Das blaue Feuer - Roman
Feuer und Rauch.
Ein Techniker!
»Gäste werden kommen. Daher erwarte ich von jedem, ihnen die gebührende Gastfreundschaft zu erweisen«, sagte er zu den finster dreinschauenden Baseeri.
Die Frau war über ihn nicht glücklicher als über Jeatar. »Aber sie ...«
»Werden nicht lange hier sein.« Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu.
»Ihr könnt bleiben«, sagte Jeatar. »Wir haben hinten Räume, aber es wird eng. Morgen früh sehen wir, was wir tun können, um euch heimzubringen oder eine Transportmöglichkeit zu einem anderen Ort zu finden, wenn euch das lieber ist.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass sie uns nichts tun wollen«, flüsterte Aylin.
Ich streifte die Übungswaffen und Uniformen mit einem Blick. »Wir gehen nicht ohne Jovan und Bahari, richtig?«
»Nein, auf keinen Fall.«
»Gut.«
Der Techniker wandte sich an Neeme. »Würdest du bitte diese Leute in die Gästezimmer bringen?«
Sie nickte, sprang auf und legte die Näharbeit beiseite.
»Folgt mir.«
Barnikoff und die anderen folgten Neeme durch die zweite Tür, neben der, durch welche der Techniker hereingetreten war. Ich blieb zurück, und Danello blieb bei mir. Der Techniker wollte vielleicht nicht vor den anderen sprechen, aber ich war für jede Antwort bereit.
»Was ist los?«
»Reden wir in meinem Arbeitszimmer«, sagte der Techniker und deutete auf die offene Tür.
»Das wäre sehr nett«, sagte ich.
Wir gingen hinein. Es war warm, an den Wänden standen Regale mit zerlesenen Büchern, Teppich lag auf dem Boden.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte mir Danello ins Ohr. Sein Atem kitzelte die Haare in meinem Nacken.
»Alles bestens.«
Aber er erschwerte es mir, mich zu konzentrieren, wenn er das tat. Ich fühlte mich nicht wohl in einem Raum, in dem die einzige Person, von der ich wusste, dass ich ihr trauen konnte, er war. Oder nicht zu wissen, wo meine Schwester war.
»Wer bist du?«, fragte ich den Techniker, nachdem er hinter seinem schweren, geschnitzten Schreibtisch Platz genommen hatte.
»Onderaan Analov. Bitte, setzt euch.«
Mir blieb die Luft weg. Analov? Das war mein Name. Nya de' Analov. Wie konnte er meinen Namen tragen? Wie konnte ein Baseeri einen beinahe gevegischen Namen haben?
Ich setzte mich, hörte jedoch nicht auf, ihn anzustarren.
»Nya?« Danello berührte meinen Arm.
»Bist du ihr Anführer?«, fragte ich. Es fiel mir schwer, überhaupt zu sprechen.
»Ja, ich bin ihr Anführer.« Er faltete die Hände und legte sie auf den Schreibtisch. »Bist du ihre Anführerin?«
»Nein.«
Er lächelte nachsichtig, als glaube er mir die Antwort nicht.
»Hm. Was machst du?« Ich hasste, wie meine Stimme klang. Piepsig. Gebrochen. Überhaupt nicht wie ich. »Mit all diesen Leuten meine ich ... und Uniformen und Sachen?«
»Ich versuche, eine Schlange von den Hühnern zu entfernen.«
Er klang wie Großmama. Nein ...
Seine Stimme klang wie Großpapa. Er ähnelte ihm auch. Die gleichen Augen, die gleiche Nase. Papas Augen. Papas Nase.
Mir wurde eng ums Herz. »Du kämpfst wirklich gegen den Herzog? Du willst ihn beseitigen?«
»Mein Familie kämpft seit sieben Jahren gegen den Herzog, seit dem Tag, an dem er die Macht ergriff, die ihm nicht zustand. Sein Vater wollte nie, dass er herrschte. Mein Vater wollte das ebenfalls nicht. Als er starb, leistete ich einen Schwur, dass ich diesen raffgierigen, kriegslüsternen Schurken vom Thron verjagen würde - wenn notwendig, mit meinen bloßen Händen.«
Diese Stimme kannte ich. Diese Wut. Ich hatte sie zuvor gehört.
Lautes Geschrei aus dem Erdgeschoss. Ich lag oben im Schatten der Treppe und lauschte, wie immer. Diesmal war Großpapa nicht da. Andere Männer waren da. Sie rochen wie der dicke schwarze Rauch, der Tag und Nacht über Geveg hinweggezogen war.
»Wir können sofort aufbrechen und diesen Mörder von seinem Thron stoßen.«
»Wie? Unsere Streitkräfte waren in Sorille. Wir können jetzt keinen Angriff wagen.«
»Er hat sie getötet, Peleven. Er hat unsere Eltern ermordet.«
Peleven war der Name meines Papas. Die andere Stimme musste ...
Onderaan. Ich zitterte. Nein, es war nicht möglich. »Dann ist deine Familie auch hier? Und hilft dir?«
Eigentlich hatte ich das nicht fragen wollen. Ich wollte wegen der Uniformen fragen, und was sie bedeuteten. Vielleicht sogar um Hilfe bitten, Tali zu retten. Aber ich musste wissen, ob seine Familie lebte. Wenn ja, dann konnte er nicht ...
»Sie sind tot. Er hat alle ermordet.«
Nicht alle.
Ich schloss
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