Das blaue Feuer - Roman
Kamm durch mein Haar. Mein Magen verkrampfte sich aus mehr Gründen als nur wegen der Schmerzen, die ich in mir trug. Über Nacht waren sie schlimmer geworden, und heute Morgen hatte ich das Gefühl, als hätte ich verdorbene Speisen gegessen. »Ich hasse das. Ehrlich.«
»Wir mussten es tun«, sagte Aylin. »Vyand weiß, wie du aussiehst. Du brauchtest eine neue Verkleidung.«
»Ich habe nicht von meinen Haaren geredet.« Obgleich ich auch das hasste. Aylin hatte die letzte Farbe benutzt, um mein Haar zu schwärzen. Ich gab mir Mühe, nicht zu registrieren, dass es ebenso schwarz war wie das Onderaans.
Aylin winkte meine Sorgen beiseite. »Einen Tag lang kann ich ein bisschen Schmerzen aushalten.«
»Und was ist, wenn mir etwas zustößt? Du hast keine Möglichkeit, sie loszuwerden.«
»Ich werde es überleben«, meinte sie, obgleich sie wusste, dass das nicht möglich war, falls dieser Fall eintrat.
»Was ist, wenn Siekte uns tatsächlich nicht von hier fortgehen lässt?«, fragte Danello.
»Hoffentlich erfüllt Nyas neue Tarnung ihren Zweck.« Aylin flocht ihr langes Haar. »Gib mir die Schnur.«
Ich nahm die Lederschnur und reichte sie ihr. »Bei den Kopfjägern wusste ich wenigstens, dass ich eine Gefangene war. Ich bin nicht sicher, wie das jetzt hier ist.«
»Jeatar wird sich etwas ausdenken oder uns an einen sichereren Ort bringen«, sagte Danello. »Er muss irgendwo in Baseer ein Heim haben. Oder glaubt ihr, dass er die ganze Zeit hier wohnt?«
»Keine Ahnung. Ich denke, er reist sehr viel, also wäre das schon möglich.«
»Ein Messer, bitte«, sagte Aylin.
Ich gab es ihr. »Ich glaube nicht, dass er uns hier lassen würde, wenn wir seiner Meinung nach in Gefahr wären. Und Siekte kann uns nicht zwingen - Aylin, was machst du?«
Sie hatte das Messer an ihrer Schädelbasis angesetzt, direkt unter dem Anfang des Zopfs. Dann presste sie die Augen zu und säbelte ihn ab.
»Aylin!«, stieß ich atemlos hervor.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du eine neue Tarnung brauchst.« Sie brachte den Zopf zu mir. »Halt still, bis ich ihn in deine Haare gebunden habe. Es ist lang genug, um ihn zu halten.«
»Aber du liebst deine langen Haare.«
»Es wächst wieder.« Sie klang nicht so gleichgültig, wie sie gehofft hatte. Ich hörte es deutlich und sah den Tränenschleier in ihren Augen, als sie den Zopf in ihren Händen betrachtete. Ein kleines Opfer, verglichen mit allem anderen, was sie für mich tat.
»Das musstest du nicht tun.« Ich meinte viel mehr als ihren Zopf.
»Für deine Sicherheit würde ich mir den ganzen Kopf kahl scheren.«
Ich umarmte sie und bemühte mich, nicht zu weinen. »Danke.«
»Finde Tali und Danellos Brüder, dann sind wir quitt.«
»Abgemacht.«
Ich saß still, während sie den Zopf in meine Haare flocht. Ein kräftiger Ruck würde ihn abreißen, aber ansonsten würde er halten. Außerdem färbte sie mir die Brauen dunkel und umrandete die Augen mit schwarzem Puder.
»Woher hast du das alles?«
»Von Neeme. Sie ist die einzige hier, die wirklich nett ist.« Aylin hielt einen Spiegel hoch. »Was meinst du?«
»Wahnsinn!« Danello pfiff. »Sieht überhaupt nicht wie du aus.«
Ich sah älter aus, dunkler - Baseeri. »Ist das gut oder schlecht?«
»Gut für die Tarnung, aber mir gefällt besser, wie du richtig aussiehst.«
Aylin nahm die Kissen von meinem Bett und bockte sie auf ihrem auf. »In Ordnung. So, und jetzt füll mich ab, ehe du dich für heute wegschleichst.« Sie schob den Ärmel hoch und streckte den bloßen Arm aus.
Ich nahm ihre Hand und legte meine andere Hand auf ihren Arm. »Bist du ...«
»Mach schon. Mal sehen, worüber Danello ständig jammert.«
Ich drückte, anfangs langsam, damit sie sich daran gewöhnte, ehe ich mehr hinzufügte. Sie schrie kurz auf, biss dann die Zähne zusammen, hielt aber den Arm still. Ich drückte, bis alles in ihr war.
»Wie fühlst du dich?«, fragte ich.
»Vielleicht war Danellos Jammern berechtigt.«
»Ich kann es zurücknehmen.«
»Nein!« Sie hielt eine Hand hoch, zuckte zusammen und legte sich hin. »Du musst einen Weg in die Gießerei finden, und dazu brauchst du einen klaren Kopf und einen starken Rücken. Danello und Jeatar helfen dir sowieso mehr als ich. Ich werde sehen, was ich hier ausrichten kann. Vielleicht weiß Neeme etwas. Die anderen ignorieren sie die meiste Zeit, aber ich habe das Gefühl, dass sie das nicht besonders stört.«
»Wir sind bald wieder da«, tröstete ich sie. »Und wenn es zu
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