Das blaue Feuer - Roman
Aylin.
Er runzelte die Stirn, schaute jedoch mich an. »Ich kann dir das nicht ausreden, oder?«
»Keine Chance.«
»Sie weiß, dass du kommst.«
»Aber nicht, dass ich weiß, dass sie dort ist.« Ich lächelte. »Das bringt uns einen Vorteil.« Wieviel Vorteil, wusste ich nicht, aber er musste etwas zählen.
Aylin grinste. »Soooo, wie lautet der Plan?«
Ich schaute zum Aquädukt hinauf. »Du hast gesagt, er führt zu einem See?«, fragte ich Jeatar.
»Ja. Er beginnt dort und bringt frisches Wasser in die Stadt hinab. Es gibt zwei Zisternen; eine bei der Zitadelle und die zweite auf der anderen Seite von Baseer.«
»Können wir hinaufklettern?«
»Auf den Aquädukt?« Er schien allein über meine Frage schockiert zu sein. »Das sind gut fünfzig, sechzig Fuß bis dort oben und die Wasserleitung selbst kann nicht mehr als vier Fuß breit sein.«
Ich war schon auf höheren und schmaleren Felskanten gelaufen.
»Vyand hat wahrscheinlich in der ganzen Gießerei Wachen aufgestellt«, sagte Danello.
»Wir könnten hier auf sie warten«, sagte Aylin. »Irgendwann muss sie aufgeben und fortgehen, richtig? Dann müssten wir zwar an den beinahe unbezwingbaren Wachen vorbei, die rechnen dann aber nicht mehr mit uns.«
Keiner sagte etwas. Sie konnten warten, bis Vyand herauskam, aber ich hatte nicht so viel Zeit. Und Tali und die Zwillinge ebenso wenig, wenn man sie als Köder benutzte. Der Herzog ließ Vyand sie vielleicht ein Weilchen benutzen, um mich zu bekommen, aber er hatte eigene Pläne mit ihnen.
»So geht das nicht«, sagte ich. »Vielleicht verlegen sie Tali und die Zwillinge, und selbst wenn nicht, bin ich in ein oder zwei Tagen kaum noch eine Hilfe.«
»Und wenn wir die Schmerzen teilen?«, fragte Aylin.
»Sie würden jeden töten, der sie aufnimmt.«
Aylin schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht, dass wir sie alle gleichzeitig nehmen. Ich nehme sie heute, Danello morgen. Jeatar am Tag danach, dann wieder zurück zu dir. Sobald die Schmerzen weg sind, geht es dir doch gut, oder? Dann nehmen wir sie jeder für einen Tag.«
»Würde das funktionieren?«, fragte Danello und schaute wieder hoffnungsvoll drein.
»Ich weiß nicht.« Schmerzen überbeanspruchten den Körper, doch sobald sie weg waren, hatte der Körper keine Belastung mehr. »Aber sie würden jedes Mal etwas Schaden anrichten, den ich jedes Mal heilen müsste, wenn ich schifte. Und das wird schlimmer, je länger wir sie ertragen.«
»Aber eine Zeitlang würde es funktionieren, oder?«
»Ich glaube schon.«
»Ich bin bereit, es zu versuchen«, erklärte Danello.
Aylin nickte. »Ich ebenfalls. Machen wir es. Bringt mir ein paar Kissen und ein paar Bücher, dann bin ich für einen Tag ausgerüstet.«
Lieber wollte ich nein sagen, aber Aylins entschiedener Blick verriet mir, dass sie das nicht zulassen würde. Und ich wollte wirklich nicht sterben, selbst, wenn das bedeutete, meinen Freunden Schmerzen zuzufügen. Mir wäre eine andere Möglichkeit lieber gewesen, mein Leben zu retten; aber ein Ertrinkender greift nach dem nächsten Ast.
»In Ordnung. Danke.«
»Wozu hat man Freunde?«
Jeatar schloss die Villa auf und wir gingen hinein, durch die extravagante Küche und dann die Wendeltreppe hinunter. Heute war der Hauptraum sehr voll; dreißig, vielleicht vierzig Menschen standen in Trauben da. Siekte stand auf, als wir hereinkamen, gefolgt von drei anderen.
»So früh schon zurück?«, fragte sie und verschränkte die Arme. Die anderen ahmten sie nach.
»Wir haben herausgefunden, was wir brauchten«, erklärte Jeatar.
»Da bin ich sicher. Diese Schifterin ist hier nicht willkommen.«
Niemand sollte über mich Bescheid wissen, und sie hatte es soeben dem gesamten Untergrund kundgetan. Aufgrund der stummen Reaktion schloss ich, dass alle es bereits wussten.
»Nett von dir«, sagte Jeatar. »Aber da Onderaans Stimme die einzige ist, die zählt, bleibt sie.«
»Der Herzog sucht sie. Das macht uns verwundbar.«
»Der Herzog sucht auch Onderaan. Willst du ihn auch rauswerfen?«
Der Anflug eines Lächelns huschte um ihre Lippen. »Selbstverständlich nicht. Er ist ein guter Führer«, sagte sie. Allerdings bezweifelte ich, dass sie das wirklich meinte. »Aber er bringt uns alle in Gefahr, indem er sie schützt.«
»Wir sind alle in Gefahr, indem wir hier sind.«
Sie funkelte ihn an. »Du weißt, was ich meine. Warum dem Herzog einen legalen Vorwand liefern, alle Häuser zu durchsuchen, die seiner Meinung nach zum Untergrund
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