Das bisschen Haushalt
geöffnet. Warum haben sie dann insgesamt vier? Ich habe es noch nie erlebt, dass mal alle vier offen waren. Die alles entscheidende Frage: Schlange 1 oder 2? Nummer 1 ist zwar länger, dafür mit höherem Rentneranteil („Warten Sie, ich hab’s passend!“). Ich stelle mich in die zweite Schlange. Natürlich war es die Falsche. Zunächst geht es zwar zügig voran, doch just bei der Kundin vor mir akzeptiert das Lesegerät die EC-Karte nicht. Auch nach dem fünften Versuch: Fehlanzeige.
„Komisch, bei allen anderen Kunden hat’s funktioniert“, wundert sich die Kassiererin. „Ja, wirklich komisch“, gibt die Kundin vor uns pikiert zur Antwort. „Als ich vorhin in der Boutique damit gezahlt habe, hat’s problemlos geklappt.“ „Tja, dann zahlen Sie doch jetzt einfach in bar.“ In Ermangelung von Bargeld verlässt die Dame mit einem nicht zu übersehenden Augenrollen unverrichteter Dinge den Konsumpalast und lässt dabei ihrem Unmut Luft. Ich meine erkennen zu können, wie die Kassiererin ihr heimlich den Stinkefinger zeigt. Gottlob habe ich genügend Bares dabei.
Endlich sind wir an der Reihe. Gerade als die Kassiererin das 4-lagige Toilettenpapier in Lichtgeschwindigkeit über den Scanner zieht und in den Wagen schmeißt, ertönt ein schrilles Piepsen: Die Kassenrolle ist leer und muss gewechselt werden. Umständlich kramt die Kassiererin aus einer Schublade eine Ersatzrolle hervor. So flott das Scannen geklappt hat, so schwer tut sich die Dame mit dem Einfädeln. Der Kassierer vom Band nebenan muss zu Hilfe kommen. Er schafft es mit geschickten Fingern, die Rolle einzusetzen. Es kann weitergehen. 125,39 Euro zeigt das Display an! Puh! Ich gebe 130 Euro. Beim Abzählen des Wechselgeldes stellt die Kassiererin fest, dass sie keine 1-Cent-Stücke mehr hat. Bevor sie jetzt aufsteht und welche holen geht, stoße ich schnell ein „Passt schon“ hervor und enteile Richtung Parkplatz.
Ein Einkauf bei ALDI - das ist Abenteuer pur. Eine der letzten wirklichen Herausforderungen für echte Männer. Ich überlege mir, eine Agentur zu gründen, die Erlebnistouren durch ALDI-Märkte anbietet. Man könnte Wettbewerbe veranstalten: Wer schafft es, mit 50 Euro den größten Warenberg anzuhäufen? Wer kann am besten vorhersagen, welche Schlange die schnellste ist? Sogar Wettrennen wären möglich - wer ist mit seinem Wagen am schnellsten vom Eingang (Kaffee) am Ziel (Schnittblumen für 1,99 Euro)? Ich werde dafür ein Konzept entwickeln.
Dienstag, 2. September
Nach dem Frühstück bringe ich die Kinder - wie verabredet -zu Oma Gertrud und fahre wieder nach Hause. Um 09:30 Uhr sitze ich am Computer und habe nach Wochen mal wieder Zeit, mich meinem Job zu widmen. Allerhand E-Mails müssen beantwortet, Seminartermine geplant und Projekte vorstrukturiert werden. Gerade als ich damit beginnen will, einen Artikel zum Thema „Trends in der Logistikbranche“ zu redigieren, schmiert mir Word ab. Also, Rechner runterfahren und neu starten. Doch auch im zweiten Anlauf kann ich das Dokument nicht bearbeiten - der PC verweigert jegliche Kooperation. Prima, hat mir gerade noch gefehlt! Da hab’ ich mal Ruhe, um was wegzuschaffen, da macht das Mistding nicht mit. Obwohl: Richtig Lust hab’ ich ohnedies nicht. Eigentlich ein willkommener Vorwand, das Arbeiten einzustellen.
Da wir heute wunderbarstes Spätsommerwetter genießen, setze ich mich mit Stift und Block auf die Terrasse. Ich werde die Stille des heutigen Tages nutzen, um mal mein Hausmannsdasein zu reflektieren und strategisch zu analysieren. Ich liste alle meine Probleme bzw. Herausforderungen auf und erstelle daraus eine Eisenhower-Matrix - so wird mir bewusst, für welche Probleme ich schnellstmöglich Lösungen finden sollte. Für alle Punkte, die sich im Feld oben rechts befinden, müsste ich mir jetzt was Kluges einfallen lassen.
entspannen. Problem 3 (Paul spielt zu viel Nintendo) erscheint mir auf einmal auch nicht mehr so dramatisch. Habe unlängst gelesen, dass Videospiele sogar die Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Ich selbst war ja auch einer der Ersten in der Klasse, der einen Atari hatte. O. k., können wir also auch abhaken. Ich lasse den Blick auf den unteren rechten Quadranten schweifen und entschließe mich, Aufgabe 9 zu lösen - den Rasen zu mähen.
Mittwoch, 3. September
Heute sind wieder mal Freunde zu Besuch: Paul empfängt Florian und Veronique spielt mit Rebecca. Ich versuche ja immer, dass jeder einen Gast hat. Denn sonst ist Ärger
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