Das bisschen Haushalt
Mama holt die für solche Zwecke angelegte Liste aus der Küche: Der tropfende Wasserhahn im Bad ist zu reparieren, die Glühbirne in der Deckenlampe meines alten Kinderzimmers ist auszutauschen, das Leergut im Vorratskeller ist bitte nach oben zu tragen und der Efeu im Vorgarten zurückzuschneiden. Während ich mich an die Abarbeitung dieser Aufträge begebe, ziehen sich Carola und Mama in die Küche zum Spülen zurück. Paul und Rebecca werden derweil mit Süßigkeiten vollgestopft - für sie muss es das Paradies sein.
Als ich die letzte Efeuranke in die Biomülltonne stopfe, ist es schon nach 16:00 Uhr - Zeit für uns zu gehen. Wir vereinbaren, dass Paul und Rebecca am Dienstag den ganzen Tag zur Oma dürfen, damit ich in Ruhe arbeiten kann. Die Verabschiedung fällt genauso intensiv und herzlich aus wie die Begrüßung. Ich sitze schon am Steuer und will gerade anfahren, als Mama nochmals heftig gestikulierend auf die Straße gestürmt kommt: „Hier, mein Bub, hätte ich doch glatt vergessen.“ Durch das geöffnete Schiebefenster reicht sie mir einen aus der Zeitung ausgeschnittenen Artikel herein - es ist eine Übersicht der derzeit günstigsten Telefon-Vorwahlen.
Montag, 1. September
Wichtigste Aufgabe heute: den Kühlschrank wieder aufzufüllen! Vor dem Urlaub hatten wir alles Verderbliche entweder selbst vertilgt oder den Nachbarn zur Verwertung gegeben. Gleich nach dem Frühstück wollen wir zum ALDI fahren. Bevor wir aufbrechen, erstelle ich noch einen Einkaufszettel, und zwar genau in der Reihenfolge, wie die Waren beim ALDI angeordnet sind. Das ist System!
ALDI-Einkaufsliste
Waffeln
Nudeln
Schmand
Schokobrötchen
Tortellini
Quark
Smacks
Spaghetti
Milch 3,5 %
Nougat-Bits
Reis
Milch 1,5 %
Gummibärchen
Toilettenpapier
Zwiebeln
Weißwein
Küchenrollen
Paprika
Rotwein
Butter
Gurken
Knoppers
Schupfnudeln
Knoblauch
Balisto
Leberkäse
Äpfel
Kl. Apfelsaft
Lachs
Bananen
Kl. Wasser
Garnelen
Ananas
„Los, Kinder, wir cruisen zum ALDI!“, blase ich beschwingt zum Aufbruch. „Och nö, ich will lieber daheimbleiben“, lautet Pauls Antwort. Er ist gerade dabei, die Star Wars Episode 3 mit Gummibärchen nachzuspielen. Auch Rebeccas Begeisterung hält sich in Grenzen, weil sie damit beschäftigt ist, ihr Puppenhaus neu zu organisieren. „Leute, das dauert höchstens ’ne halbe Stunde, geht ganz flott. Dann könnt ihr doch weiterspielen.“ „Können wir nicht allein daheimbleiben?“, schlägt Paul vor. „Keinesfalls!“ „Warum nicht?“ „Weil ich dann zwei Leichen bei meiner Rückkehr vorfinde. Ihr könnt doch nicht mal zwei Minuten friedlich zusammen sein. Auf! Keine Diskussion mehr!“ Endlich habe ich Paul und Rebecca im Auto. Auf der Fahrt teilen mir beide mit, was sie gern eingekauft wissen möchten: Nussschokolade, Duplo, Chips, Nutella (aber bitte das Original und nicht so ’ne komische Nuss-Nougat-Creme) und Milchschnitten. Wenn es nach ihnen ginge, würde sich ihr Speiseplan zu siebzig Prozent aus Zucker und dreißig Prozent Fett zusammensetzen. Schon jetzt kann ich mir detailliert vorstellen, wie unser Einkauf ablaufen wird. Vielleicht hätte ich sie doch zu Hause lassen sollen? Egal, jetzt sind wir am Parkplatz.
Montagvormittag ist ein beliebter Einkaufsslot, wie ich beim Auslösen eines Einkaufswagens erkenne - es sind nur noch wenige in der Reihe. Dementsprechend dicht ist das Gedränge im Markt.
Mühsam bahnen wir uns einen Weg durch die Gänge und streichen eine um die andere Position auf unserem Zettel. Doch dabei bleibt es nicht. Ich bin einfach zu undiszipliniert, lasse mich von den im Mittelgang aufgebauten Aktionsangeboten locken. Ich erstehe Erkältungskapseln mit Eukalyptusöl - der nasse Herbst steht ja unmittelbar bevor. Und das Fußpilzprophylaxespray werfe ich auch gleich in den Wagen - kann man doch immer gebrauchen. Oh, dort vorne, was steht denn da? Ein elektrischer Allesschärfer für schlappe 8,59 Euro - der muss mit. Hey, das Rücken-Nacken-Heizkissen mit abnehmbarem Baumwollbezug und drei Temperaturstufen wäre doch was für Oma Irene zu Weihnachten. Rein damit. Noch drei Päckchen kalifornische Pistazien (reduziert von 1,79 Euro auf 1,49 Euro) wandern ebenfalls in den Einkaufswagen wie ein 20er-Pack DVD-Rohlinge (dabei spare ich glatt einen Euro). Dermaßen in Kauflaune gönne ich sogar Paul und Rebecca noch einige Süßwaren.
Der Wagen ist nun randvoll. Gut, dass nun auch alles auf unserer Liste gestrichen ist. Bezahlen. Klar, es sind mal wieder nur zwei Kassen
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