Das bisschen Haushalt
dürft!
• ihr nicht mit dem superscharfen japanischen Nakiri-Messer eure Frühstücksbrötchen aufschneiden dürft!
Schon am Vormittag klagt Rebecca über Bauchschmerzen. Ich besänftige: „Prinzessin, das geht bestimmt vorbei.“ Am frühen Nachmittag wiederholt sie ihr Wehgeschrei: „Papa, es tut sooooo weh im Bauch.“ Ich denke an Noroviren, schreckliche Magen-Darm-Krankheiten, übelsten Durchfall und andere unappetitliche Dinge, entschließe mich aber, den Unbesorgten zu mimen. „Schatz, leg’ dich mal auf die Couch, dann wird’s bestimmt besser.“ Nun, dies war ein Trugschluss, denn zehn Minuten später steht Rebecca vor mir: „Ich glaube, mir ist was passiert.“
Und ob da was passiert ist. Die Hose ist gestrichen voll. So voll wie die Altpapiertonne am 27. Dezember. Bei Töchterlein quillt es aus allen Nähten. Scheiße, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich spüre einen Würgereiz, einen heftigen Würgereiz, in mir hochsteigen. Da muss ich durch. O. k., Kleines, jetzt ist SuperDaddy gefragt. Hände hoch, Oberteil und Unterhemd ausziehen. Hose, Strumpfhose vorsichtig entfernen und dann - gaaa-anz behutsam - die Unterhose abstreifen. Just als ich dies tue, steht Paul in der Toilettentüre: „Paps, ich muss jetzt zum Fußballtraining, gehst du mit mir runter und gibst mir die Kickschuhe aus dem Schuhschrank?“ „Nein, ich kann jetzt nicht, wie du siehst!“ „Äh, hier stinkt’s wie im Klärwerk! Das ist ja widerlich!“, entfährt es ihm, als er die Situation gänzlich überblickt hat. Immer noch die reichlich gefüllte Unterhose mit Bärchenmotiven in der Hand, erscheint der schon seit zwei Stunden anwesende Elektriker, der gerade dabei ist, die nicht funktionierende Deckenbeleuchtung im Wohnzimmer zu reparieren: „Herr Däfler, könnten Sie gerade mal kommen?“ „Nein, kann ich nicht, wie Sie gerade sehen.“ Der Elektriker und Paul schauen sich an, als ob sie gerade eine verweste Leiche erblickt hätten. Rebecca hat es sich inzwischen auf der Kloschüssel bequem gemacht - offenbar hat die Kanonade in ihrer Hose für erhebliche Erleichterung gesorgt. Sie singt „Morgen Kinder wird’s was geben.“ Meine Nase sendet an mein Großhirn wiederholt den Befehl: „Geruch ignorieren!“, was allerdings nicht in meinem präfrontalen Cortex angelangt.
Ich will gerade Paul mit dem Elektriker wegschicken, als es an der Türe klingelt. Durch die Sprechanlage flötet es: „Hallo und schönen guten Tag, hier ist Herbert Schiffmann, Ihr Versicherungsmakler. Ich habe ein Treuegeschenk für Sie.“ Wie nett! Stimmt, wir haben vor ein paar Wochen bei ihm eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Carola abgeschlossen. Ich sprinte zur Haustüre, lasse Paul, den Elektriker und Rebecca im Klo zurück, öffne die Türe und stoße ein: „Guten Tag, Herr Schiffmann“, hervor. Warum blickt er so angewidert drein? Auf einmal wird mir klar, warum Herr Schiffmann seine gute Laune verloren hat - in der rechten Hand halte ich noch die braun gefleckte Bärchen-Unterhose. „’Tschuldigung, wir hatten gerade einen kleinen Unfall“, stammele ich und versuche mit der linken Hand, den großformatigen Sonderdruck „Traumhafte Bergwelten“ samt Weinflasche entgegenzunehmen und gleichzeitig Herrn Schiffmann wieder aus dem Eingang hinauszubugsieren.
Kaum ist der Versicherungsmann entfleucht, haste ich hoch, um Rebecca zu säubern. Leider war sie zwischenzeitlich schon selbst aktiv. Allerdings nicht so sorgfältig, wie man das in einer solchen Situation sein sollte. Folge: Badvorleger, Handtücher und Waschlappen, die sie benutzt hat, wandern gemeinsam mit den verunreinigten Kleidungsstücken auf direktem Weg in die Waschmaschine. Als Carola abends fragt, wie mein Tag war, antworte ich nur: „Beschissen!“
Carola scheint ihren Job in der Firma wirklich gut zu machen, denn man hat ihr nun auch einen Firmenwagen zugesagt. Das würde man ja nicht machen, wenn man sich wieder von ihr trennen wollte. Wir freuen uns also mächtig, dass a) Carolas berufliche Entwicklung so gut verläuft und b) bald ein Zweitwagen vor unserem Haus parkt.
Carola darf sich in der Kategorie „Mittelklasse“ frei entscheiden. Zwecks Auswahl eines Modells haben wir für heute einen Beratungstermin mit anschließender Probefahrt vereinbart. Pünktlich um 11:00 Uhr stehen wir bei leichtem Nieselregen auf dem Hof des BMW-Händlers. Paul - als versierter Autokenner und -liebhaber - ist voll bei der Sache. „Mum, du nimmst den Z4!“, lässt
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