Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
er ihren Venushügel erreichte. Ein Wunder, dass er ihn überhaupt gefunden hatte in dem ganzen Durcheinander aus Speckwülsten. In ihrenOhren ertönte ein Brausen. Nicht aufhören, war alles, was sie denken konnte. Nie wieder aufhören! Eine ungekannte Willenlosigkeit erfasste sie, während sie sich leicht im Rhythmus seiner Hände bewegte.
Marios Brummen wurde lauter. »Mmmmmmh …«
Niki schrie leise auf, als er mit der Konzentration eines begnadeten Chirurgen ihre Schamlippen spreizte. Fest schloss sie die Augen. Wozu noch die Kontrolle behalten? Das hier war der sinnlichste Kontrollverlust, dem sie sich jemals hingegeben hatte. Seine Finger erkundeten in Zeitlupe jeden Millimeter der zarten Häutchen. Sein heißer Atem streifte das verwaiste Zentrum ihrer Lust. Alles war nur wie ein Hauch, aber vor ihren Augen drehten sich rote Kreise. Die Welt hielt den Atem an, und Niki versank in einem Meer der Ekstase.
Eine Viertelstunde mochte vergangen sein, als sie in die Wirklichkeit zurückkehrte. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Mario saß im Lotussitz neben ihr auf der Matratze und meditierte. Seine Handflächen zeigten nach oben, und er raunte unverständliche Laute vor sich hin. Vermutlich ein Mantra, so viel wusste Niki mittlerweile über das spirituelle Gedöns.
War es überhaupt Gedöns? Immerhin hatte Mario sie in kosmische Sphären gestreichelt, weit weg von allem, was sich Niki bisher unter Sex hatte vorstellen können. Und Lichtjahre von dem entfernt, was sie von Wolfgang gewohnt war.
Etwas benommen setzte sie sich auf. »Wahnsinn. Absoluter Wahnsinn.«
Das war natürlich eine schamlose Untertreibung. Dieser Mann war es wert, mit Diamanten aufgewogen zu werden.
Wie durch einen Schleier hindurch sah Mario sie an. »Ich bedanke mich gerade beim Universum, dass die Übung gelungen ist. Nimm sie mit, wenn du gehst. Bewahre sie in dir auf. Halte das Gefühl.«
»Okay. Versprochen.«
Als sie wenig später den Shiatsuraum verließ, wurde ihr klar, was passiert war. Sie hatte den ersten Orgasmus seit geschätzten zehn Jahren hinter sich, den sie nicht ihren eigenen Bemühungen verdankte.
Zu ihrer großen Verwunderung hatte sie überhaupt kein schlechtes Gewissen. Erstens war sie jetzt mit Wolfgang quitt, zweitens hatte sie sich streng genommen nur einer Therapie unterworfen. Einer ziemlich extravaganten Therapie, zugegeben. Aber so wie Niki sich fühlte, war sie sogar besser als Trüffelpasta und Schokoladeneis. Fasten ist der neue Sex, dachte sie. Mehr davon!
Frau Doktor König rollte ein Gestell heran, an dem ein Beutel mit einer gelblichen Flüssigkeit hing. »Nicht hinsehen. Denken Sie an etwas Schönes.«
An was Schönes denken? Kleinigkeit. Niki befand sich immer noch im Zustand sahnigster Seligkeit. Deshalb ließ sie es geschehen, dass die Ärztin geschickt eine Kanüle in ihren Arm schob. Es tat nicht einmal besonders weh. Dann entfernte Doktor König einen Clip am Infusionsschlauch, und schon tröpfelte das gelbliche Zeug los, direkt in Nikis Arm.»Sehen Sie? Ist doch kein Weltuntergang«, sagte die Ärztin beruhigend. »Ich habe für Sie einen speziellen Mix aus Vitamin B, Kalzium und weiteren Mineralien zusammengestellt, das bringt Sie wieder auf die Beine.«
Niki lag in einem der schweren braunen Ledersessel, die im quietschrosa gestrichenen Behandlungszimmer der Ärztin aufgereiht waren. Auf der Fensterbank stand eine Vase mit Sonnenblumen. Typisch Frau, dachte Niki. Doc Mannheimer würde niemals Blumen in seinem Sprechzimmer zulassen.
Neben ihr hatten es sich ein paar andere Gäste bequem gemacht, die ebenfalls Infusionen bekamen. Es wurde nicht gesprochen, nur die unvermeidliche Wellnessmusik erklang. Alle waren auf sich selbst konzentriert, während geheimnisvolle Präparate in sie hineinsickerten.
»Warum ist eigentlich Ihr Kollege Mannheimer so garstig?«, fragte Niki im Flüsterton. »Ich meine, er ist ganz anders als Sie.«
»Hm.« Die Ärztin zögerte. Dann senkte auch sie ihre Stimme. »Na ja, er hatte eine Frau, die er über alles liebte. Sie war sehr korpulent. Aber er war immer nachsichtig mit ihr. Zu nachsichtig. Vor zwei Jahren starb sie an einem Herzinfarkt, mit gerade mal fünfundvierzig. Eine Katastrophe. Verstehen Sie es jetzt?«
Niki begriff auf der Stelle. Fast empfand sie Mitgefühl für den verbitterten Mann. Was für ein Schicksalsschlag. Erst fünfundvierzig war die Frau gewesen. So alt wie Niki.
»Und ich? Könnte ich auch …«, fragte sie
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