Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
gewesen. Das hier, das ist meine Familie, dachte sie gerührt, nur Peggy fehlt.
Sie erhob ihr Glas. »Auf euch und auf meine wunderbare Tochter Peggy!«
»Die hat zum Glück deine Gene abbekommen«, sagte Walburga. »Ist ’n toughes Mädel, die Kleine. Auch wenn sie freiwillig aufs Laufband geht. Aber wenn sie erst mal einen anständigen Kerl im Bett hat, ist Schluss mit dem Sportgerödel.« Sie machte eine Kunstpause. »Apropos Bett. Während Niki gekocht hat, bin ich ein bisschen im Haus unterwegs gewesen. Und wisst ihr, was ich in Doc Mannheimers Schlafzimmer gefunden habe? Ein ganzes …«
»Behalt’s für dich«, unterbrach Niki ihre Freundin. »Reicht es nicht, dass wir in seinem Wohnzimmer sitzen und bis zum Anschlag futtern?«
»Nö«, widersprach Walburga. Sie lehnte sich auf dem Stahlrohrstuhl zurück und leckte sich die Lippen. »Der Doc ist einer von der harten Sorte. Handschellen im Nachtschrank, genauso wie ich’s erwartet habe. Dazu ein nettesFetischequipment, Lack und Leder, das volle Programm. Wer sich mit dem einlässt, kann sich über mangelnde Abwechslung nicht beklagen. Und dann diese dunkelgraue Satinbettwäsche, hmmm, der gute Onkel Doc hat ausgefallene Vorlieben.«
»Also, für mich wäre das nichts«, protestierte Alexis. »Ist mir zu anstrengend.«
»Och, man sollte immer was Neues ausprobieren«, quietschte Tamara. »Warum nicht mal Doktorspiele unter ärztlicher Aufsicht? Langweilig gibt’s schon.«
Niki wechselte einen kurzen Blick mit Leo. Doch das anzügliche Thema schien ihn nicht zu stören. Der Anflug eines feinen Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Was hatte er noch gesagt? Er hätte seinen Sohn auf die konventionelle Art gezeugt, aber durchaus – unkonventionell?
In Niki regte sich etwas. Sie wusste nicht genau, was es war, doch es spielte sich eindeutig in ihrem Wurzeltschakka ab. Herr im Himmel!, betete sie stumm. Lass nicht zu, dass ich mich in Leo verliebe! Ich habe genug Probleme an der Hacke, die reichen fürs Erste.
Doch selbst während sie in der Küche eine Schüssel Bayerische Creme mit frischen Erdbeeren garnierte, hörte das seltsame Prickeln nicht auf. Sie fühlte sich zu Leo hingezogen, ganz egal, was ihr Verstand dazu sagte. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. In zwei Wochen bist du wieder zu Hause und die beste Ehefrau der Welt. Dummerweise ließ sich das sanfte Ziehen und Pochen in ihren intimsten Bereichen nicht abstellen.
Lag das an Mario? Hatte er wirklich ihre erotischen Energieflüsse befreit? Am Ende war an seinem Geschwurbel über aufgelöste Blockaden doch mehr dran, als Niki zugeben mochte.
Sie trug die Schüssel ins Esszimmer, wo sie mit großem Hallo empfangen wurde. Dann holte sie die Dessertteller, die sie mit Puderzucker bestäubt hatte. Als sie zurückkam, löffelte Walburga schon die ebenso federleichte wie butterweiche Creme direkt aus der Schüssel in sich hinein.
»Du lässt dich sofort scheiden und ziehst bei mir ein«, wurde Niki von ihr empfangen. »Ich kann nicht mehr leben ohne deine Kochkünste.«
Alexis und Tamara kicherten.
Leo hüstelte vergnügt. »Falls ihr einen Trauzeugen braucht, bin ich zur Stelle. Und auch für die Hochzeitsnacht stehe ich gern zur Verfügung, falls Not am Mann ist.«
Alle brachen in Gelächter aus, und nun musste auch Niki lachen. Der Wein war ihr zu Kopf gestiegen, der kleine Anfall von Schuldbewusstsein löste sich in Luft auf. Warum nicht ein bisschen flirten? Was war schon dabei? Sie fühlte sich großartig. Endlich bekam sie Anerkennung, darauf hatte sie viel zu lange gewartet. Angenehm erschöpft strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. Was für ein wunderbarer Abend. Was für wunderbare Freunde. Wenn es doch immer so bleiben würde.
»Ich kann nicht mehr«, röchelte Alexis, als sie die letzte Erdbeere von ihrem Teller gegabelt hatte. »Den achten Gang müsst ihr ohne mich essen.«
»Du weißt ja noch gar nicht, was es ist«, wandte Tamara ein. »Ich bin zwar kurz vorm Platzen, aber wie ich Niki kenne, hat sie sich das Beste bis zum Schluss aufgehoben. Also? Was ist es?«
Niki strahlte übers ganze Gesicht. Es stimmte, das dritte Dessert war ihr absoluter Brenner. Die Krönung aller Genüsse.
»Ein Orangenparfait mit Grand-Marnier-Sorbet!«, trällerte sie. »Doc Mannheimer hat nämlich eine Eis-ma-schi-ne! Auch wenn er sie bestimmt noch nie benutzt hat.«
Walburga rutschte von ihrem Stuhl und ging stöhnend vor Niki auf die Knie. »Wenn du mich nicht heiratest, bringe ich
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