Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
Couch-Potato, die man nicht für voll nehmen kann!«
»Nein, nein …«, wehrte Peggy ab, doch überzeugt klang es nicht.
»Hilf mir«, flehte Niki. »Ich muss mehr wissen über diese Frau. Ich brauche Gewissheit, wie es um Wolfgang und sie steht.«
Man sah Peggy an, dass sie sich zunehmend unwohl in ihrer Haut fühlte. Sie war immer Papas Liebling gewesen und hatte ihn restlos bewundert. Er war ihr Held gewesen, ihr großes Vorbild. Das hatte Niki nun innerhalb von Sekunden zerstört. Nein, genau genommen hatte Wolfgang es selbst zerstört.
Peggy biss sich wieder auf die Unterlippe. »Mutter, ich finde es nicht richtig, wenn ich Papa hinterherspioniere.«
Niki beugte sich vor. »Ach, das findest du nicht richtig? Aber du findest es in Ordnung, dass dein Vater mit einem blutjungen Mädel ins Bett steigt? Und dass du hierherkommst und mir eine Standpauke nach der anderen hältst? Du hast mich doch abgehakt, seit du zu Hause ausgezogen bist. Mein Gott, Peggy, auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
Unbehaglich betrachtete Peggy ihre Schuhspitzen. »Ich war nie gegen dich.«
»Aber auch nie für mich«, konterte Niki. »Ich akzeptiere, dass du dein eigenes Leben willst, aber akzeptiere bitte, dass ich ebenfalls ein Recht darauf habe. Sieh mich an: Ich dreh doch am Rad. Wenn du mir nicht hilfst, fahre ich meine Ehe vollends an die Wand. Du musst herausfinden, was los ist!«
»Also gut«, lenkte Peggy ein. »Ich werde mich erkundigen. Aber ich kann dir nichts versprechen.«
»Das reicht mir schon«, flüsterte Niki. »Danke.«
Sie erhoben sich gleichzeitig. Einen kurzen Moment blieben sie zaudernd voreinander stehen. Dann breitete Niki die Arme aus, und Peggy stürzte hinein. Stumm umarmten sie sich, während Niki zu schluchzen begann. So nah waren sie sich seit Jahren nicht mehr gewesen.
»Entschuldige«, flüsterte Peggy dicht an Nikis Ohr. »Ich wollte dich nicht verletzen.«
»Ich liebe dich«, flüsterte Niki. »Leider hatte ich viel zu lange keine Gelegenheit mehr, es dir zu zeigen.«
Völlig durcheinander machte sich Niki auf den Weg zur Massageabteilung. Es war etwas geschehen, was sie sich noch nicht ganz erklären konnte. Das Gefühl unverhoffter Nähe war berauschend gewesen. Sie hatte wieder eine Tochter, sogar eine Verbündete. Ob Peggy tatsächlich etwas herausfinden würde?
Langsam wanderte Niki durch die langen Gänge. Wenigstens musste sie jetzt nicht zu Annegret, dieser gnadenlosen Knochenbrecherin, sondern durfte sich ganz Marios sanften Händen überlassen. Wenigstens das.
Mario empfing sie mit seinem huldvollen Lächeln. Er trug wieder seine weiße Schlabberhose und ein weites weißes T-Shirt. Die schulterlangen Haare hatte er heute zu einem Pferdeschwanz gebunden. Überrascht verlor sich Niki im Anblick seines Mundes. Beim ersten Mal war ihr gar nicht aufgefallen, wie sinnlich sich seine Lippen in dem eher mageren Gesicht wölbten.
»Und, machst du Fortschritte?«, fragte er.
Dankbar sah Niki ihn an. »Das mit der Wut klappt schon ganz gut. Du hast mir sehr geholfen.«
Ohne die Wut wäre Peggy einfach abgereist, ahnungslos und voller Groll. Ohne die Wut hätten sie sich nicht umarmt. Wieder stiegen Tränen in Niki auf. Ihre kleine Peggy. Schon jetzt hatte sie Sehnsucht nach ihrer Tochter.
»Nicht der Rede wert.« Mario machte eine wegwerfende Handbewegung, dann zeigte er auf die Matratze. »Lass uns beginnen.«
Sogleich zog Niki den Bademantel aus und legte sich aufden Bauch. Sie trug eines ihrer Flanellnachthemden. Es war hellgrau, mit kleinen rosa Schleifchen am Kragen, und wäre die Zierde jeder Großmutter im Weihnachtsmärchen gewesen. Erwartungsvoll legte sie ihre Arme an den Körper. Doch es passierte nichts. Sie verdrehte den Kopf, um zu sehen, was Mario eigentlich trieb. Er kniete neben ihr und strich mit den Händen durch die Luft. Was sollte das sein? Eine Luftmassage?
»Ich ertaste deine Aura«, erläuterte er. »Feinfühlige Menschen, die eine entsprechende Ausbildung haben, können sie spüren.«
Aha. Auf diesen Oberguru traf natürlich beides zu, was sonst? Sie drehte den Kopf wieder nach vorn. Etwas in ihr begann zu kribbeln. Obwohl Mario sie nicht berührte, fühlte sie seine Bewegungen. Verrückt, aber wahr.
»Deine Aura ist an einigen Stellen verletzt«, stellte er fest. »Vor allem im Schulterbereich und an den Beinen.«
Wenn Peggy das gehört hätte, wäre sie vermutlich in schallendes Gelächter ausgebrochen. Ihr würde Mario auch ganz gut tun,
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