ich stelle eine kleine Auswahl

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