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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Baseeri-Untergrund.«

Elftes Kapitel
 
    U ntergrund?
    Danello nickte. »Wie die Resistance in Sorille, richtig? Meine Mutter hielt darüber Vorträge, aber die Oberen der Gilde untersagten es ihr.«
    Aus Jeatars Gesicht verschwand jegliche Gefühlsregung. »Ganz genau. Einige von ihnen sind sogar hier.«
    »Ich dachte, alle in Sorille sind gestorben?«, meinte Danello.
    »Nicht alle.« Jeatar wandte sich ab und ging zu einer Frau, die Übungswaffen hielt.
    Hatte Jeatar Sorille überlebt?
    Keiner in Sorille hat überlebt, hatte Papa geflüstert, ohne zu wissen, dass ich mich unter dem Tisch versteckt hatte. Nicht einmal diejenigen, die noch leben.
    Ich hatte Jeatars Narben an dem Tag gesehen, an dem ich den Block geblitzt hatte. Brandnarben über Brust und Schultern. Manche Dinge heilten nie ganz, auch wenn man die Schmerzen nahm.
    Wir hatten Sorille brennen gesehen. Hatten die Feuersbrunst gesehen, ein Sonnenaufgang in der dunkelsten Nacht. Wir hatten tagelang den Rauch gerochen, der wie Nebel auf der See über die Marschen gerollt war.
    »Das kann er nicht getan haben!« hatte Mama gerufen. »All diese Menschen ...«
    »Wir hätten es wissen müssen.« Papa hatte aufgebracht und verängstigt geklungen. Ich hatte ihn nie verängstigt gesehen. »Er hätte uns warnen müssen, hätte uns eine Botschaft schicken müssen.«
    »Es sei denn, er hat ihn ebenfalls umgebracht.«
    Dann hatte es an der Tür geklopft. Menschen traten ein, was Mama und Papa immer nervös machte. Mama wollte Hilfe schicken, doch sie lehnten ab. Sie sagten, wir würden diese Vorräte selbst brauchen. Waren sie Teil von Gevegs Untergrund gewesen? War Jeatar schon in Sorille Mitglied? Oder hatte sich ihr Untergrund formiert, nachdem der Herzog alle Menschen in seiner Stadt umgebracht hatte?
    Nicht alle.
    »Dann kämpfen sie auch gegen den Herzog?«, fragte Aylin leise und blickte nervös auf die Baseeri, die uns mit ihren kalten blauen Augen musterten.
    »Das sind Baseeri«, sagte ich. »Warum sollten sie gegen den Herzog kämpfen?« Aber vor mir stieg das Bild des Jungen auf, der mir geholfen hatte. Welche Angst hatte er vor den Unsterblichen gehabt! Die Bande, die entsetzt geflohen war, als sie dachte, ich sei eine von »denen«. Eine Scheißköpfin. Sogar die Wachen im Gefängnis hatten Angst gehabt. Was hatte der Herzog mit seinen eigenen Leuten angestellt, das er uns nicht angetan hatte?
    »Du hättest sie nie herbringen dürfen!«, schrie die Frau.
    »Was hätte ich tun sollen?« Jeatar verschränkte die Arme vor der Brust. Vor seiner vernarbten Brust. Wenn er aus Sorille stammte - was kümmerte ihn dann Baseer?
    »Mach sie zum Problem von jemand anderem.« Diesmal sprach sie leiser, aber wir hörten alles genau.
    Einen Moment lang funkelten sie und Jeatar sich an. Dann ging Jeatar zu einer der beiden Türen weiter hinten. Eine dritte Tür befand sich auf der Gegenseite des Raumes neben der Übungsfläche. Er wartete kurz, ehe er eintrat.
    Jetzt schaute die Baseerifrau uns hasserfüllt an. Ebenso die anderen. Ein Meer schwarzer Haare und finsterer Mienen. Sie wollten uns nicht hier haben, aber wir kannten jetzt ihr Geheimnis, also konnten sie uns nicht einfach so gehen lassen.
    »Das gefällt mir nicht.«
    Barnikoff lehnte sich dicht über meine Schulter. Seine Lippe war geplatzt und Blutergüsse prangten um das Auge und auf der Wange; alles Geschenke der Baseerisoldaten. »Bist du dabei, wenn wir diesen Sumpfratten eine Lektion erteilen?«, fragte er. Andere nickten und murmelten zustimmend.
    Aylin schaute nicht so besorgt wie der Rest von uns drein. »Nya, ich glaube nicht, dass sie uns etwas tun wollen.«
    Wir starrten die Baseeri an. Sie starrten uns an. Niemand rührte sich, abgesehen von Neeme. Sie stand auf, trug einen Stapel Uniformen zu einem Schrank und verstaute sie darin. Dann holte sie einen anderen Stapel aus einem anderen Schrank und legte ihn auf den Tisch. Sie öffnete ein Nähkästchen, holte Nadel und Faden heraus und griff zur obersten Uniform des Stapels.
    Sie stopfte. Hatte sie die Uniformen gestohlen? Aber sie sahen neu aus. Vielleicht änderte Neeme sie, damit sie passten. Wenn wir ein paar davon hätten, würden sie uns das Leben in Geveg erleichtern.
    Warum brauchte Jeatar so lange?
    Die Tür öffnete sich, und Jeatar trat heraus. Ein anderer Mann folgte ihm, und mein Magen verkrampfte sich. Er kam mir bekannt vor. Groß, breite Schultern, kurzes schwarzes Haar. Als er näher kam, witterte ich den Geruch: Metall,

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