Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
schlimmer spürt.«
    Fjeso kam näher und legte die Klinge gegen meine Kehle. »Du tust das doch nicht, oder?«
    »Nein.« Ich lag reglos da, als der Fahrer mir die Hände zusammenband.
    »In ein paar Stunden sind wir in Baseer. Ich stecke sie in die Kutsche und behalte sie bis dorthin im Auge.«
    Der Fahrer schüttelte sich, als liefe es ihm allein bei dieser Vorstellung schon eiskalt über den Rücken. Trotzdem machte er die Kutsche auf. Drinnen lag der Onkel; zusammengesunken, mit fahlem Gesicht, schwitzend. Fjeso kletterte in die Kutsche und stieß den Onkel hinaus. Dieser stöhnte, als er im Gras landete. Bei dieser aschgrauen Haut und den eingesunkenen Augen lebte er meiner Einschätzung nach nicht mehr lange.
    »Ihr solltet ihn zu einem Heiler bringen.«
    »Warum? Mehr Belohnung für uns.« Fjeso wandte sich wieder an den Fahrer. »Hol die Pferde. Ich bewache unser Mädchen.«
    Der Mann machte ein finsteres Gesicht, tat jedoch wie befohlen. Resik lag wohl immer noch im Gras hinter der Kutsche. Einen Herzschlag lang fragte ich mich, ob jemand halten und ihn mitnehmen würde.
    Fjeso fuchtelte mit dem Schwert vor mir und deutete auf die offene Kutschentür. Ich kletterte hinein und setzte mich. Fjeso kam hinter mir, hielt das Schwert aber ruhig.
    »So, und jetzt wollen wir über die Regeln sprechen«, sagte Fjeso und lehnte sich gegen den gepolsterten Sitz. »Ein Wort von dir, und ich bringe dich um. Du versuchst zu fliehen, und ich bringe dich um. Auch nur eine Bewegung von dir, und ich bringe dich um. Du tust, was ich sage, oder ich bringe dich um. Nicke, wenn du es verstanden hast.«
    Ich nickte.
    »Gut. Die Regeln gelten ab jetzt.«
 
    Ich befolgte die Regeln den ganzen Weg bis Baseer. Die Landschaft vor dem Fenster veränderte sich nie; grüne Felder und ein paar Höfe bis zum Horizont. Ich konnte nicht einmal abschätzen, wie viele Menschen all diese Felder ernähren mussten.
    Die Nachmittagssonne hing schon über uns, als wir die Stadtmauern erreichten. In der Ferne tauchten goldene Steinbauten auf, vielleicht dreißig oder vierzig Fuß hoch und damit höher als die meisten Gebäude in Geveg. Und alle paar hundert Schritt erhob sich ein Turm.
    Rechts, zwischen Stadt und Fluss, war eine Art Militärfort zu sehen. Rechteckig, von einem breiten Graben umgeben. Kasernen in ordentlichen Reihen. An den verstärkten Mauern standen Soldaten Wache. An den vier Ecken ragten Türme auf.
    War das die Armee des Herzogs?
    Als sie die Tore erreichte, wurde die Kutsche langsamer. Die waren hoch und mit Eisenstangen verstärkt, so dick wie mein Handgelenk. Ich sah wenigstens fünf Soldaten, aber wahrscheinlich gab es mehr.
    Eine Soldatin kam zur Kutsche und riss die Tür auf, die Hand am Schwert. »Euer Geschäft?«
    »Abliefern einer Gefangenen für Kopfgeld.«
    Sie betrachtete mich und nickte. »Bringt sie raus.«
    Fjeso rutschte vom Sitz und zerrte an meinem Seil. »Raus!«
    Ich stieg aus, anmutig wie ein Frosch.
    »Hier entlang.« Die Soldatin führte uns zur Wachstation. Dort waren an Pfosten Steckbriefe angenagelt. Alle möglichen Gesichter starrten mich an, darunter mein eigenes.
    »Da ist sie«, sagte Fjeso und deutete.
    Die Soldatin blieb stehen und riss den Steckbrief ab. »Bringt sie in die Wartezelle, bis ich den Magistrat benachrichtigt habe.« Sie rief eine andere Soldatin her. Sie unterhielten sich kurz, wobei sie Fjeso musterten. Dann winkte uns die zweite Soldatin weiterzugehen.
    »Folgt mir.«
    »Was ist mit meiner Kutsche?«, fragte Fjeso.
    »Weise deinen Fahrer an weiterzufahren. Links sieht er dann die Pfosten zum Festbinden.«
    Wir traten durch das Riesentor, hinein nach Baseer. Mir war die Kehle wie zugeschnürt, als sei die Luft hier reines Gift.
    Baseer. Ich bin in Baseer.
    Inmitten eines eingezäunten Pferches stand ein viereckiger Käfig. Die Soldatin öffnete ihn und schickte mich hinein. Ich ging an ihr vorbei und ließ mich auf dem kalten Steinboden nieder. Schönes Willkommen! Vielleicht war es eine Warnung für alle, die durch die Tore hereinkamen - gehorche den Regeln oder zahle den Preis.
    »Wie lang dauert es, bis ich mein Geld bekomme?«, fragte Fjeso. Mein Geld, nicht unser Geld. Schade, dass der Fahrer das nicht hörte. Ich wettete, er würde Resik und dem Onkel bei der Straße noch vor dem Abend Gesellschaft leisten.
    »Ich mache den Terminplan für den Magistrat nicht«, antwortete die Soldatin und deutete auf eine Bank in der Nähe des Käfigs. »Warte dort.«
    Fjeso setzte sich,

Weitere Kostenlose Bücher