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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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meinte Vyand abfällig.
    Ich tat einen zögernden Schritt, dann knickten meine Knie ein. Ich taumelte nach vorn, die Hände ausgestreckt, als wollte ich den Fall abfangen. Ich klatschte gegen die Pynviumrüstung. Ich stellte mir vor, wie Löwenzahn im Wind wehte.
    Peng!
    Schmerzensstöße. Schreien. Vyand schrie aus Schmerzen und Frustration auf, als die Männer um sie herum zusammenbrachen. Sie ging einen Atemzug später zu Boden. Ich rannte in die Menge. Meine Beine waren noch wacklig, aber sie trugen mich. Noch. Ich brauchte ein Versteck - schnell.
    Noch hörte ich keine Soldaten, die mich verfolgten, aber sie würden kommen. Ebenso Vyand, sobald die Schmerzen nachließen und sie sich wieder bewegen konnte.
    Ich hatte keine Ahnung, wohin ich laufen sollte. Die Straße war schmal. Verkaufskarren standen dicht an dicht vor hohen Gebäuden, die aus demselben goldenen Stein erbaut waren wie die Stadtmauern. Glasierte Kacheln in allen Farben und Mustern waren in den Stein eingelassen und machten es unmöglich zu sagen, wo ein Gebäude aufhörte und das nächste begann. Fenstersimse und Fensterläden waren ebenfalls grellbunt bemalt, nicht zwei Farbschattierungen in einer Reihe, schmerzlich für die Augen. Mit der Hoffnung hineinzuschlüpfen zog ich an einem, aber das Fenster war nur Dekoration, kein richtiges Fenster. Nur an die Wand genageltes Holz.
    Ich ging tiefer hinein in den Lärm und in den Unrat. Die Gebäude waren fünf, nein sechs Geschosse hoch. Auf den oberen Etagen gab es kurze Balkone, nicht aber an den unteren - außerdem besaß ich gar nicht die Kraft, auf einen zu klettern. Ich sah keine Seitengassen. Die Häuser standen eng beieinander, und die Straße schien sich noch meilenweit hinzuziehen.
    Ich hatte das Gefühl, als stürze die gesamte Stadt über mir zusammen.
    Schnelle Atemzüge und plötzliche Bewegungen kamen aus der Menge hinter mir - vertraute Warnungen, dass Soldaten anmarschierten.
    Ein Junge rannte vorbei, direkt in die dichte Menschenmenge. Drei andere Jungen verfolgten ihn. Innerhalb eines Herzschlags waren alle von der Menge verschlungen.
    Straßenkinder. Sie wussten immer, wo sie sich verstecken konnten.
    Ich folgte ihnen und wand mich zwischen, in buntgemusterten Gewändern verhüllten Frauen, und Männer, die mit Perlen bestickte Westen trugen, aber keine Hemden. Vorbei an Kindern mit geflochtenen Bändern um die Köpfe. Ein Mann hatte eine Schlange, so dick wie mein Bein, über die Schultern gelegt. Menschen stießen mich und ich schubste zurück. Niemand entschuldigte sich, aber sie schrien mich auch nicht an. Keiner schien sich um die Seile um meine Handgelenke zu kümmern.
    Die Straßenjungen wetzten zwischen grell dekorierten Verkaufsständen hin und her und schlüpften unter aufgehängte Teppiche mit fantastischen Mustern. Auch ich schob einen Teppich beiseite und kroch darunter hindurch.
    Es war eine Art verlassener Schafstall oder ein Schmuggellager, dunkel, erfüllt vom Duft nach Zimt. Der winzige Raum war gegen ein Gebäude gemauert und fiel wahrscheinlich von außen gar nicht auf. Ich bemerkte weiter vorn ein kindergroßes Loch in der Wand. Meine Angst trieb mich, in den Tunnel zu kriechen, aber wer wusste, was ich an der anderen Seite finden würde.
    Von der Straße kamen Geschrei und Befehle. Schwere Stiefel auf Stein.
    »Mir egal - findet sie! Jetzt!«, rief Vyand, wütend wie eine Wespe. »Bestecht die Wachen, damit sie die Tore versiegeln. Heuert mehr Männer an und durchsucht jede Straße im Viertel - alles. Ihr müsst sie herschaffen!«
    Ich drückte mich gegen die Mauer. Dann drehte ich mich um und tastete mit den Fingern über die zerbrochenen Ziegelsteine des Tunnels. Nicht so gut wie ein Messer, aber besser als nichts. Ich rieb mit den Seilen an den Kanten hin und her und durchtrennte die Fasern, bis meine Arme schmerzten. Ich hatte die erste Schlinge zur Hälfte geschafft, als ich im Tunnel etwas krabbeln hörte. Ich erstarrte einen Moment lang, dann rannte ich von dem Loch weg. In der Enge gab es kein Versteck, aber wenn ich mucksmäuschenstill war und er es sehr eilig hatte, kroch wer immer dort kam vielleicht vorbei.
    Das Krabbeln kam näher, und ich überdachte meinen Plan. Er konnte mich nicht verfehlen. Eine blinde Katze würde mich hier kauern sehen. Ich packte ein Stück Ziegel und hob die Hände.
    Ein dunkler Kopf tauchte auf. »Ahhhh!« Er zuckte zurück.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich will dir nichts tun.«
    Er bewegte sich nicht, lag nur da,

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