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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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voll. Bis zum Rand.
    Alexis nippte genießerisch. »Ein bisschen zu kalt«, befand sie. Ihr akkurat geschnittener blonder Pagenkopf bildete einen aparten Kontrast zum cremeglänzenden, aufgedunsenen Gesicht, in dem zwei stahlblaue Augen leuchteten. »Morgen bringe ich ein Weinthermometer mit, damit wir diesen edlen Tropfen perfekt temperiert würdigen können.«
    So viel zum Thema Luxusprobleme. Niki hätte den Wein auch mit Eiswürfeln fantastisch gefunden.
    »Mist, verdammter!«, zischte Walburga plötzlich.
    Sie blies die Kerze aus. Im Dunkeln lauschten sie angestrengt. War da was? Oha. Es war deutlich zu hören: Eilige Schritte näherten sich.
    »Was ist, wenn sie uns erwischen?«, wisperte Niki.
    »Dann schmeißen sie uns unter Absingen schmutziger Lieder in hohem Bogen raus«, grunzte Walburga. »Und falls du denkst, die Kohle gibt’s zurück – Fehlanzeige.«
    »Grundgütiger!«, entfuhr es Niki. »Was machen wir denn jetzt?«
     
    Man lernt immer dazu. Niki zum Beispiel lernte gerade, dass es leichter war, eine Büffelherde in der Wüste zu verstecken als vier vollgewichtige Frauen in einer geräumigen Hotelküche. Sie hatten sich in den Vorratsraum geflüchtet. Walburga klemmte unter einem Tisch, dessen bodenlangeTischdecke sie verbarg. Tamara und Alexis waren aufs breite Fensterbrett geklettert und hatten die Gardine zugezogen. Niki blieb nur der reichlich unbequeme Platz in einem Wandschrank, in dem das Mineralwasser aufbewahrt wurde. Mit angezogenen Knien hockte sie auf einem der Wasserkästen.
    »Was ist hier denn los?«, meckerte eine vertraute Stimme nebenan.
    Das fürchterliche Fräulein Rottenmeier musste soeben die Reste des verbotenen Gelages entdeckt haben. Man hörte das Klappern von Geschirr und einen gänzlich ungouvernantenhaften Fluch. Dann quietschte die Tür zum Vorratsraum, und das Licht wurde eingeschaltet.
    Niki hielt den Atem an. Dicke Schweißperlen tropften von ihrer Stirn. Für Walburga und die beiden Damen war das Ganze vielleicht ein schreiend komisches Räuber-und-Gendarm-Abenteuer. Für Niki aber ging es um alles. Wenn man sie jetzt nach Hause schickte, konnte sie die Aussicht auf ein Happy End ihrer Ehe knicken.
    Angstvoll lugte sie durch den schmalen Spalt der angelehnten Schranktür. Fräulein Rottenmeier sah sich misstrauisch um. In ihrem nachtschwarzen Kapuzenbademantel sah sie aus wie der Henker in einem schlechten Mittelalterfilm. Bestimmt gab es in der Speisekammer ein Hackebeil, mit dem sie ungehorsamen Gästen zu Leibe rückte. Doch stattdessen hielt Fräulein Rottenmeier nur einen harmlosen kleinen Löffel in der Hand. Sie ging zur Kühltruhe und wühlte im untersten Fach, bis sie eine riesige Packung Eiscreme zutage förderte. Im Stehen schaufelte sie das Eis in sich hinein.
    Sieh an, dachte Niki. Die gestrenge Herrin über Hunger und Durst hat ein süßes Geheimnis. Dabei ist sie mager wie ein Windhund. Bestimmt straft sie sich für ihre Verfehlung morgen früh mit einer extragroßen Kanne Glaubersalzlösung ab.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit stellte Fräulein Rottenmeier die Eispackung ins Kühlfach zurück. Noch einmal sah sie sich um. Schließlich löschte sie das Licht, und ihre Schritte entfernten sich, bis kein Laut mehr zu hören war.
    Walburga war die Erste, die zu sprechen wagte. Klar, Walburga. Wer sonst?
    »Boah, das war knapp wie ein Stringtanga«, prustete sie. »Mir geht echt die Pumpe.«
    Der Tisch kippte krachend um, als sie sich aus ihrem Versteck befreite. Niki fuhr zusammen. War Walburga lebensmüde? Doch die kroch seelenruhig auf allen vieren zur Kühltruhe und öffnete sie.
    »Jemand Lust auf lecker Eis?«
    Niki lief immer noch der Angstschweiß den Rücken herunter. Sie hatte den Adrenalinschub ihres Lebens hinter sich. Und ihr Po fühlte sich an, als hätte sie Jahre auf einem Nagelbrett verbracht. Tief hatten sich die Schraubverschlüsse der Flaschen in ihre ausladende Sitzfläche gebohrt. Nur allmählich löste sie sich aus ihrer Erstarrung.
    »Wie kannst du jetzt bloß ans Essen denken?«, herrschte sie Walburga an, während sie sich aus dem Schrank pulte. »Das wäre fast ins Auge gegangen!«
    »Nun beruhige dich mal und hol uns vier Löffel«, sagte Walburga ungerührt. »Große Löffel. Schmeckt besser.«
    »Du träumst wohl«, grummelte Niki.
    Tamara zog die Gardine beiseite und ließ sich schwerfällig von der Fensterbank gleiten. »Und ich dachte schon, das Dessert fällt aus.« Sie verschwand nach nebenan und kam mit vier

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