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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und nicht viel später nahm der Fahrer neben ihm Platz. Menschen, Karren und Kutschen kamen vorbei, aber nicht viele schauten in meine Richtung. Ich schätze, bei so vielen Gesichtern auf den Kopfgeldpostern waren Gefangene im Käfig nicht ungewöhnlich.
    Ich saß still mit gesenktem Kopf da, als sei ich zu verängstigt oder zu schwach, um etwas anderes zu tun. Das war nicht weit von der Wahrheit entfernt, allerdings vermochte ich, meine Handgelenke ein wenig zu bewegen. Mit Glück konnte ich vielleicht eine Hand herausziehen. Keine Ahnung, was ich danach tun würde; aber wenn man eine Meile gehen wollte, musste man mit einem ersten Schritt beginnen.
    »Wieso brauchen die so lange?«, fragte Fjeso nach einer Stunde. Er sprang auf. »Wie schwierig ist es denn, ein paar Münzen zu zählen und in einen Kasten zu tun?«
    Ich schätze, er hatte nie zuvor versucht, fünftausend Oppa zu zählen.
    Der Fahrer schien nicht so besorgt zu sein. »Sie müssen doch Wachen finden, um so viel Geld zu bringen. Die Diebe in Baseeri klauen es, wenn sie eine Chance haben.«
    Das war eine Überraschung. Wegen der schwarzen Haare hatte ich angenommen, sie seien Baseeri.
    »He!«, rief Fjeso den Torwachen zu. Dieselbe Frau wie zuvor blickte auf. »Wann kommt es endlich?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Ich hasse diese Menschen.«
    Die Sonne hatte den halben Weg zum Horizont zurückgelegt, als eine Kutsche anrollte.
    »Wird aber auch Zeit«, murmelte Fjeso. Der Fahrer gähnte und blieb auf dem Bock sitzen.
    Der Kutschenschlag öffnete sich, und ein Mann in Rüstung kam heraus. Er war jedoch nicht in das übliche Silber gerüstet, welches die Soldaten in Geveg trugen. Diese Rüstung war dunkler und sah schwerer aus. Als nächstes erschien eine Frau.
    Vyand.
    »Hast du mein Geld?«, rief Fjeso, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Dein Geld?«, sagte sie und grinste wie eine Katze. Ein zweiter Mann in Rüstung verließ die Kutsche. Die beiden Männer auf dem Kutschbock kletterten ebenfalls herunter. Die Soldatin vom Tor trat zu ihnen, gefolgt von dem Mann, zu dem sie vorher gesprochen hatte.
    Ich hatte das Gefühl, dass keiner in dieser Kutsche für den Magistrat arbeitete, und mein Bauchgefühl verriet mir, dass die beiden Wachen am Tor Vyands Leute waren. Bestechung zahlte besser als Bürokraten.
    Fjeso ließ die Arme sinken und straffte die Schultern. Schließlich merkte auch der Fahrer, dass etwas im Busch war, denn er stieg von seinem Bock. Vyand schlenderte zu ihnen, die Leibgarde in Rüstung im Schlepptau.
    »Ich habe ihr Geld.« Sie nahm einen Beutel vom Gürtel und warf ihn zu der Soldatin. Diese fing ihn mit einer Hand auf und nickte. »Nochmals vielen Dank.« »Immer ein Vergnügen.«
    Fjeso ballte die Fäuste. »Du willst mich betrügen?«
    »Du hast mein Eigentum gestohlen und beschuldigst mich, dich zu betrügen?« höhnte Vyand. »Ich nehme mir jetzt meine Schifterin.« »Zuerst will ich mein Geld.« »Tut mir leid, es ist mein Geld.«
    Fjeso stürzte sich auf sie. Plötzlich hatte er ein Messer in der Hand. Er rammte ihr die Klinge bis zum Griff in eine Seite. Sie schrie auf und presste die Finger auf den Bauch. Blut sickerte durch das Gewand.
    Der Fahrer zückte sein Schwert, als Vyands Männer ihre herauszogen. Alle bis auf ... Einer der Männer in Rüstung ging auf ein Knie und legte beide Hände auf Vyands Wunde. Seine Augen verengten sich, seine Wangen zuckten. Dann kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück. Er presste eine blutige Hand gegen seine Rüstung. Gegen seine blaue Rüstung. Pynvium blau.

Siebtes Kapitel
 
    H eilige und Sünder, ein Heilersoldat in Pynviumrüstung! Das machte der Herzog mit seinen Heilern? Er bildete sie zum Töten aus?
    Er hatte Heiler in Waffen verwandelt.
    Das war schrecklich. Es war ... Mich schauderte. Grauenvoll. Wie konnte man einen Soldaten töten, der seine eigenen Wunden heilen und in die Rüstung schiften konnte? Diese Soldaten waren durch nichts aufzuhalten.
    Fjeso und der Fahrer waren eindeutig die besseren Kämpfer, aber das schien keine Rolle zu spielen. Fjesos Messer glitt durch die Harnischplättchen. Blut trat aus und die Organe mussten durchbohrt sein, aber die Soldatenheiler schifteten die Schmerzen ins Pynvium und kämpften weiter. Sie wichen weder aus noch tänzelten sie. Sie waren nicht so leichtfüßig wie Fjeso. Das mussten sie auch nicht sein.
    Die anderen Männer halfen Vyand auf die Beine. Sie war blass, aber standfest. Alle drei standen weiter zurück und

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