Das bisschen Haushalt
vierzehn Tage im Süden, die das Besondere ausmachen, sondern es ist die Vorfreude darauf und die Erinnerung an die schönen Momente, die den Familienurlaub zu etwas Wertvollem machen. Denn mal ehrlich: Oberschenkelzerrung, unfreiwilliges Bad im Pool, Übernachtung auf der Terrasse, Begegnungen mit der Zimmerhexe und Stress beim Kofferpacken - das hat doch nichts mit Urlaub zu tun!
Samstag, 30. August
Mein in der Türkei gefasster Vorsatz, die Rückkehr in den Alltag gemächlich anzugehen, wird gleich in den ersten Stunden in der Heimat ad absurdum geführt: Die Koffer starren einen an und scheinen zu brüllen: „Pack’ uns endlich aus!“ Der Anrufbeantworter blinkt nervös und will abgehört werden, auf dem Esszimmertisch warten zwei halbmeterhohe Haufen Post darauf, geöffnet zu werden, und das Outlook-Postfach zeigt 349 ungelesene Mails an. Carola kann sich nicht der Koffer respektive Schmutzwäsche annehmen, da sie nach dem Frühstück ins Büro gefahren ist - sie will vor ihrem ersten richtigen Arbeitstag am Montag in aller Ruhe ihre Post und Mails sichten, damit sie zum Wochenbeginn gleich wieder voll loslegen kann.
Wenigstens muss ich mich nicht um Paul und Rebecca kümmern - die sind nämlich unmittelbar nach einem hastig eingenommenen Müsli in ihre Zimmer abgedampft; zwei Wochen ohne ihre Spielsachen - da gibt es Einiges neu zu entdecken! Also: Wo anfangen? Der AB, die Post - vermutlich zur einen Hälfte Werbung, zur anderen Rechnungen - und die E-Mails können sich noch bis morgen gedulden. Vorfahrt haben jetzt erst mal die Koffer. Vierzehn Tage mal vier Personen, potenziert mit durchschnittlich 37 Grad Außentemperatur - das ergibt in der Summe einen gigantischen Haufen stinkender Wäsche. Ich brauche fünf (!) Waschkörbe, um alles in die Waschküche zu transportieren und dort erneut aufzuschichten. Dummerweise versperrt der Wäsche-Everest aber den Zugang zur Waschmaschinentrommel. Räume also alles wieder zur Seite. Gut, was jetzt? Ich weiß, dass man normalerweise zwischen 30, 60 und 90 Grad-Wäsche trennt. Aber woher soll ich wissen, was wohin gehört? Um jeweils im Etikett nachzusehen, fehlt mir die Ausdauer. Ich mache kurzen Prozess: Alles wird bei 30 Grad gewaschen - da kann ich nichts verkehrt machen. Ich fange an, den Berg von oben her abzubauen und stopfe den Gipfel in die Waschmaschine.
Solange die erste Maschine läuft, widme ich mich den 1028 Utensilien, die sich sonst noch im Koffer befinden: Die spärlichen Überreste unserer Reiseapotheke - wir hatten ja mehrfach darauf zugegriffen - müssen wieder zurücksortiert werden, die Taschenlampe muss an ihren angestammten Platz gebracht werden, ebenso der Fleckenentferner (genau, das falsche Deo!) und die ganzen anderen Kosmetika. Die mitgenommenen Familienspiele müssen in die Spieleschublade, die Wasserspielsachen ins Gartenhäuschen und die gelesenen Bücher in die Bibliothek expediert werden.
Während die zweite Ladung Schmutzwäsche in der Trommel ihre Runden dreht, säubere ich mit Essigwasser und Handbürste die reichlich verdreckten Koffer von außen. Gerade als ich sie von innen aussaugen will - ich habe den Eindruck, dass sich darin ungefähr die Hälfte des Sandes befindet, der an der türkischen Riviera liegt - kommt Rebecca zu mir gerannt: „Der Paul hat Mistkröte zu mir gesagt.“ „Wieso hat er denn ein so schlimmes Wort benutzt?“, will ich wissen. Die Antwort gibt jedoch nicht Rebecca, sondern Paul selbst, der zwischenzeitlich eingetroffen ist. „Diese kleine Klette kommt dauernd mit ihrem Kinderpuppenwagen in mein Zimmer gefahren und zerstört meine Playmobil-Römer-Armee.“ „Ja, weil ich Ausflug spiele. Die Julia will halt ein bisschen durch die Gegend gefahren werden.“ „Interessiert mich doch nicht, was deine blöde Julia will“, giftet Paul zurück. Und schon haben sie sich in den Haaren. Ich befreie Rebecca aus Pauls Würgegriff. „Wenn ihr euch nicht augenblicklich vertragt, seid ihr beide heute Abend um sieben Uhr im Bett. Ist das klar?“ Motzig ziehen sie ab.
Waschmaschine, die Dritte! Während unser türkischer Schweiß aus T-Shirts, Hemden und Blusen gewaschen wird, mache ich mich daran, die Bilder von der Digitalkamera auf den Computer zu übertragen. Stolze 225 Bilder habe ich geschossen. Beim Betrachten der Aufnahmen fällt mir auf, dass ich - bis auf meinen Auftritt beim Limbo-Dance - kein einziges Mal abgelichtet bin. Mal wieder typisch. Ich habe das Gefühl, dass ich in dieser Familie gar
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