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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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beobachteten die Soldatenheiler, ebenso einige der Torwachen. Warum kämpften sie für Vyand? Sie konnte sie nicht angeheuert haben, oder? Der Herzog hätte nie jemandem anders solche Waffen gegeben. Half er Vyand? Aber warum? Zahlte er ihr nicht genug?
    Wussten sie, was sie waren? Die anderen Soldaten erzielten nicht die gleiche Reaktion.
    Der Fahrer schrie und stürzte zu Boden. Der Soldatenheiler durchbohrte ihn und lächelte danach, er würde er diese Tat genießen.
    Niemand konnte dem Herzog mit einer derartigen Armee Widerstand leisten. Niemand.
    Ich zerrte noch mehr an meinen Handfesseln und wollte herauskommen, ehe die Soldatenheiler Fjeso töteten. Haut platzte, aber die Seile hielten. Ich rieb sie gegen den Steinboden, die Kante meiner Sandale, gegen alles, was so aussah, als würde es schneiden.
    Fjeso kämpfte hervorragend, aber er würde nicht gewinnen. Er wollte fliehen, aber die Soldaten erwischten ihn und warfen ihn zu Boden. Vyand lächelte. Sie schien beeindruckt und flüsterte dem Mann neben ihr etwas zu. Dieser schrieb etwas in ein kleines Buch, das ich bisher nicht gesehen hatte.
    Ich rang nach Luft. War das ein Versuch? Verlieh der Herzog die Soldaten an Vyand, um zu sehen, was diese in einem echten Kampf leisten könnten? Über welche Macht verfügte sie wirklich?
    Die Soldatenheiler rückten vor und gaben Fjeso den Todesstoß. Er schrie nicht, sondern stöhnte nur vor Schmerzen, dann brach er zusammen. Vyand nickte und schien mit der Leistung der Soldaten sehr zufrieden zu sein.
    Das war schlimmer als die Reihen der mit Schmerz vollgestopften Löser in der Heilergilde. Schlimmer als die Aufstände, die Kämpfe, sogar noch schlimmer als die willkürlichen Prügel. Wenn der Herzog diese Soldaten auf Geveg losließ, würden wir nicht überleben. Es würde nicht wie Sorille sein. Wir würden nicht im Feuer umkommen, sondern von den Händen derer ermordet werden, welche uns angeblich am Leben halten sollten.
    Vyand schnippte mit den Fingern, und ihre Männer schleppten die Leichen hinter die Kutschen, wo ich sie nicht mehr sehen konnte. Dann kam sie zu mir und zupfte an ihrer blutigen Uniform.
    »Sieh dir das an. Ruiniert. Blut geht nie raus.« Sie klang nicht so oberflächlich, wie sie wohl beabsichtigte. Ich hörte die Anspannung in ihrer Stimme. Wenn man einen so tiefen Stich empfangen hat, braucht das Zeit, ihn zu überwinden, selbst wenn man sofort geheilt wird.
    »Ich schätze, du musst sie verbrennen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.« Sie runzelte die Stirn und wischte sich die Finger an der Hose ab. »Nun denn. Sollen wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben?«
    »Wo ist meine Schwester?«
    »Sie denkt über die wichtigste Entscheidung ihres Lebens nach. Reine Zeitverschwendung, wenn sie dir auch nur im geringsten ähnlich ist.«
    »Wo ist sie?«
    »Erwartest du wirklich, dass ich dir das sage?« Sie seufzte. »Ich habe dich für klüger gehalten.«
    »Gut. Was ist mit meinen Freunden? Hast du sie gefangen? Kannst du mir wenigstens das
    sagen?«
    Sie strich sich ihr glänzendes Haar glatt. »Ich habe wirklich keine Idee, bei wem deine Freunde sind. Falls sie ein Teil dieses schlampigen Befreiungsversuchs waren, dann allerdings.«
    »Sind sie hier?«
    »Genug der Fragerei. Komm jetzt raus!« Vyand gab der Wache ein Zeichen, und die Soldatin schloss den Käfig auf. Die Soldatenheiler folgten und behielten mich auf eine Weise im Auge, als würden sie einen weiteren Kampf begrüßen. Mit Saeas Hilfe wären sie wie alle anderen Baseerisoldaten, denen ich bisher begegnet war. Sie wollten mich einschüchtern, ein bisschen herumschubsen und würden mir mit ihrer schönen blauen Rüstung dabei so nahe kommen, dass ich sie berühren konnte.
    Wie viel Schmerz hielten die jetzt wohl? Fjeso hatte hart gekämpft und eine Menge Treffer gelandet. Die Rüstung des größeren Soldaten enthielt auch Vyands Bauchwunde, und die schmerzte furchtbar. Ich kam auf die Beine, schwankte aber, als der Boden unter mir wegglitt. Ich knallte gegen die Stangen, blieb jedoch auf den Füßen.
    »Ich sehe, das Abendessen ist in Ordnung«, meinte Vyand. »Hat man dir überhaupt etwas zu essen gegeben?«
    »Nein. Sie haben mich in eine Truhe gesperrt.« Ich rang höchst dramatisch nach Luft und schätzte dabei die Entfernung zwischen mir und dem großen Soldatenheiler ab. Wahrscheinlich konnte ich ihn und Vyand erwischen, vielleicht auch ihre Fahrer und die Wächterin am Tor - alles in einem Streich.
    »Amateure!«,

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