Das bisschen Haushalt
bei dem ich keinerlei Ähnlichkeit zu irgendeinem Gegenstand erkennen kann, etwa 150 Gramm Waldboden, durchsetzt mit Kiefernnadeln, eine halb gefüllte Trinkflasche, ein nicht gegessenes Kaubonbon, über das eine Dampfwalze gefahren zu sein scheint, sowie die Becherlupe. Der Einfachheit halber entschließe ich mich, den Rucksack umzustülpen und den Inhalt in das Küchenausgussbecken zu schütten. Gerade als ich dies getan habe, klingelt das Telefon. Mama! Sie will wissen, ob wir nächstes Wochenende schon was vorhätten und ob ich nicht mal vorbeikommen und den Perlator ihres Badwaschbeckens austauschen könnte.
Nach unserem Telefonat kehre ich in die Küche zurück. Was sehe ich? Im Becken, auf der Kochinsel, am Boden, auf der Arbeitsplatte, neben der Kaffeemaschine - überall krabbelt, wuselt, kreucht und fleucht es - schwarze, daumennagelgroße Kugeln mit sechs Beinen und zwei Fühlern haben unsere Küche bevölkert! „REBECCAAAAAAA! Was ist das?“ „Oh, wie süß. Das sind die Mistkäfer, die ich im Wald gesammelt und in die Becherlupe getan habe. Siebzehn Stück. Ich war die Siegerin beim Mistkäfersammelwettbewerb. Der Lennart war Zweiter, der hat nur zwölf.“ „Ja super! Du kannst doch nicht den halben Wald mitbringen. Die Viecher gehören nicht ins Haus, sondern in ihre natürliche Umgebung. Das ist Tierquälerei und extrem unappetitlich. Tu’ sie sofort weg. Ich fass’ die Dinger nicht an.“
Rebecca versteht meine Aufregung nicht. Sie hat keinerlei Berührungsängste vor Kleingetier; liebevoll glaubt sie ihre Sammelobjekte wieder ein. Ich trage ihr auf, sie zu zählen. Es sind nur sechzehn. Wo ist der letzte Käfer, dieses Miststück? Wenn Carola Wind von der ganzen Sache bekommt, haben wir morgen den Kammerjäger im Haus. Kosten und Aufwand dafür möchte ich mir gar nicht vorstellen. Wir suchen eine halbe Stunde, bis wir den letzten seiner Art finden, und zwar auf unserem
Brotkasten! Ich verspüre einen Würgereiz, fasse mir dennoch ein Herz und nehme die jetzt wieder gefüllte Becherlupe in die Hand. Im letzten Winkel unseres Gartens entlasse ich die Käfer in die Freiheit, nicht ohne ihnen Hausverbot zu erteilen und für den Fall der Missachtung sofortige Exekution anzudrohen.
Mittwoch, 16. Juli
Heute Vormittag hat der Postbote ein Päckchen mit dem „BieneMaja-Kochbuch“ gebracht. Ich stöbere darin und bin zufrieden mit unserer Wahl - da sind etliche Gerichte drinnen, die Paul und Rebecca schmecken dürften. Ich beschließe, gleich heute Abend etwas daraus zu machen, und zwar nicht allein, sondern gemeinsam mit den Kindern. Getreu dem Management-Grundsatz, mache aus Betroffenen Beteiligte, sollen Paul und Rebecca beim Kochen mithelfen.
Als wir nachmittags beisammen sitzen, lese ich aus dem Inhaltsverzeichnis vor. Die Wahl fällt auf „Willis witzige Würstchensuppe.“ Wir schreiben uns einen Einkaufszettel mit den benötigten Zutaten und besorgen diese im Supermarkt. Wieder zu Hause, stellen wir die erforderlichen Utensilien - Schneidebrett, Messer, Kochtopf, Pürierstab, Gewürze - bereit. Ich verfrachte zwei Barhocker in die Küche, auf die sich die beiden knien können, um an die Arbeitsplatte zu gelangen.
Jeder von uns dreien mit einer Schürze angetan, geht es an die Arbeit. Als Küchenchef verteile ich die Aufgaben: „Paul, du schneidest die Bockwürstchen in zwei Zentimeter lange Stücke. Rebecca, du kannst das Zwiebelnschälen übernehmen.“ Hätte ich mir ja denken können, dass mein Vorschlag nicht durchkommt. „Nein, ich will die stinkigen Zwiebeln nicht anfassen“, protestiert Rebecca, „ich will die Würstchen schneiden.“ Also kümmere ich mich um die Zwiebeln und Rebecca bekommt die Paprika zum Entkernen sowie die Karotten zum Schälen. Ich dachte, Kinder könnten in diesem Alter schon verantwortungsbewusst mit einem Messer umgehen. Ich bekomme einen Schwächeanfall, als ich sehe, wie sorglos die zwei mit den Schneidegeräten hantieren. Fingerkuppe in der Suppe - nein, das muss dann doch nicht sein.
Zur Beruhigung schenke ich mir ein Glas „Donnafugata“ -was für ein hervorragender sizilianischen Weißwein! Der verfehlt seine Wirkung nicht: Ich werde gelassener und sehe nicht in jedem Handgriff der Kinder eine versuchte Selbstamputation. Wir kommen voran, das Süppchen brodelt gemächlich vor sich hin. Ich trage Paul auf, den Tisch zu decken, und bitte Rebecca, das inzwischen weich gekochte Gemüse mit dem Zauberstab zu pürieren - kein wirklich guter
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