Das bisschen Haushalt
er uns wissen. „Schatz, das ist weder ein Fahrzeug in der Preiskategorie, die ich nehmen darf. Noch ist das ein Modell, das für uns geeignet ist“, antwortet ihm Carola. „Wieso denn? Der kostet auch nicht mehr als ein 5er“, entgegnet Paul. „Mag ja sein, aber das ist ein Zweisitzer und ich brauche einen Viersitzer.“ „Gut, dann nimm einen 3er Cabrio!“ Die Diskussion wird glücklicherweise durch das Erscheinen von Herrn Mühle beendet. Gelocktes, dunkles Haar, Goldrandbrille, Edel-Anzug und Budapester, erfüllt er rein äußerlich perfekt das Bild des klassischen Autoverkäufers. Wir schildern ihm die Ausgangssituation, immer wieder unterbrochen durch Pauls fachmännische Kommentare, und kommen schließlich zur Erkenntnis, dass ein 525er Diesel genau das Richtige für Carola wäre. Warum nicht?
Herr Mühle hat zwar keinen 5 er mit genau dieser Motorisierung da, meint aber, der 528er wäre für eine Probefahrt auch geeignet. Wir holen die Kindersitze aus unserem Auto und stellen sie in den funkelnden 528er, der einen Kilometerstand von nur 486 Kilometernm ausweist. Bevor wir starten, inspizieren wir den Neuen mit allen unseren Sinnen. Der Geruch: unverwechselbar - eine Mischung aus Plastik, Weichmachern und Wunderbaum - keine Nuancen von ausgekipptem Früchtetee oder verfaulten Apfelstückchen. Die Sauberkeit im Inneren: ungewohnt - keine Kekskrümel, Bonbonpapiere oder Schokoflecken sind zu erkennen. Der Sound beim Anlassen des Motors: schwungvoll und energiegeladen, kein asthmatisches Röcheln. Kurz: Der erste Eindruck überzeugt.
Carola setzt sich ans Lenkrad und steuert die Autobahn an
- will gleich mal testen, was der Motor hergibt. Fantastisch, diese Beschleunigung! Und wie ruhig er selbst bei hohen Geschwindigkeiten läuft. Auch Paul, der eigentlich noch ziemlich enttäuscht ist, weil wir nicht im Z4 sitzen, äußert sich positiv: „Die Kiste geht ja ab wie Schmidts Katze!“ Rebecca hat es vor allem die Innenausstattung angetan - einen eigenen Getränkehalter hat sie. Und ihre Seitenscheibe kann sie mit einem Sonnenrollo verdunkeln.
Nachdem wir den oberen Tachometerbereich getestet haben, wollen wir wissen, wie sich der Wagen im Stadtverkehr verhält. „Schatz, park’ doch mal da vorn. Dann können wir schnell beim Italiener für heute Abend einkaufen.“, bitte ich Carola, kurz anzuhalten. Janosch, den wir natürlich auch dabei haben und der es sich während der Fahrt bei mir im Fußraum bequem gemacht hat, lassen wir zurück. Beim Italiener erstehen wir hausgemachte, mit Ricotta und Spinat gefüllte Ravioli, Mortadella sowie verschiedenerlei Antipasti. Als wir wieder in unseren 5 er einsteigen, entdecke ich sogleich, was Janosch in der Zwischenzeit angestellt hat. Der Sitzversteller des Beifahrersitzes sieht jetzt aus wie einer seiner abgenagten Büffelhautknochen - offenbar war es ihm zu langweilig und er dachte sich: „Wow - was für ein tolles, neues Auto - die haben sogar an Hunde gedacht und eine Kauvorrichtung installiert.“ Was sage ich nur dem Verkäufer, wenn wir den Wagen zurückbringen?
Wir setzen unsere Probefahrt fort und schauen mal kurz bei Mama vorbei. Carola geht - trotz des immer noch anhaltenden Regens - mit Janosch einmal um den Block, während ich Mama das Auto präsentiere. Zehn Minuten später geht’s weiter - wir kurven ein wenig durch die Gegend, bis sich Rebecca von hinten meldet: „Ich hab’ Hunger!“ Stimmt! Wir hatten ja gar kein Mittagessen. Dafür ist es jetzt auch zu spät. Ich schlage vor, dass wir im Café Langenstein einkehren und uns ein Stück Kuchen gönnen. Leider sind Hunde dort keine gern gesehenen Gäste, weshalb Janosch im Auto warten muss. Mit sehr, sehr ernster Stimme bedeute ich ihm, dass der Sitzversteller kein Knochen sei und dass er sich nicht vom Fleck rühren dürfe. Wir verputzen insgesamt sieben Stück Blechkuchen, zwei Latte Macchiato, drei Kakao und eine heiße Milch.
Ich öffne mit der Fernbedienung die Türen und sehe, dass Janosch nicht an seinem Platz liegt. Wo kann der Lümmel sein? Er fletzt auf der Rückbank, zwischen den beiden Kindersitzen. „Du frecher, kleiner Lauser! Los, sofort nach vorn!“ Mit zwei gekonnten Sätzen begibt er sich wieder in den Fußraum. Jetzt erst erkenne ich einen klar umrissenen Wasserflecken an der Stelle, an der er sich niedergelassen hatte. Außerdem stinkt’s im Innenraum jetzt nach nassem Hund - ein nicht gerade angenehmes Odeur.
Auf der Rückfahrt zum Autohändler überlege ich mir,
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