Das blaue Feuer - Roman
Arm.
Soldatinnen und Soldaten in Uniformen, die ihnen besser passten als unsere, überprüften die Siegel am Tor. Sie sahen nicht jung oder gelangweilt aus, wie so viele Soldaten, die ich zu Hause gesehen hatte. Diese Männer und Frauen wirkten gefährlich, fast als hofften sie, jemand habe nicht das richtige Siegel, um den Tag mit einem Kampf zu beginnen.
»Nächster«, rief die Soldatin. Hinter ihr standen zwei weitere, mit langen Speeren bewaffnet.
»Entspannt euch«, sagte ich und zog mein Siegel aus der Tasche. »Echte Soldaten tun das jeden Tag.«
Die Siegel waren aus Holz, ungefähr so groß wie meine Handfläche und mit dem Fischadler des Herzogs sowie offiziellen Bezeichnungen gestempelt. Unten am Rand waren unterschiedlich tiefe Markierungen, einige mit Farbe, einige ohne.
Bitte, heilige Saea, lass es für eine Woche genug sein!
Wir kamen zum Anfang der Schlange. Die Soldatin prüfte Jeatars Siegel. Sie drehte es in der Hand und fuhr mit den Fingern über die farbigen Markierungen am unteren Rand. »Ihr vier gehört zusammen?«, fragte sie Jeatar.
»Ja.«
Ihr Blick überflog Danello und blieb auf mir haften. »Ist sie nicht ein bisschen jung für eine Soldatin?«
Herzrasen. Ich räusperte mich. »Bist du nicht ein bisschen neugierig für eine Wache?«
Jeatar schlug mich mit der flachen Hand ins Gesicht. »Das heißt, noch einen Tag Töpfe schrubben«, sagte er mit harter Stimme. »Lern lieber, die Klappe zu halten, sonst verbringst du deine gesamte Dienstzeit in den Küchen.«
Die Soldatin betrachtete ihn mit geschürzten Lippen.
»Neue Rekruten«, sagte Danello und lachte. »Diese Frischlinge werden jeden Tag jünger,
was?«
Die Soldatin lachte und strich ihm mit den Fingern übers Kinn. »Das sagt der Junge mit dem Babyflaum auf dem Kinn.«
Danello lief hochrot an, und die Soldatinnen mit den Speeren stimmten in das Gelächter ein.
Ich schmollte, wie erwartet, und sie lachten noch lauter. Die Soldatin öffnete das Tor, und wir gingen hindurch.
»Was hast du dir gedacht, so eine große Klappe zu riskieren?«, fragte Jeatar, sobald wir außer Hörweite waren.
»Dass jemand, der so jung aussieht wie ich, in diesem Punkt empfindlich ist.«
Er machte den Mund auf und schloss ihn wieder. »Eigentlich gerissen.«
»Du musst nicht so überrascht klingen.«
Aylin kicherte.
»Wo geht es zur Gießerei?«, fragte ich.
»Hier entlang.«
Das Viertel der Aristokraten war weitaus schöner als die Terrassen in Geveg. Elegante Villen standen auf Hügeln, umgeben von üppigem Gras und blühenden Bäumen. Ein süßer Duft lag in der Luft und Blütenblätter schwebten im Wind. Hier waren die Häuser nicht eng zusammengequetscht; selbst die Läden und Kaffeehäuser nannten ausreichenden Zwischenraum ihr eigen, für gewöhnlich in Gestalt eines kleinen Gartens oder Patios.
»Sind das Soldaten?«, fragte Danello, als Männer in roten und goldenen Uniformen sich uns näherten.
»Nein, Diener«, antwortete Jeatar.
»In Uniformen?«
»Die meisten Haushalte haben ihre eigenen Farben und Embleme.«
»Wofür?« Er schaute genauso verblüfft drein wie ich. Aber es konnte eine weitere Möglichkeit darstellen, sich in die Stadt zu schleichen. Auf Diener achtete man wahrscheinlich nicht mehr als auf Soldaten.
»Status«, erklärte Jeatar. »Die Ladenbesitzer wissen aufgrund der Farben, für welches Haus der Diener einkauft, und das bestimmt, wer die beste Ware bekommt.«
Danello schüttelte nur den Kopf.
Die gepflegten Gärten wichen hohen Hecken. Dann kamen weniger elegante Läden und schlichtere Stadthäuser. Noch einige Blocks weiter folgten hohe Lagerhäuser und Schenken, dann der Militärdistrikt. Die Zitadelle erhob sich wie ein Fels, selbst aus der Ferne Furcht erregend.
»Und hier sind wir«, erklärte Jeatar. »Hat jemand Durst?«
Ich blickte ihn ungläubig an, bis ich die Schenke gegenüber der Gießerei sah. Wir konnten sitzen und beobachten, ohne dass wir auffielen. Selbstverständlich waren die meisten Tische von Soldaten besetzt.
»Bist du dir ganz sicher?«, fragte ich Jeatar.
»Du hast gesagt, du willst die Gießerei auskundschaften.« Er ging die Stufen zum Patio hinauf und setzte sich an einen Tisch. Ein paar Leute schauten zu ihm herüber, aber die meisten ignorierten ihn.
»Ich frage mich, ob sie Frühstück servieren«, sagte Aylin, als wir uns alle zu ihm gesetzt hatten.
Die Gießerei war genauso, wie Onderaan sie beschrieben hatte. Eine zehn Fuß hohe Mauer umschloss das
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